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Oksa Pollock. Die Unverhoffte

Oksa Pollock. Die Unverhoffte

Titel: Oksa Pollock. Die Unverhoffte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Plichota
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anzuschnallen und vor dem Haus Gus zu treffen, der sie bereits erwartete. Allerdings war er nicht allein: Die Bellangers und die Pollocks hatten vereinbart, dass immer abwechselnd einer von ihnen die beiden Kinder auf dem Schulweg begleiten sollte. »Adieu, geliebte Freiheit!«, hatte Oksa bedauernd festgestellt.
    Am ersten Morgen nach den Ferien war Gus’ Vater an der Reihe.
    »Guten Tag, Pierre, wie geht’s?«, begrüßte ihn Oksa. »Tolles Fahrrad!«
    »Grüß dich, Oksa! Ja, nicht wahr? Ich habe es extra wegen dir und Gus aus dem Keller geholt. Jetzt hoffe ich nur noch, dass ich euch hinterherkomme.«
    »Wir schaffen es auch sehr gut ohne Aufpasser in die Schule! Wir sind schon groß, weißt du? Wir können uns wehren!«
    Auf der Fahrt von Wales zurück nach London hatte Oksa dieses Thema bestimmt schon fünfzig Mal angeschnitten. Und die Antwort, die Pierre Bellanger oder ihre Eltern ihr gaben, war mehr oder weniger dieselbe geblieben: »Darum geht es nicht, Oksa. Es ist einfach nur ratsam, doppelt vorsichtig zu sein, wenn man es mit Leuten wie Orthon zu tun hat.«
    »Das kannst du laut sagen, Papa«, stimmte Gus zu. »Mir wird ganz schlecht bei der Vorstellung, ihn wiederzusehen. Aber vielleicht haben wir Glück und er ist gar nicht mehr da.«
    Doch das Glück war an diesem Tag nicht auf ihrer Seite. Mit gesenktem Kopf und schleppenden Schritten, als wären sie unterwegs in ein Straflager, trotteten die Schüler der Achten Wasserstoff wie jeden Montagmorgen zu ihrem Klassenzimmer. McGraw stand mit dem Rücken zum Raum und schrieb mit eckigen Bewegungen an die Tafel. Er drehte sich auch nicht um, als die Schüler hereinkamen.
    »Setzt euch, und zwar lautlos!«, donnerte er anstelle einer Begrüßung. »Lautlos, habe ich gesagt! Fehlt dieses Wort etwa in eurem Vokabular? Zelda, dürfen wir hoffen, dass dir die Ferien gut bekommen sind und du uns in Zukunft mit deiner unseligen Angewohnheit verschonen wirst, ständig Stifte hinunterfallen zu lassen?«
    Die arme Zelda errötete bis zu den Haarwurzeln und setzte sich, wobei sie nicht nur den Atem, sondern gleich noch einen Bleistift festhielt, der bereits gefährlich nahe an den Rand ihres Tischs gerollt war.
    Oksa lächelte sie aufmunternd an und machte eine Geste, als ob sie sich mit dem Handrücken den Schweiß von der Stirn wischen würde. Allerdings fühlte sie selbst sich auch nicht gerade in Topform. Dank – oder wegen – ihres Triumphes über McGraw fürchtete sie sich vor der Begegnung mit ihm.
    Als er sich schließlich umdrehte, biss sich Oksa vor Überraschung auf die Lippen. Der verhasste Lehrer trug den linken Arm in einer Schlaufe und hatte ein blaues Auge!
    Gus stieß seine Freundin mit dem Ellbogen an und murmelte: »Na, der hat keinen Grund, sich über andere lustig zu machen.«
    McGraw ließ den Blick über die Klasse schweifen, wobei er Gus und Oksa sorgfältig aussparte, und sagte dann mit Grabesstimme: »Holt ein Blatt Papier heraus. Wir schreiben einen Test.«
    Ein missbilligendes Murmeln ging durch die Reihen. Ein Test am ersten Tag nach den Ferien, das sah McGraw ähnlich. Aber diese Erkenntnis machte es auch nicht erträglicher.
    »Ich will keine Kommentare hören und dulde keine Note unter einer Drei«, verkündete er eisig. »Ihr hattet die ganzen Ferien Zeit zum Lernen. Also bitte keine faulen Ausreden.«
    Jeder beugte sich über sein Blatt und konzentrierte sich auf die Fragen, die an der Tafel standen.
    Wenn Oksa nach vorn schaute, vermied sie sorgfältig jeden Blickkontakt mit dem Lehrer, der an seinem Pult Platz genommen hatte. Doch als sie McGraws offensichtliches Bestreben bemerkte, auch ihrem Blick auszuweichen, verflog ihre Furcht und stattdessen empfand sie fast so etwas wie Überlegenheit. Es war ein ganz neues und irgendwie berauschendes Gefühl!
    Und natürlich musste Oksa diese Stärke einfach ein wenig ausspielen! Das Skelett, das in einer Ecke des Klassenzimmers zwischen Fenster und Lehrerpult aufgehängt war, bot eine unwiderstehliche Gelegenheit dafür. Auf einmal bewegte es eine Hand, als wollte es die Schüler grüßen.
    Einige hatten die Bewegung aus dem Augenwinkel wahrgenommen und sahen sich neugierig um, wer denn McGraw diesen gelungenen Streich spielte. Der Lehrer bemerkte die Unruhe und hob misstrauisch den Kopf. Doch das Skelett hing vollkommen reglos, wie es sich für ein anständiges Skelett gehört. Oksa beugte sich derweil gewissenhaft über ihre Arbeit, das Gesicht teilweise von ihren Haaren

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