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Oksa Pollock. Die Unverhoffte

Oksa Pollock. Die Unverhoffte

Titel: Oksa Pollock. Die Unverhoffte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Plichota
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gerade in den Sinn kam, angefangen bei den Morgennachrichten bis zu irgendwelchen kuriosen Geschichten, die sie aufgeschnappt hatte.
    Wenn sie abends nach Hause kam, war sie völlig erschöpft von der Anstrengung, die es sie kostete, sich den ganzen Tag lang gegen ihre Verzweiflung zu stemmen. Und selbst in den Schlaf hinein verfolgte sie noch die Angst vor einer Zukunft, die ebenso düster wie ungewiss aussah.
    Marie Pollock war in einem höchst besorgniserregenden Zustand ins Krankenhaus eingeliefert worden. Inzwischen hatten die Untersuchungsergebnisse den Ernst der Erkrankung und die schlechten Heilungsaussichten bestätigt. Eine unausgesprochene Hoffnungslosigkeit umgab Oksas Mutter und stürzte alle um sie herum in eine namenlose Qual.
    Doch ein paar Tage später veränderte sich ihr Zustand zur maßlosen Verblüffung der Ärzte ebenso radikal wie unerwartet …

Eine viel beachtete Rückkehr
    I
n der folgenden Woche ging Oksa wieder zur Schule. Gus erwartete sie bereits voller Ungeduld und ließ seiner Freude über das Wiedersehen freien Lauf.
    »Hallo, Oksa! Toll, dass du wieder mit zur Schule kommst!«, rief er, umarmte sie und drückte ihr zur Begrüßung etwas ungeschickt, aber völlig spontan ein Küsschen auf jede Wange.
    Gar nicht übel dafür, dass es eine Premiere war! Oksa konnte sich nicht erinnern, je von Gus ein Begrüßungsküsschen bekommen zu haben – und dabei kannten sie sich seit ihrer Kindheit! Sie sah verlegen zu Boden und wurde rot. Allerdings nicht annähernd so sehr wie ihr Freund, der derart feuerrot anlief, dass man einen Großbrand befürchten musste.
    »Hallo, Gus!«, entgegnete Oksa. »Meine Mutter ist wieder zu Hause. Ich bin so froh. Die Ärzte wollten sie zwar nicht gehen lassen, sie fanden, es sei noch zu früh, aber Papa hat nicht lockergelassen und eine Erklärung unterschrieben, dass er sie auf eigene Verantwortung mit nach Hause nimmt. Ich habe schon befürchtet, dass er dort noch eine Schlägerei anfängt.«
    »Ja, ich weiß«, antwortete Gus. Er war immer noch knallrot. »Meine Eltern haben gestern Abend mit deinem Vater telefoniert, sie haben es mir vorhin erzählt. Wie geht es ihr denn? Sie sah so elend aus, als wir sie neulich besucht haben.«
    Oksas Gesicht verdüsterte sich. »Sie kann inzwischen den linken Arm wieder ein klein wenig bewegen. Laufen kann sie nicht, aber zumindest aufstehen. Mit ihrem Gleichgewichtssinn geht es allmählich wieder bergauf, sie kann auch wieder sehen und die Schwindelanfälle sind weg. Hoffentlich geht es so weiter. Ich hatte solche Angst, Gus. Wenn du wüsstest!«
    »Und die Ärzte? Was sagen die?«
    »Sie tippen auf Multiple Sklerose. Ich hab mal nachgelesen: Das ist eine schwere Krankheit, die das ganze Nervensystem angreift und vor allem bei Frauen vorkommt. Da bilden sich Beläge auf den Nerven und behindern sie in ihrer Funktion. Abakum ist für ein paar Tage bei uns. Er und Baba sind ein Wahnsinnsteam, ehrlich. Ich wusste ja, dass sie sich mit alternativer Medizin auskennen, aber wie gut, davon hatte ich keine Ahnung. Stell dir vor: Baba hat meiner Mutter Wurmiculums gespritzt!«
    »Äh … was ist das?«, fragte Gus.
    »Okay, ultrageheime Info, verstanden?«, murmelte Oksa und schaute sich verstohlen um. »Die Wurmiculums sind eine Arznei, die in Edefia vor allem in der Mikrochirurgie benutzt wurde. Ist natürlich klar, dass die Ärzte davon nichts wissen dürfen. Abakum hat mir erklärt, dass man in Edefia, anstatt zu operieren, den Leuten diese Flüssigkeit gespritzt hat, in der sich winzige Würmer befinden, die nur so groß sind wie menschliche Zellen. Die bewegen sich dann zu den befallenen Stellen und behandeln sie, ganz einfach. Ehrlich!
    Okay, es klingt erst mal ziemlich eklig, aber anscheinend hat es bei meiner Mutter ganz gut funktioniert. Offenbar ist ihr zentrales Nervensystem beschädigt worden und die Ärzte können die langfristigen Folgen noch nicht einschätzen. Normalerweise, so habe ich es jedenfalls gelesen, sind diese Schäden irreversibel, es ist eine unheilbare Krankheit: Die betroffenen Zellen können sich nicht wieder regenerieren. Und deshalb betrachten die Ärzte die letzten Untersuchungsergebnisse bei meiner Mutter als ein reines Wunder. Sie können es nicht fassen, dass sich ihr Zustand, noch dazu in so kurzer Zeit, wieder gebessert hat. Wir dürfen ihnen natürlich nichts sagen, aber dir kann ich es ganz im Vertrauen erzählen: Die Wurmiculums von Abakum und Baba haben anscheinend sofort

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