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Oksa Pollock. Die Unverhoffte

Oksa Pollock. Die Unverhoffte

Titel: Oksa Pollock. Die Unverhoffte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Plichota
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nach dir angekommen, aber du warst ja so beschäftigt«, antwortete Oksa vorwurfsvoll, ohne vom Pult aufzusehen.
    »Pff«, machte er und zuckte gleichgültig die Achseln. »Und? Was ist bei euch zu Hause noch passiert?«
    »Mama ist weggegangen …«, sagte Oksa leise.
    »WAS?«
    Sie mussten ihr Gespräch beenden. Monsieur Bento kam herein und der Unterricht begann.
    In der nächsten Stunde konnte Oksa sich nicht besonders gut konzentrieren. Sie fühlte sich ziemlich alleingelassen mit dem Kummer, der von allen Seiten über sie hereinbrach. Und nun fing Gus auch noch an, mit anderen Mädchen zu reden und sie, Oksa, nicht mal mehr zu beachten. Dieser Verräter! Nichts lief mehr glatt für Oksa-san!
    Die Pause, in der es laut und lebhaft zuging, war nicht der richtige Moment für ein so persönliches Thema wie die Familienkrise. Gus und Oksa versuchten zwar, sich zurückzuziehen, doch ihre Freunde ließen sie nicht gehen.
    Als es zum Mittagessen läutete, rannten sie schnell zur Schulkantine. Während sie noch allein waren, gelang es Oksa, Gus in groben Zügen zu berichten, was geschehen war.
    »Ich ärgere mich so über mich selbst, Gus! Wenn du wüsstest … Und ich ärgere mich über alle anderen, besonders über meinen Vater.«
    Noch nie hatte Gus Oksa so erlebt, völlig niedergeschlagen, mit erstickter Stimme und Tränen in den Augen. Sie wirkte so … zerbrechlich ! Gus wollte sie so gern trösten, damit sie wieder die Alte sein konnte, übersprudelnd und lebhaft. Doch er wusste nicht, wie er ihr helfen sollte.
    Wie hatte sie es denn angestellt, als es ihm selbst vor ein paar Jahren nicht so gut gegangen war? Er konnte sich diese Frage nicht beantworten und nahm sich seine Unfähigkeit, ihr zu helfen, sehr übel. Sie war einfach begabter als er, wenn es darum ging, Freunde aufzumuntern!
    Er musterte sie, wie sie ihm gegenübersaß und sich von diesem merkwürdigen Fleischgericht mit Pfefferminzsoße nahm. Ihre Blicke trafen sich, und als Gus das Funkeln in ihren Augen sah, wusste er, dass es seiner Freundin schon wieder besser ging. Typisch Oksa! Sie ging aus Schwierigkeiten, die auf ihrem Weg lagen, einfach immer wieder gestärkt hervor! Und währenddessen hockte er noch da und dachte über seine Minderwertigkeitsgefühle nach …
    Jetzt versuchte Oksa, ihm Zeichen zu geben, die er nicht verstand. Er sah sie an und formte mit den Lippen das Wort: Was? , woraufhin sie, ebenfalls stumm, zum anderen Ende der Kantine wies. Endlich begriff er, was sie meinte: Bontempi und McGraw, die an einem Tisch saßen.
    »Hast du gesehen?«, fragte Oksa, als sie wenig später draußen standen. »McGraw isst mit Bontempi zu Mittag.«
    »Stimmt, das kommt selten vor«, sagte Gus. »Und? Was denkst du?«
    »Wie wäre es, wenn wir die Gelegenheit nutzen und uns mal Bontempis Büro vorknöpfen?«, schlug Oksa vor. »Er hat bestimmt Personalakten der Lehrer, und ich bin sicher, dass wir da etwas über McGraw herausfinden werden.«
    »Moment mal … Du willst doch nicht etwa ins Büro des Schulleiters eindringen und seine Unterlagen durchsuchen?«, rief Gus und sah sich um, weil er fürchtete, jemand könnte dieses Gespräch belauschen. »Du schreckst aber auch vor gar nichts zurück!«
    »Komm schon, Gus! Alles oder nichts! Wie sollen wir denn sonst etwas über McGraw herauskriegen? Sollen wir etwa hingehen und ihn fragen: ›Entschuldigung, verehrter Mr McGraw, würden Sie uns bitte erzählen, wo Sie herkommen, wer Sie sind und ob Sie immer noch für den Geheimdienst arbeiten?‹«, sagte Oksa. »Ehrlich, Gus, uns bleibt nichts anderes übrig. Aber keiner zwingt dich, mitzukommen, wenn du nicht willst …«
    Einen Augenblick lang war Gus versucht, sich für diese vernünftigere Alternative zu entscheiden. Doch aus Freundschaft zu Oksa erklärte er sich bereit, mitzumachen, wohl wissend, dass ihm diese Entscheidung womöglich bald leidtun würde.
    »Ich glaube, es wäre das Beste, wenn du im Gang Schmiere stehst«, erklärte Oksa. »Ich gehe allein ins Büro. Um diese Uhrzeit sind alle beim Essen. Alle Lehrer, auch die Aufsichtslehrer, sind in der Kantine, ich habe sie durchgezählt. Theoretisch haben wir unsere Ruhe …«
    » Theoretisch … «, sagte Gus, der sich insgeheim schon jetzt dafür verfluchte, sich auf dieses spannende, aber auch gefährliche Abenteuer eingelassen zu haben. »Und was ist, wenn jemand kommt?«
    »Na, dann warnst du mich!«, antwortete Oksa heftig. »Das ist doch der Sinn, wenn man Schmiere steht. Du

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