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Oksa Pollock. Die Unverhoffte

Oksa Pollock. Die Unverhoffte

Titel: Oksa Pollock. Die Unverhoffte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Plichota
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angebunden.
    »Wie bitte? Ich kann Sie nicht verstehen, der Regen macht einen solchen Lärm.«
    Der Lehrer wiederholte seine Worte mit lauterer Stimme, um das Geräusch der Wassermassen, die draußen niedergingen, zu übertönen. Er war blass vor Wut, und es war ihm anzusehen, dass er sich nur mühsam beherrschen konnte.
    »Und was hat sich Oksa zuschulden kommen lassen?«, fragte der Schulleiter ungerührt.
    »Vergessen wir die Sache, Monsieur Bontempi«, erwiderte McGraw mit zusammengebissenen Zähnen. »Geh an deinen Platz, Oksa.«
    Zum ersten Mal seit dem Auftauchen des Rektors begegnete sein Blick dem ihren. Ein finsterer, unheimlicher Blick, der Oksa traf wie eine Ohrfeige. Sie hatte das Gefühl, dass ihr Gehirn erst gefror und dann explodierte. Die Schmerzen waren so stark, dass es ihr schien, als würden messerscharfe Splitter sich erbarmungslos in ihren Schädel bohren. Gleich darauf teilte ein gleißender Blitz den pechschwarzen Himmel und ein sagenhafter Donnerschlag dröhnte durch die Schule. Die Lampen erloschen und Schreie ertönten aus allen Klassenzimmern.
    »Herrje!«, rief Monsieur Bontempi. »Das fehlt uns gerade noch, dass die Sicherungen durchbrennen!«
    Oksa war ganz benommen von der Heftigkeit des Gewitters. Ihre Mitschüler drängten an ihr vorbei zur offen stehenden Tür, die immer wieder gegen die Wand knallte. Oksa nutzte die Dunkelheit, sich ihnen anzuschließen. Ein Luftzug fegte durch die Säulengänge der drei Etagen zum Hof und überall standen verängstigte Schüler in den Türen der Klassenräume.
    Oksa trat an die Brüstung und sah bestürzt, aber auch fasziniert zu den bleiernen Wolken hinauf. Immer wieder zuckten furchtbare Blitze über den Himmel, die den Hof und die Steinstatuen aufleuchten ließen, ehe alles wieder in Dunkelheit versank.
    »Die Sintflut!«, schrie ein Schüler neben ihr.
    »Der Weltuntergang!«, rief ein anderer und stürmte davon, um in einem Klassenzimmer Schutz zu suchen.
    Oksa hingegen konnte sich nicht von dem Naturspektakel losreißen. Die Gewalt der entfesselten Elemente entsprach genau ihren Empfindungen, und obwohl sie sich sehr fürchtete, fühlte sie sich im Einklang mit dem düsteren, von Blitzen durchzuckten Himmel.
    »Ein solches Gewitter habe ich noch nie erlebt«, sagte jemand neben ihr.
    Oksa drehte den Kopf zur Seite und erkannte Merlin.
    »Wahnsinn!«, schrie er, um die Donnerschläge zu übertönen. »Geh lieber ein Stück zurück, es könnte gefährlich sein.«
    Das Gewitter dauerte nicht lange. Wenige Minuten später hörte der Regen auf und die Wolken wichen einem klaren blauen Himmel. Die von der Unterbrechung aufgedrehten Schüler kehrten in ihre Klassenzimmer zurück und der Unterricht wurde – mehr oder weniger ruhig – fortgesetzt.
    Oksa kauerte sich auf ihren Stuhl und nahm sich fest vor, sich bis zum Ende der Stunde nicht mehr vom Fleck zu rühren, da sie nun schon dreimal davongekommen war – bei dem Fiesling aus der Neunten, bei Bontempi und schließlich bei McGraw.
    In der Pause gab es nur zwei Gesprächsthemen. Zum einen das Gewitter, das deutliche Spuren hinterlassen hatte: Auf dem unregelmäßig gepflasterten Hof standen große Wasserpfützen und er war mit kaputten Dachziegeln übersät. Das zweite Thema war Oksa selbst. Die Gerüchteküche brodelte.
    »Du hast mir mal wieder einen ordentlichen Schrecken eingejagt«, sagte Gus. »Keiner hat verstanden, was da passiert ist und warum du es abgekriegt hast. Total ungerecht! Und dafür, dass du es hasst, aufzufallen, war es eine richtig gelungene Aktion, muss ich sagen.«
    »Ich weiß, das war völlig daneben. Total peinlich«, sagte Oksa kleinlaut.
    »Warum denn?«, fragte Merlin und sah sie eindringlich an. »Im Gegenteil, es war doch toll, wie du dich gegen McGraw gewehrt hast.«
    »Genau, Oksa!«, rief ein anderer Schüler, der gerade zu der Gruppe gestoßen war. »Du hast dich getraut zu sagen, was alle dachten. McGraw übertreibt wirklich.«
    »Er wird sich schon einkriegen«, meinte Zelda beschwichtigend. »Der Rektor war ja auch nicht gerade angetan von seinem Verhalten. Zumal du gar nichts gemacht hast.«
    »Du aber auch nicht«, sagte Oksa. Fast hätte sie noch erwähnt, dass McGraw schließlich genauso ungeschickt gewesen war wie Zelda, als ihm sein Stift »aus der Hand gefallen« war. Doch weil sie daran nicht ganz unbeteiligt gewesen war, schwieg sie lieber.
    »Total idiotisch«, schloss Merlin empört.
    Mit bedauernder Miene beobachtete Gus Oksa aus dem

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