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Oksa Pollock. Die Unverhoffte

Oksa Pollock. Die Unverhoffte

Titel: Oksa Pollock. Die Unverhoffte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Plichota
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Abkochungen besser, doch er hatte einen großen Schock erlitten und musste sich ausruhen.
    Er war vorhin sehr bald in einen tiefen Schlaf gefallen. Oksa war noch eine Weile bei ihm geblieben, nun ließ das Bild ihres verletzten Freundes sie nicht mehr los. Sie schauderte und suchte mit dem Blick ihre Eltern, die als Erste nach dem schrecklichen Unglück eingetroffen waren, zusammen mit Abakum, Tugdual und … Pierre und Jeanne Bellanger!
    Was machten Gus’ Eltern hier? Es war doch eine Versammlung der Rette-sich-wer-kann! Ihre Anwesenheit hier im Salon – vor allem unter diesen sonderbaren Umständen – war unbegreiflich. Dennoch schien sich niemand darüber zu wundern. Oksa hatte versucht, Dragomira zwischen Tür und Angel zu befragen, doch die Baba Pollock hatte nur beschwichtigende Gesten gemacht: Sie solle sich gedulden, bald würde sie eine Antwort erhalten.
    Dragomira setzte sich steif hin, ihr weites dunkelviolettes Kleid um sich ausgebreitet. Sie begann nervös mit den Fingerspitzen an den Seidenfransen zu zupfen, die von der Armlehne des Sessels hinabhingen, und zwirbelte sie zu dünnen Fäden. Dann räusperte sie sich, um die allgemeine Aufmerksamkeit auf sich zu lenken.
    »Liebe Freunde«, sagte sie schließlich mit angespannter Stimme, »seit über fünfzig Jahren waren wir im Zweifel, doch heute haben sich unsere Befürchtungen leider bestätigt: Mindestens ein Treubrüchiger ist durch das Tor gelangt. Der Sohn des schlimmsten Feindes von Edefia ist im Da-Draußen, und er hat es geschafft, unserer Hoffnungsträgerin sehr nahe zu kommen.«
    Eine große Unruhe breitete sich im Raum aus. Die Plemplems stießen spitze Schreie aus, Jeanne und Marie ebenfalls.
    »Was ist denn passiert, Leomido?«, fragte Pavel mit zitternder Stimme.
    Auf Leomidos Stirn standen Schweißtröpfchen. Er schloss kurz die Augen, ehe er mit Grabesstimme sagte: »Er hat uns heute am frühen Nachmittag das erste Mal angegriffen. Eins meiner Haselhühner war das Opfer. Doch das war gar nichts, verglichen mit dem, was zwei Stunden später geschah …« Leomido verstummte und schluckte mühsam.
    »Hat er euch erneut angegriffen?«, bedrängte ihn Naftali.
    »Ja«, fuhr der alte Mann fort. »Mit unfassbarer Kraft. Ich dachte schon fast, es würde uns nicht gelingen, ihn abzuwehren. Zum Glück waren die Kinder sehr mutig, sonst wäre Oksa jetzt in seinen Händen … Sie war so schlau, ihm ein Tornaphyllon-Granuk zu schicken. Allerdings hat er im Gegenzug einen Schwarm von Totenkopf-Chiroptern auf uns gehetzt.«
    Die Rette-sich-wer-kann sahen sich entsetzt an.
    »Wie schrecklich! Ihr habt Glück gehabt, dass ihr ihnen entkommen seid«, sagte Jeanne Bellanger.
    Zu Oksas großem Erstaunen schien Gus’ Mutter bestens Bescheid zu wissen.
    »Das stimmt«, räumte Leomido ein. »Gus hat es allerdings erwischt, doch der Biss ist nur oberflächlich. Dragomira hat die nötigen Behandlungen vorgenommen, es besteht keinerlei Gefahr mehr.«
    »Und es wird auch keine Folgeerscheinungen geben?«, beeilte sich Naftali mit besorgter Miene zu fragen. »Chiropter sind extrem …«
    »Lass uns die Dinge nicht unnötig verkomplizieren«, unterbrach ihn Leomido schroff.
    »Wie habt ihr es denn geschafft, diesem Schwarm von Totenkopf-Chiroptern zu entkommen?«, fragte Mercedica und fixierte Leomido.
    »Wir haben Lichterlohs geworfen und diese Monster alle verschmort. Doch dass wir entkommen sind, ist nur Oksas Verdienst. Sie hat das Haselhuhn in Richtung Meer abgedrängt.«
    »Und Gus …«, murmelte Oksa.
    »Richtig«, stimmte Leomido ihr zu. »Zum Glück haben beide einen kühlen Kopf bewahrt. Ich dagegen war völlig fassungslos, als wir hoch oben am Himmel angegriffen wurden. Es war unglaublich. Alles war bis ins kleinste Detail geplant. Der Angriff auf mein Haselhuhn diente nur dazu, mich in die Luft zu locken. Ich war für ihn immer schon leicht zu durchschauen.«
    »Also ist er es wirklich? Bist du dir sicher?«, fragte Naftali.
    »Ja, das steht außer Frage. Es ist Orthon, Ocious’ Sohn!«
    »Aber nein! Es ist McGraw, unser Mathelehrer«, warf Oksa erregt ein.
    Alle Blicke wandten sich ihr zu. Pavel stieß einen wütenden Schrei aus. Marie wurde leichenblass und griff nach seinem Arm. Jeanne und Pierre sahen sich sprachlos an.
    »Euer Mathelehrer?«, fragte Dragomira verständnislos.
    »Na ja«, antwortete Oksa zögernd, »er ist kein echter Lehrer …«
    Nun starrten alle sie verblüfft an.
    »Äh …«, machte Oksa, die das unangenehme

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