Oksa Pollock. Die Unverhoffte
Blutbad?«
»Aber nein, Goranov, nicht doch«, erwiderte Abakum gelassen, während er einen Avocadokern in den Mülleimer fliegen ließ.
Oksa und Tugdual beobachteten ihn amüsiert: ein Feenmann in der Küche, was für ein göttlicher Anblick!
»Zack! Da hast du’s! Die Merlikokesse kriegt eins in die Fresse!«, grölte der Getorix. Wild zerzaust wie immer bearbeitete das zottige kleine Ungetüm die Griffe des Kickerspiels.
» Merlikokesse?! Dir werd ich’s zeigen! Du kriegst gleich selber eins auf die Nuss, du Ausgeburt eines Hooligans!«, erwiderte die Merlikokette und schüttelte sich vor Empörung.
»Nüsse, die wachsen doch in warmen Ländern, oder?«, mischten sich jetzt die Sensibyllen ein. Sie trugen winzige gestrickte Schals aus bunt gemusterter Mohairwolle, die ihnen bis über die Nase reichten.
»Oh! Ihr habt aber hübsche Nasenwärmer!«, rief Oksa.
»Das sind, bitte schön, Schnabelwärmer. Der Meister hat sie uns im Rahmen des Projekts ›Große Kälte‹ gestrickt«, stellte eine der Sensibyllen richtig. »Bis wir endlich in ein warmes Land auswandern.«
Diese kleine Unterhaltung über klimatische Bedingungen wurde von den frenetischen Schreien des Getorix unterbrochen, der soeben ein Tor geschossen hatte. Die Froschlinge schlugen begeistert mit den Flügeln und das Wackelkrakeel trötete im Stil eines echten Fußballfans los.
»Und?«, fragte der Getorix. »Wer ist der Beste? Na, was sagst du jetzt, Merlikokette? Die Merlikokette verliert – jede Wette!«
»Oh! Shut up , du Nussknackerpoet, du!«
»Der Getorix hat es sich in den Kopf gesetzt, in Reimen zu sprechen«, rief Abakum als Erklärung aus der Küche. »Aber seid nachsichtig mit ihm, er ist noch ein ziemlicher Anfänger!«
»Ah, jetzt verstehe ich!«, rief Oksa lachend.
Ermutigt von dieser Antwort, kam der Kapiernix zu ihr. Er wirkte noch verwirrter als sonst. »Ach, heißt das, Ihr versteht irgendwas von dem, was die hier sagen? Ich nämlich nicht.«
»Ach je, Kapiernix!«, krähte der Getorix. »An dem Tag, wo du was verstehst, schneit es mitten im Sommer.«
»Oh nein! Redet doch nicht so ein Unglück herbei!«, ereiferten sich die Sensibyllen und klapperten schon bei der bloßen Vorstellung mit den Zähnen.
Doch der Kapiernix, heute eindeutig in Hochform, überging die Bemerkung der anderen Geschöpfe und setzte seine gemächlichen Gedankengänge unbeirrt fort. »Ich verstehe dieses Spiel überhaupt nicht. Wie nennt ihr es noch mal? Das Nussballspiel?«
»Nein, es heißt Fußballspiel, ein Tischfußballspiel«, erklärte ihm Oksa und versuchte höflich, sich das Lachen zu verkneifen. »Es ist ganz einfach. Es gibt zwei Mannschaften, die blaue und die rote, und es geht darum, den Ball ins Tor des Gegners zu schießen. Gewinner ist, wer die meisten Tore geschossen hat.«
Der Kapiernix schwieg eine Weile und schien gründlich nachzudenken. »Das scheint sehr kompliziert zu sein … Und warum muss man einen vom Meister gestrickten Nasenwärmer anziehen, um das zu spielen? Kann ich auch so einen haben?«
»He, was du bräuchtest, ist ein Kopfwärmer!«, rief der Getorix und lachte sich schief über seinen eigenen Witz. »Haha, ein Kopfwärmer für den Kapiernix!«
Oksa konnte kaum noch an sich halten und drehte sich Hilfe suchend zu Tugdual um, der ihr grinsend zuzwinkerte. Aus der Küche war die Goranov zu hören, die sich über den bösartigen Wortwechsel beklagte und darüber, dass dieses ganze Tohuwabohu ihre empfindlichen Nerven angreife. Währenddessen versuchten der Getorix und die Merlikokette sich gegenseitig im Schummeln zu übertrumpfen, um die Kickerpartie zu gewinnen.
»Ich werde dich skalpieren, wenn you do it again !«, kreischte die Merlikokette. »Es ist verboten, den Ball einfach zu nehmen und ins goal zu legen!«
»Ach, du mit deinen läppischen Drohungen! Da lach ich mich doch kaputt«, erwiderte der Getorix mit schallendem Gelächter. »Haha! Ich lach mich kaputt, die Merlikokett’, die meckert so nett!«
»Nein, so was! Mir ist noch nie aufgefallen, was für dichtes Haar dieses Geschöpf hat, das ist ja erstaunlich«, stellte der Kapiernix mit solcher Naivität fest, dass Oksa nun endgültig laut losprustete. »Dieses Spiel ist sehr lustig, nicht wahr?«, fügte er hinzu, als er sah, wie Oksa vor Lachen die Tränen über die Wangen kullerten.
»Die ziehen vielleicht eine Show ab«, sagte Tugdual. »Die haben alle einen totalen Knall.«
»Schluss jetzt, alle zusammen!«, rief Abakum
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