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Oksa Pollock. Die Unverhoffte

Oksa Pollock. Die Unverhoffte

Titel: Oksa Pollock. Die Unverhoffte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Plichota
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mit geschlossenen Augen hinunter. Ein merkwürdiger Roquefort-Käsegeschmack breitete sich in ihrem Mund und ihrer Kehle aus. Diese Insekten mussten große Käseliebhaber sein. Doch das Wichtigste lag noch vor ihr: die Wand …
    »Das geht garantiert daneben«, raunte sie, während sie einen Fuß auf die senkrechte Fläche stellte.
    Sie versuchte, den zweiten anzuheben, indem sie sich mit aller Macht vorstellte, dass er neben dem anderen landete, der bereits an der Wand klebte.
    »Nicht schlecht, Oksa, gar nicht schlecht!«, ermunterte Dragomira sie.
    Oksa hatte große Zweifel. Sie schloss die Augen, versuchte, sich zu konzentrieren, und spürte … dass sie ging. Erst bewegte sie einen Fuß, dann den anderen, als wäre es die normalste Sache der Welt. Nichts Besonderes also!
    »Bravo, meine Duschka! Auf Anhieb!«
    Da öffnete Oksa die Augen wieder und begriff – begriff, dass die Wand vor ihr in Wirklichkeit die Decke war. Sie hatte es geschafft! Vor Aufregung lief ihr ein Schauder über den Rücken, der sie fast aus dem Gleichgewicht gebracht hätte. Sofern man in der Waagerechten überhaupt von Gleichgewicht sprechen konnte. Nach anfänglichem Zögern bewegte sie sich mit größerem Selbstvertrauen fort, bis sie übermütig wurde und ihr Ziel weiter steckte: »Und was ist mit der Decke, Baba?«
    Dragomiras Antwort bestand aus einer Vorführung. Mit beiden Füßen an der Decke zog sie Oksa zu sich.
    »Wow! Die reinste Hexerei, super! Als wären meine Füße magnetisch.«
    »Genau, dazu dient ja auch dieser Befähiger«, bestätigte Dragomira.
    »Zum Glück tragen wir Hosen!«, rief Oksa lachend. »Das war Berechnung, Baba!«
    Augenzwinkernd zupfte die Alte Huldvolle ihre bestickte Kimonohose zurecht.
    »Möchtest du es jetzt mit den Händen versuchen?«
    Mit wachsendem Staunen ließ Oksa sich rasch in die Hocke nieder und legte die Hände an die Decke. Sie blieben sofort kleben.
    »Genial!«, rief sie begeistert. »Guck mal, Baba, ich bin eine Riesenspinne!«
    »Sehr gut, Spidergirl !«, gratulierte ihr Dragomira, immer noch mit den Füßen an der Decke.
    »Aber wie kommen wir wieder herunter?« Ohne die Antwort ihrer Großmutter abzuwarten, löste Oksa sich mit einem Salto von der Decke und landete auf den Füßen. »Ja-haa!«
    Dragomira schrie unwillkürlich auf. »Genug für heute, du hättest dir sehr wehtun können«, sagte sie besorgt. Doch dann fügte sie mit leuchtenden Augen hinzu: »Riskant, aber spektakulär, das muss ich zugeben.«
    »Sollen wir meine Eltern überraschen?«
    Wenig später gingen beide ins untere Stockwerk. Natürlich nahmen sie nicht die Treppenstufen – das wäre ihnen viel zu gewöhnlich gewesen! –, sondern liefen parallel zum Geländer an der Wand entlang. Unten angekommen, klopfte Oksa und fand sich Auge in Auge mit ihrem Vater wieder – sie allerdings kopfüber.
    »Hallo, Papa. Wie geht’s?«, rief sie ihm zu und versuchte, dabei ernst zu bleiben.
    Pavel ließ sich auf ihr Spiel ein.
    »Komm doch rein, Oksa! Ach, Dragomira, du bist auch da, wie schön! Tretet ein, holde Damen, tretet ein!«
    Die holden Damen traten ein, indem sie einen großen Schritt über den Türrahmen machten.
    »Nicht sehr praktisch bei Ihnen, mein Guter«, bemerkte Dragomira, als ihre hinunterbaumelnden Zöpfe das Gesicht ihres Sohnes streiften. »Guten Tag, Marie!«
    Marie schaute auf, hob die Hand und strich ihrer Tochter über die Haare.
    »Oksa, hättest du Lust auf eine heiße Schokolade mit Gewürzen?«
    »Natürlich!«, rief Oksa und wiederholte den Salto mit Bravour. Sie löste sich von der Decke und landete neben ihrer Mutter auf dem Boden. »Hast du das gesehen, Mama? Cool, was?«
    »Hm … Kein Kunststück für eine Hexe, die was auf sich hält, oder?«, sagte Marie gelassen. »Quatsch, das war ein Scherz«, fuhr sie mit einem schwachen Lächeln fort. »Es war großartig!«
    Dann wandte sie sich an Dragomira, die auf weniger sportliche Weise auf den Boden zurückgekehrt war: »Und? Was sagst du zu deiner Schülerin? Ist sie wenigstens vorsichtig?«
    »Sie ist wunderbar, Marie, mach dir keine Sorgen.«
    »Ich mache mir immer Sorgen, das weißt du doch. Immer.«

Skelett und Ringelpupo in Aufruhr
    D
ie Herbstferien gingen zu Ende. Oksa kam es vor, als hätten sie mehrere Monate gedauert, so viel war passiert. Es war schon ein komisches Gefühl, an diesem Montagmorgen wieder in die Schuluniform zu schlüpfen – diesmal die Wintervariante mit Hose und Pulli –, sich die Inlineskates

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