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Oksa Pollock. Die Unverhoffte

Oksa Pollock. Die Unverhoffte

Titel: Oksa Pollock. Die Unverhoffte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Plichota
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gegeben! Und es ist ein sicheres Zeichen für ihre Verzweiflung. Es ist ein Hilferuf, meine Freunde!«
    »Ich hätte nie geglaubt, dass ich das eines Tages erleben würde«, sagte Naftali. »Die Alterslosen … unglaublich … Ist euch klar, was da gerade passiert ist?«
    »Ein Wunder«, stimmte Mercedica ihm zu, »aber es ist natürlich auch sehr beunruhigend.«
    »Was hat es zu bedeuten?«, fragte Oksa erregt.
    »Nichts Gutes, fürchte ich«, antwortete Abakum mit einem traurigen Blick auf Dragomira. »Sie sagten doch, dass Oksas Kraft und die Verbindung der beiden Huldvollen die Hoffnung sind, die die Welt und ihr Herz, also ihren Kern, retten könnten.«
    »Wenn die Welt gerettet werden muss, heißt das, dass sie in Gefahr ist. Das hört sich nicht gut an …«, murmelte Oksa.
    »Zumal es wahrscheinlich ist, dass es sich bei der Welt, von der sie sprechen, nicht nur um Edefia handelt.«

Ein nächtliches Gespräch
    O
ksa saß, die Ellbogen auf den Knien, auf der Treppe zum ersten Stock und versuchte die Angst in den Griff zu bekommen. Das Blut pochte ihr in den Schläfen und ihr Kopf schmerzte. Sie schloss für einen Moment die Augen, blind für die Welt und alles um sie herum. Und so bemerkte sie nicht die Gestalt, dunkel wie ein Schatten, die sich dicht an sie heranschlich und reglos in einer der finsteren Ecken des Treppenhauses stehen blieb.
    Sie spürte das Ringelpupo und schob den Ärmel hoch. Bei dem Versuch, sie zu beruhigen, pulsierte das kleine Armbandgeschöpf mit aller Kraft an ihrem Handgelenk.
    »Ich halte dich zurzeit ganz schön auf Trab, liebes Pupo, was?«, sagte Oksa und streichelte es.
    Sie kaute an den Nägeln, beschloss dann, frische Luft zu schnappen, und stand auf. Die Nacht war pechschwarz, die Luft kühl und die Stille vollkommen. Genau das, was sie jetzt brauchte. Sie ließ sich in dem verlassenen Gemüsegarten nieder, ohne die mysteriöse Gestalt zu bemerken, die ihr gefolgt war und sich in ein paar Meter Abstand nun ebenfalls hinsetzte.
    Inmitten der nächtlichen Ruhe, die Oksa umgab, legte sie sich ins kühle feuchte Gras. So blieb sie liegen und schaute zum Mond hoch, der immer mal wieder für kurze Zeit hinter den Wolken hervorlugte. Sie war so in ihren Wirrwarr von Gedanken versunken, dass es eine Weile dauerte, bis sie die sanfte Melodie hörte, die vom alten Friedhof hinter Leomidos Haus zu ihr herüberdrang. Sie setzte sich auf und lauschte: Die Stimme, die sie hörte, klang ernst und dumpf, unendlich traurig. Oksa schauderte, allerdings eher vor Kälte als vor Angst. Es klang zwar nicht sehr einladend, doch schließlich siegte – wie immer – ihre Neugier. Sie sah zum Friedhof hinüber und erblickte funkelnde kleine Lichter. Sie hatte sich also nicht getäuscht!
    Als sie näher kam, erkannte sie Tugdual, der an einem moosbedeckten, umgefallenen Grabstein lehnte. Er war wie immer ganz in Schwarz gekleidet und trug merkwürdige silberne Ketten um den Hals. Mit Kopfhörern auf den Ohren sang er vor sich hin. Eine Phosphorille wedelte im Takt des Gesangs mit ihren Leuchttentakeln. Es war ein ergreifendes Schauspiel, schön und Furcht einflößend zugleich. Als Tugdual den Kopf hob, begegnete Oksa seinem finsteren, fast feindseligen Blick. Aus Angst vor der Reaktion des beunruhigenden Jungen blieb sie reglos stehen. Doch er winkte sie zu sich.
    »Komm ruhig!«
    »Äh … ich wollte dich nicht stören«, stammelte Oksa.
    »Du störst mich nicht. Setz dich doch!«, sagte er und rückte ein Stück zur Seite.
    Oksa zögerte, folgte dann jedoch seiner Einladung. Verflixte Neugier … eines Tages bringt sie mich noch in Teufels Küche, sagte sie sich.
    »Magst du Friedhöfe?«, fragte Tugdual direkt.
    »Äh … ich weiß nicht … Ich glaube nicht«, antwortete Oksa, die sich ausgesprochen lächerlich vorkam.
    »Ich finde sie toll«, sagte er. »Sie wirken so beruhigend. Diese Stille. Diese Reglosigkeit. Ich liebe es. Die Leute finden das krankhaft, aber sie täuschen sich, sie haben keine Ahnung. Sie sehen nur das wenige von mir, was ich sie sehen lasse, und dabei müssten sie einfach nur richtig hinschauen. Sie müssten hinter die Fassade schauen, meine ich damit.«
    »Bist du unglücklich?«, fragte Oksa kühn und sah ihn von der Seite an.
    Zu ihrer großen Überraschung überlegte Tugdual, ehe er ihr antwortete. Er nahm ihre Frage sichtlich ernst und so kam sie sich nicht mehr ganz so dumm vor.
    »Nein, das bin ich nicht. Jedenfalls glaube ich es nicht. Ich habe nur keine

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