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Oksa Pollock. Die Unverhoffte

Oksa Pollock. Die Unverhoffte

Titel: Oksa Pollock. Die Unverhoffte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Plichota
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brauchst nur zu husten oder zu pfeifen – wie du willst.«
    »Und wenn mich jemand fragt, was ich im Lehrergang zu suchen habe?«
    Oksa kratzte sich am Kopf und kniff nachdenklich die Augen zusammen. Dann steuerte sie schnurstracks auf eine Ecke des Schulhofs zu, stieg, ohne zu zögern, über den niedrigen Zaun ins Blumenbeet und pflückte eine wunderschöne weiße Rose. Vor Gus’ Nase hielt sie die Blume wie eine Trophäe in die Luft.
    »Du brauchst nur zu sagen, dass du ins Lehrerzimmer willst, um deiner Lieblingslehrerin Madame Crèvecœur diese Rose ins Fach zu legen.«
    »WAS?!«, rief Gus, rot wie eine Tomate. »Das geht doch nicht!«
    »Hast du eine bessere Idee?«, fragte Oksa zurück.
    »Noch nicht, aber mir wird schon was einfallen, verlass dich drauf!«
    »Gut, aber nimm die Rose trotzdem mit, man kann nie wissen. Und jetzt komm, wir müssen uns beeilen«, sagte Oksa mit einem breiten Lächeln.
    Die beiden gingen in den zweiten Stock. Das Lehrerzimmer lag genau gegenüber von Bontempis Büro – was Gus ganz gelegen kam, denn er überlegte sich jetzt schon, was er sagen könnte, um seine Anwesenheit hier zu rechtfertigen.
    »Verflixt, es ist abgeschlossen!«, schimpfte Oksa. »Ich versuche mal, es aufzubekommen.«
    »Wie denn?«, fragte Gus
    Er hoffte einen Moment lang, dass dieses Hindernis ihre Unternehmung endgültig vereiteln würde. Eine Hoffnung, die sich allerdings gleich zerschlug …
    »Hiermit«, sagte Oksa und wedelte ihrem Freund mit dem Zeigefinger vor der Nase herum.
    Sie drehte sich um und konzentrierte sich auf die Tür. Dann begann sie, mit ihrem Zeigefinger sehr langsam Kreise gegen den Uhrzeigersinn zu beschreiben. Der Mechanismus der Verriegelung schien darauf anzusprechen, zuerst fast unmerklich, aber Oksa wusste nun, dass sie es schaffen würde.
    Kurz darauf legte sie die Hand auf die Klinke und … die Tür ging auf. Sie unterdrückte einen Ausruf der Zufriedenheit und begnügte sich damit, zu Gus hinüberzusehen und die Daumen triumphierend in die Höhe zu strecken.
    Gus brachte nur ein schwaches Lächeln zustande und fuhr sich durchs Haar, wie er es immer tat, wenn er sehr aufgeregt war.
    Oksa verschwand im Büro und schloss die Tür hinter sich.
    »Bento, Crèvecœur, Martino … Ah, da ist er ja. McGraw«, sagte sie leise.
    Oksa stand vor einer der Schubladen von Herrn Bontempis Büroschrank. Sie zog eine braune Mappe heraus und blätterte sie durch. Wie dumm von mir! Ich habe nichts zu schreiben dabei, dachte sie.
    Sie sah sich um. Auf dem perfekt aufgeräumten großen Schreibtisch aus dunklem Holz lagen einige ordentliche Stapel Papier und ein Notizblock; es gab ein Telefon, eine Lampe, einen Computer, aber keinen einzigen Stift. An der Wand auf der rechten Seite stand ein Regal, voll mit Büchern, und an der linken Seite ein Tisch mit einem Faxgerät darauf, einem Drucker und … einem Kopierer!
    »Juhu!«, rief Oksa leise. »Genau das Richtige!«
    Sie schaltete das Gerät ein und begann, McGraws Personalakte, die aus einem Dutzend Seiten bestand, zu kopieren, ohne sie erst zu lesen. Dazu hatte sie später Zeit. Der Kopierer musste älteren Datums sein, denn jede Kopie entlockte dem Gerät ein ziemlich lautes Quietschen – und Oksa ein panisches Stöhnen …
    Sie legte die Seiten eine nach der anderen auf die Glasscheibe, drückte mit aller Kraft auf den Deckel und hielt die Luft an, was das Ächzen des Kopierers aber überhaupt nicht beeinflusste. Zwischen den beiden letzten Kopien hörte sie plötzlich Gus, der scheinbar einen heftigen Hustenanfall hatte. Das Signal? DAS SIGNAL!!!

Operation McGraw
    I
n dem Moment, als Oksa die erste Kopie machte, bekam Gus ein ganz schlechtes Gefühl. Das Geräusch, das Oksa vielleicht als leises Quietschen abgetan hätte, hörte sich in seinen Ohren an wie das Dröhnen eines Düsenfliegers beim Start … Da es relativ dunkel war, drang das bläuliche Licht, das beim Kopieren aufblitzte, in Intervallen durch den Türschlitz auf den Gang. Gus starb tausend Tode, er biss die Zähne zusammen und warf unruhige Blicke in beide Richtungen, aus Angst, jemand könnte auftauchen.
    Plötzlich ging das Licht auf einer Seite des Gangs an: Jemand kam die Treppe herauf! Mit etwas Glück würde der unerwünschte Besucher nur bis in den ersten Stock gehen. Und sonst? Kalter Schweiß lief Gus über den Rücken, Schweißtröpfchen standen ihm auf der Stirn. Seine Beine wurden bleischwer, er konnte sich nicht mehr von der Stelle rühren und bekam

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