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Oksa Pollock. Die Unverhoffte

Oksa Pollock. Die Unverhoffte

Titel: Oksa Pollock. Die Unverhoffte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Plichota
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Rette-sich-wer-kann, oder?«
    »In der Tat, deine Mutter stammt aus einer Familie von Rette-sich-wer-kann, und es bestand die Chance, dass sie die nächste Huldvolle sein würde. Darum steht ihr Name auf der berüchtigten Liste, die ihr … äh … gefunden habt. Doch sie wurde nicht auserwählt«, fügte er hinzu und lächelte Oksa liebevoll an. »Aber möchtest du nicht lieber mit deinen Eltern darüber reden?«
    Abakum half Gus beim Aufstehen und gab ihm seinen Arm, um ihn in den Salon zu begleiten. Oksa ging ihnen voraus.
    »Jeanne, Pierre, hier ist ein junger Mann, der euch ein paar Fragen stellen möchte.«
    »Gus!«, rief Pierre. Der »Wikinger«, wie er von allen genannt wurde, machte einen ziemlich verstörten Eindruck. Er legte die Hände vors Gesicht. »Da wir gerade beim Thema Enthüllungen sind …«
    Endlich schaute er zu Gus, der die Spannung nicht mehr aushielt.
    »Wie du dir schon gedacht hast, sind wir hier, mein Sohn, weil Edefia uns nicht unbekannt ist. Deine Mutter und ich sind wie Pavel nicht dort geboren und nie dort gewesen. Doch unsere Eltern gehören der Gruppe von Rette-sich-wer-kann an, die am Tag des Großen Chaos durch das Tor getreten sind …«
    Gus wurde von einem Schwindel erfasst, er nahm den Kopf zwischen die Hände und ließ sich an der Wand zu Boden gleiten. Sein Vater stürzte zu ihm, um ihn aufzufangen, und trug ihn zu dem Sofa, wo seine Mutter saß.
    »Nimm davon, mein Junge!«, sagte Dragomira und gab ihm ein bläuliches Fläschchen. »Ich glaube, eine weitere Dosis kann nicht schaden, im Gegenteil.«
    Gus schloss die Augen und trank das Fläschchen in einem Zug leer. Er verzog angewidert das Gesicht und schüttelte sich. »Dieses Zeug wird mir den Magen durchpusten, so viel steht fest.«
    »Der Geschmack ist nicht mit Auszeichnung erfüllt, doch die Wirkung ist siegreich gegen Vergiftungen«, munterte ihn der Plemplem auf.
    Gus lächelte dem kleinen Geschöpf schwach zu und wandte sich dann an seine Mutter.
    »Erzähl es mir bitte, Mama. Ich will es wissen.«
    »Der Name meines Vaters war Tempel«, begann die sanfte Jeanne Bellanger. »Er war der Vertreter der Silvabulaner im Pompament, der Regierung Edefias. Pierres Eltern waren die Handkräftigen, die für die Verwaltung der Gläsernen Säule zuständig waren. Alle drei waren der Huldvollen Malorane treu ergeben und gelangten deswegen unter ihrem Schutz bis zum Tor. Wie alle, denen dieses Glück zuteilwurde, hatten sie geschworen, auf Dragomira achtzugeben. Doch leider wurden die Rette-sich-wer-kann, wie ihr wisst, in alle Himmelsrichtungen verstreut. Nur diejenigen, die zusammen waren, sind auch zusammengeblieben, wie Dragomira, Abakum und Leomido. Eine andere Gruppe bestand aus meinem Vater und Pierres Eltern. Sie landeten in der ehemaligen Tschechoslowakei, Tausende Kilometer von Sibirien entfernt. Sie integrierten sich bald in die Gesellschaft, blieben sich aber immer sehr nahe.
    Mein Vater heiratete eine junge Tschechin und zwölf Jahre später wurde ich geboren. Im August 1968, als die Sowjets in Prag einmarschierten, wurden meine Eltern getötet. Da nahmen mich Pierres Eltern auf. Sie behandelten mich immer wie ihre eigene Tochter. Kurze Zeit später gingen wir ins Exil, Pierres Eltern zum zweiten Mal. Ihr Instinkt führte sie nach Frankreich, und wie der Zufall es wollte, trafen sie Dragomira, Abakum und Leomido einige Jahre später wieder.«
    »Wie denn?«, unterbrach Oksa, die fasziniert zugehört hatte, Jeannes Erzählung.
    »Als meine Familie noch in der Tschechoslowakei war, war das Land abgeriegelt, und es war schwer zu erfahren, was in der westlichen Welt passierte. Doch wenige Monate nach unserer Ankunft in Frankreich las Pierres Vater zufällig einen Artikel über Leomido, der mittlerweile ein berühmter Dirigent geworden war. Er erkannte ihn sofort auf dem Foto, wie andere Rette-sich-wer-kann auch. So fanden sich einige von ihnen dank der Bekanntheit deines Großonkels wieder, Oksa – die der ersten Generation, wie Mercedica in Spanien, Naftali und Brune in Schweden, Cockerell in Japan.«
    »Wie viele seid ihr? Wisst ihr das?«, fragte Gus.
    »Heute kennen wir insgesamt zehn Rette-sich-wer-kann in erster Generation. Ohne Orthon, auf den wir liebend gern verzichtet hätten«, antwortete Pierre bitter. »Die Liste, die ihr uns gerade gegeben habt, wird uns helfen, noch andere zu finden. Die Gruppe um die Huldvolle Malorane bestand aus fünfunddreißig Personen, doch wir wissen nicht, wie viele von

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