Oksa Pollock. Die Unverhoffte
Vorbereitung ist vollendet.«
»Die Geschirrspülmaschine?«, fragte Oksa erstaunt.
Alle drehten sich um und sahen dem rundlichen Geschöpf dabei zu, wie es die Spülmaschine öffnete und eine Plastikdose herausnahm. Der Plemplem öffnete den Deckel des Behälters, und eine Dampfwolke quoll hervor – und dazu herrlicher Fischduft!
»Du hast doch nicht etwa den Fisch und die Erbsen in der Geschirrspülmaschine gekocht?«, rief Oksa.
»Junge Huldvolle, die Geschirrspülmaschine verleitet zur Vollendung des Dampfgarens, diese Gewissheit ist köstlich.«
»Der totale Hammer, dieser Plemplem«, kommentierte Gus verdutzt.
»Wenn die Junge Huldvolle den Wunsch gibt, können Möhren dieselbe Garweise erfahren, um dem Fisch beizuliegen. Der Wunsch muss geäußert werden, um sich mit dem nächsten Spüldurchgang zu verbinden.«
»In Ordnung«, sagte Oksa. »Dann gibt es Möhren als Beilage. Du bist genial, Plemplem!«
»Die Junge Huldvolle erteilt zu viel der Ehre«, entgegnete der vor Entzücken lila angelaufene Plemplem.
Die Rette-sich-wer-kann überließen die Plemplems ihren häuslichen Tätigkeiten und gingen zusammen mit Gus und Oksa aus der Küche. Nach einer kurzen, aber erholsamen Nacht war die Aufregung der Nachdenklichkeit gewichen. Sie ließen sich in Leomidos geräumigem Salon nieder, der wieder als Hauptquartier diente, und nutzten ihr Beisammensein, um sich ausführlich zu beraten, Entscheidungen zu treffen und Aufgaben zu verteilen: Analyse der berüchtigten Liste, aktive Suche nach anderen Rette-sich-wer-kann – und Treubrüchigen –, die sich eventuell noch irgendwo auf der Erde befanden, Überwachung von Orthon, Schutz Oksas … Die wichtigste Aufgabe bestand allerdings darin, Oksa beizubringen, ihre neuen Fähigkeiten zu beherrschen und weitere zu erwerben.
»Wir dürfen vor allem nicht vergessen, dass ihr nur in Gesellschaft in Sicherheit seid. Orthon darf absolut keine Gelegenheit bekommen, euch nahe zu kommen«, betonte Pavel.
»He, ich kann mich doch wehren!«, protestierte Oksa. »Ihr müsst zugeben, dass mein Tornaphyllon ganz gut gelungen ist.«
»Allerdings, und dafür möchte ich dich jetzt kräftig loben!«, rief Dragomira. »Bei all dem, was vorgefallen ist, haben wir ganz vergessen, diese gelungene erste Abwehr zu würdigen. Deine Beherrschung des Granuks war hervorragend. Bravo, Oksa!«
Alle klatschten Beifall und Gus pfiff laut. Ein strahlendes Lächeln breitete sich auf Oksas Gesicht aus, doch ihre vorgeschützte Zufriedenheit hatte einen bitteren Beigeschmack, denn diesen Erfolg hatte sie nur Gus zu verdanken. Er hatte sich an die Formel erinnert, mit der man das Granuk auslöste, während ihr Kopf vor lauter Panik wie leer gefegt gewesen war.
Sie musterte die Runde der Rette-sich-wer-kann, die voller Hoffnung und Vertrauen vor ihr saßen. McGraws drohende Schreie hallten in ihrem Kopf wider und deutlicher denn je wurde sie sich der ganzen Tragweite ihrer Bestimmung bewusst. Und wenn sie sich nun täuschten? Wenn sie überhaupt nicht so stark war, wie alle glaubten?
Vom Boden bis zur Decke
S
obald die Pollocks nach London zurückgekehrt waren, be- gann Dragomira, Oksas Ausbildung voranzutreiben.
»Komm doch mal mit, meine Duschka!«
Sie betrat den Kontrabasskasten und zog Oksa hinter sich her. Oksa war fasziniert von der Wendeltreppe und ließ sich in das Streng-vertrauliche-Atelier führen, wo der Duft von Bergamotte-Tee die beiden Huldvollen erwartete. Inzwischen war das Geheimzimmer aufgeräumt, alles hatte seinen Platz gefunden. Trotzdem fehlte es dem Raum nicht an Lebendigkeit: Die Geschöpfe tummelten sich friedlich auf petrolblauen Bodenkissen und boten auch diesmal einen unübertrefflichen Anblick.
Oksa ging in die dunkelste Ecke des Raumes, wo ein riesiger Destillierkolben stand. Einige seiner unzähligen Rohre aus buntem Glas reichten bis zur Decke.
»So was habe ich ja noch nie gesehen! Was machst du damit? Eine illegale Schnapsbrennerei betreiben?«
Oksa war heute zu Späßen aufgelegt, was den Geschöpfen nicht entging.
»Pass auf, Al Capone!«, rief der Getorix. »Eliot Ness ist dir auf den Fersen! Hüte dich vor der italienischen Mafia!«
Dragomira musste lachen und Oksa stimmte ein.
»Du bist aber gut informiert!«, rief die alte Dame ausgelassen. »Wie ich sehe, war das Buch über die Prohibition, das ich den Plemplems geliehen habe, euch allen von großem Nutzen.«
»Er ist immer noch genauso verrückt«, bemerkte Oksa und deutete auf den
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