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Oksa Pollock. Die Unverhoffte

Oksa Pollock. Die Unverhoffte

Titel: Oksa Pollock. Die Unverhoffte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Plichota
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Augenwinkel, während sie versuchte, sich noch kleiner zu machen als zuvor.
    Für den Rest des Schultags gab Oksa sich die größte Mühe, nicht aufzufallen und sich auf den Unterricht zu konzentrieren, selbst in McGraws Stunde am späten Vormittag. Dieser machte es ihr leicht, denn er beachtete sie überhaupt nicht. Und kein einziges Mal sagte er zu irgendjemandem etwas Unangenehmes. Verunsichert, aber erleichtert nutzten alle diese Atempause, um sich mit großem Eifer auf den Unterricht ihres unberechenbaren Lehrers zu stürzen.
    »Merlin Poicassé, Oksa Pollock, ihr übernehmt heute den Aufräumdienst«, verkündete McGraw, als es zur Mittagspause läutete.
    Oksa warf Gus einen tief enttäuschten Blick zu. Dieser Tag war nicht auszuhalten und noch dazu wollte er kein Ende nehmen …
    »Lass dich nicht unterkriegen! Wir treffen uns in der Kantine, okay?«, sagte Gus ermutigend.
    »Okay.« Sie begann, die auf den Arbeitsplatten verteilten Reagenzgläser einzusammeln. Merlin spülte inzwischen die Pipetten.
    »Kennst du dich mit Einstein aus?«, fragte er plötzlich.
    Oksa griff die Ablenkung dankbar auf. »Nicht sehr gut«, sagte sie.
    »Er war ein ziemlich außergewöhnlicher Mensch. Einstein ist vor allem durch seine Relativitätstheorie bekannt geworden, aber eigentlich war er ein echter Visionär. Er hat zum Beispiel sehr früh erkannt, dass man die Sonnenenergie nutzen kann …«
    »Da bin ich ganz deiner Meinung«, hörten sie plötzlich McGraw sagen.
    Oksa und Merlin zuckten zusammen. Keiner der beiden hatte den Lehrer kommen hören.
    Der fuhr freundlich fort: »Was gefällt dir denn so an Einstein?«
    Der Name des großen Wissenschaftlers hatte scheinbar genügt, um den sonst so steifen McGraw in einen interessierten, begeisterungsfähigen Menschen zu verwandeln, der ganz Ohr war für seinen Schüler.
    »Ich finde vor allem seine Arbeiten über das Licht interessant«, sagte Merlin verlegen. Es beeindruckte ihn, dass er mit seiner Bemerkung bei dem Lehrer auf solches Interesse stieß, aber es beunruhigte ihn auch.
    McGraw sah ihn einen Moment lang schweigend an und ermunterte ihn dann, weiterzusprechen: »Was weißt du denn über Einsteins Arbeiten?«
    Merlin zögerte, doch schließlich ließ er sich von der neugierigen Frage des Lehrers verleiten.
    »Er hat bewiesen, dass Licht sich sowohl als Welle wie auch als Teilchenstrom verhält.«
    »Ich kann dein Interesse nachvollziehen. Ich bin genauso fasziniert von diesem großen Wissenschaftler, wie auch vom fotoelektrischen Effekt. Ich habe für den CIA gearbeitet, wisst ihr, und ich kann euch verraten, dass sich aus Einsteins Theorien besonders auf militärischem Gebiet zahlreiche Anwendungen ableiten lassen.«
    Er machte eine weit ausholende Geste und fegte dabei ein mit bläulicher Flüssigkeit gefülltes Fläschchen vom Pult. Doch wie von Zauberhand blieb das Fläschchen einen Augenblick senkrecht in der Luft stehen, dann kehrte es an seinen Platz auf dem Tisch zurück. Oksa biss sich auf die Lippen, zu Tode erschrocken über ihren Ausrutscher. Merlin war noch mit den Pipetten beschäftigt, von dieser Seite war also nichts zu befürchten. Aber McGraw …! Der Lehrer sah sie unverwandt und völlig ungerührt an. Wirklich ungerührt! Er hatte alles gesehen, da war sich Oksa sicher. Und trotzdem stand er da, als wäre es völlig normal, was gerade vor seinen Augen geschehen war!
    »Wir können uns später weiter über Einstein unterhalten, wenn ihr wollt«, sagte er schließlich. »Jetzt ist es Zeit für euch, zu euren Klassenkameraden zu gehen.«
    Das ließ sich Oksa nicht zweimal sagen. Sie war völlig durcheinander, nahm ihre Schultasche, und während es sie noch heiß und kalt überlief, flitzte sie hinaus. Merlin heftete sich an ihre Fersen.

Die Skulpturenhöhle
    O
ksa wusste, dass Gus unbedingt mit ihr allein sein wollte. »Was ist los? Du siehst ganz komisch aus«, hatte er ihr zugeflüstert, als sie in die Kantine gekommen war. Dennoch machte sie sich gleich nach dem Essen unter dem Vorwand aus dem Staub, auf die Toilette zu müssen.
    Am ersten Schultag hatte Merlin als alteingesessener Schüler der St.-Proximus Gus, Oksa und Zelda in den labyrinthischen Gängen der Schule herumgeführt. Ein Raum war Oksa besonders aufgefallen: Dort wurden die zerbrochenen alten Statuen gelagert. Sie hatten das Zimmer gleich »die Skulpturenhöhle« getauft.
    Kaum hatte Oksa einen Fuß über die Schwelle der Skulpturenhöhle gesetzt, hatte sie das Gefühl, den

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