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Oksa Pollock. Die Unverhoffte

Oksa Pollock. Die Unverhoffte

Titel: Oksa Pollock. Die Unverhoffte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Plichota
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du denn bei den Jungentoiletten zu suchen?«, schleuderte er ihr ins Gesicht, umkreiste sie wie ein Löwe seine Beute und schubste sie auf einmal brutal in die Toiletten.
    Oksa flüchtete sich in die hinterste Kabine und kauerte sich dort zusammen. Was wollte er von ihr? Warum hatte er es auf sie abgesehen? Kurz darauf stand er auch schon neben ihr.
    »Ach, da bist du ja! Jetzt spuckst du nicht mehr so große Töne, was?«, höhnte er und starrte sie aus seinen stechend schwarzen Augen an. »Bist du aus dem Unterricht geflogen? Das Fräulein hält sich wohl für die Allergrößte. Dabei kapierst du überhaupt nichts!«
    »Ich kenne dich doch gar nicht! Ich habe dir nichts getan, lass mich in Ruhe!«, rief sie verzweifelt.
    »Warum sollte ich?«, fragte er gehässig.
    Oksa drückte sich in die hinterste Ecke. Die Antwort des Jungen klang nicht gerade beruhigend. Sie zitterte am ganzen Leib und konnte nicht mehr klar denken. Niemals zuvor in ihrem Leben hatte sie solche Angst gehabt. Gleichzeitig kochte sie vor Wut, weil sie in dieser lächerlichen Lage war: in der Jungentoilette einem brutalen Schwachkopf ausgeliefert.
    »Treib dich gefälligst nicht dauernd in meiner Nähe rum! Ich habe keine Lust, ständig über solche Rotznasen wie dich zu stolpern«, sagte der Fiesling mit seinen wulstigen Lippen. »Und jetzt schließe ich dich in die Toilette ein. Das ist genau der richtige Ort für so bekloppte Zicken wie dich, die sich für was Besseres halten.«
    Oksa biss sich so fest auf die Unterlippe, dass sie Blut schmeckte. Der Fiesling packte sie am Arm und zerrte sie unsanft aus der Kabine. Der Angststrudel in Oksas Bauch verwandelte sich in eine ungeheure Wut. Das lasse ich mir nicht gefallen, dachte sie noch. Dann schlug plötzlich eine der Klotüren an die Wand. Oksa zuckte unwillkürlich zusammen. Gleich darauf knallten alle Türen derart heftig, dass Putz von den Wänden bröckelte. Es war ein Höllenlärm.
    Mit aufgerissenen Augen sah sie zu, wie die Türen gegen die Trennwände schlugen, als der Fiesling sie in den Rücken stieß. Sie drehte sich um. Er schien gar nicht zu begreifen, wie merkwürdig das Ganze war! Sie starrte ihn an und dachte wütend, dass sie ihn am liebsten zu Brei schlagen würde. Dabei streckte sie die Hand aus, um ihn von sich wegzuhalten.
    In dem Moment hörte sie ein dumpfes Grollen und der Fiesling wurde von seltsamen Krämpfen geschüttelt. Mit Entsetzen sah Oksa, wie er daraufhin in die Luft gehoben und gegen die Waschbecken geschleudert wurde, als hätte ihn eine unsichtbare Kraft attackiert. Er krachte gegen die gekachelte Wand, sank stöhnend zu Boden und blieb benommen liegen. Blut lief ihm aus der Nase. Oksa wurde es angst und bange, sie stürzte entsetzt zu ihm.
    »Ich habe nichts getan! Ich habe dich nicht angerührt … Ich war es nicht!«, stieß sie hervor. »Ich schwöre dir, dass ich es nicht war, ich schwöre es!«
    Der Fiesling erhob sich mühsam, rieb sich die Stirn und warf Oksa einen mörderischen Blick zu. Seine Hose war ihm über die Hüfte gerutscht, oberhalb vom Bund schaute eine weiße Speckwulst hervor. Mit einer abrupten Bewegung fuhr er sich mit der Hand über sein kurz geschorenes schwarzes Haar, zog sich die Hose hoch und trat schwerfällig und mit drohend erhobener Faust auf Oksa zu.
    In diesem Augenblick ging die Tür auf: Monsieur Bontempi stand im Türrahmen und sah sie streng an.

Gewitterstimmung
    W
as ist das für ein Lärm?«, schimpfte der Rektor. »Man hört euch im ganzen Schulhaus.«
    »Entschuldigung, Monsieur Bontempi«, sagte der Fiesling. »Ein Luftzug hat wohl alle Türen zuknallen lassen.«
    »Hm, hm …«, machte der Schulleiter und ließ den Blick durch den Raum schweifen. »Und was hast du in der Jungentoilette zu suchen, Oksa?«, fragte er Oksa, die sich in eine Ecke drückte. »Warum bist du nicht im Unterricht?«
    Plötzlich fiel ihm auf, dass sich der Junge mit einem Handtuch die Nase abtupfte. Er sah zwischen Oksa und ihm hin und her.
    »Was ist hier los? Habt ihr euch etwa geprügelt?«, fragte er halb misstrauisch, halb besorgt.
    Oksa brachte vor Schreck kein Wort über die Lippen. Was hätte sie auch sagen sollen? Ich bin das gefährlichste Mädchen der Welt, kommt mir bloß nicht zu nahe, ich habe seltsame Kräfte, die ich überhaupt nicht unter Kontrolle habe!? Also schwieg sie lieber.
    Der Fiesling sah Oksa hasserfüllt an und ließ sie ein paar Sekunden zappeln. Dann lachte er und sagte: »Geprügelt? Natürlich nicht!

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