Oksa Pollock. Die Unverhoffte
Gefühl hatte, zu viel gesagt zu haben. »Das ist mir nur so herausgerutscht.«
Pavel ließ nicht locker. »Was soll das heißen?«, fragte er
Oksa zögerte, ehe sie fast unhörbar antwortete: »Bis heute glaubten Gus und ich, McGraw sei von einem Geheimdienst geschickt worden, um mich zu entführen, damit sie Versuche mit meinem Gehirn anstellen können.«
»Was?«, schrien alle im Salon gleichzeitig, einschließlich der Plemplems.
»Moment mal!«, sagte Marie panisch. »Willst du damit sagen, dass ihr beide seit Anfang des Schuljahres euren Mathelehrer für eine Art Söldner haltet, der dich entführen will?«
Da fragte Abakum mit seiner angenehmen ruhigen Stimme: »Wie seid ihr auf diese Idee gekommen?«
»Wir haben Nachforschungen über ihn angestellt«, antwortete Oksa ohne Abakum anzusehen.
»Was ist das schon wieder für eine Geschichte?«, sagte Pavel mit hochgezogenen Augenbrauen.
»Alle hassen ihn und fürchten sich vor ihm«, fuhr Oksa fort. »Wir fanden ihn schon immer suspekt, und zwar nicht nur, weil er ein schrecklicher Lehrer ist. Es war von Anfang an so, als wisse er alles über mich. Als habe er schon vorher gewusst, wer ich bin! Vor einer Weile haben wir uns seine Personalakte angesehen …«
»Ich will lieber nicht wissen, wie ihr an diese Akte gekommen seid«, murmelte Pavel.
»… und darin stand, dass er für die CIA und die NASA gearbeitet hat. Er war wohl Spezialist für irgendwas, das mit dem fotoelektrischen Effekt zu tun hat, kein Wunder, so begeistert wie er von Einsteins Arbeiten über das Licht ist.«
»Nicht zu fassen!«, brummte Abakum.
»Also konnten wir nicht glauben, dass er die NASA verlassen hat, um an einer Schule Mathe zu unterrichten«, sagte Oksa mit einem kurzen Blick auf ihren Vater. »Dann haben wir entdeckt, dass er sich aus persönlichen Gründen an der St.-Proximus-Schule beworben hat. Und seine persönlichen Gründe, das bin ich!!! Deswegen dachten wir, dass ein Geheimagent hinter mir her ist. Aber wir hätten nie geglaubt, dass es ein Treubrüchiger sein könnte.«
Zu sagen, dass Oksas und Leomidos Enthüllungen die Rette-sich-wer-kann erschreckten, wäre untertrieben – sie waren buchstäblich wie gelähmt vor Entsetzen.
In Oksas auf Hochtouren arbeitendem Gehirn hingegen sortierten sich die Gedanken und die Puzzleteile fügten sich zusammen.
»Mann!«, rief sie plötzlich. »Das gibt es doch gar nicht!«
Verwirrende Reaktionen
O
ksa wurde von finsteren Ahnungen erfüllt.
»Würdest du uns verraten, woran du gerade denkst?«, fragte Pavel mit angespannter Miene.
Oksa sah ihn geistesabwesend an. Dann schüttelte sie den Kopf und blinzelte, ehe sie mit heiserer Stimme zu erzählen begann: »An der St.-Proximus gab es einen Mathelehrer namens Williams, der kurz vor Schuljahresanfang tot in der Themse gefunden wurde. Ermordet! Es scheint ein grauenhafter und rätselhafter Mord gewesen zu sein, unser Freund Merlin Poicassé hat uns davon erzählt …«
»Du lieber Himmel!«, rief Dragomira aus. »Und weiß man, wie dieser Mann gestorben ist?«
»Äh … nein«, sagte Oksa, »aber ich kann es mir denken.«
Bei diesen Worten sprang sie auf und lief in Leomidos Arbeitszimmer, das an den Salon grenzte. Sie schaltete den Computer ihres Großonkels ein und war kurz darauf im Internet.
Alle Rette-sich-wer-kann standen um sie herum und starrten auf den Bildschirm, den vor lauter Gedränge keiner ganz sehen konnte. Ein Zeitungsartikel aus dem Archiv der Times baute sich auf. Oksa beugte sich über den Monitor und überflog die Seite mit rasender Geschwindigkeit. Als sie fertig war, pfiff sie durch die Zähne und klammerte sich an der Tischkante fest.
»Sag schon!«, bedrängte Mercedica sie. »Wir wollen es auch wissen.«
»Nun, McGraw ist nicht nur ein Treubrüchiger, sondern auch ein Verbrecher!«, rief Oksa mit ebenso triumphierender wie angsterfüllter Stimme. »Er hat den Mathelehrer Williams umgebracht, um dessen Stelle zu bekommen!«
»Das ist ja grauenhaft!«, rief Dragomira entsetzt.
»Aber das ist noch nicht alles«, fügte Oksa aufgeregt hinzu. »Er hat auch den Journalisten Peter Carter ermordet, als der zu gefährlich wurde. Und das hier ist der Beweis!«
Alle Rette-sich-wer-kann wurden von einem eisigen Schwindel erfasst. Der Times- Artikel auf dem Bildschirm vor ihnen beschrieb den Tod von Lucas Williams, dem ehrbaren Mathematiklehrer der St.-Proximus-Schule, in allen Einzelheiten. Die Todesursache war den Ermittlern von Scotland
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