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Oksa Pollock. Die Unverhoffte

Oksa Pollock. Die Unverhoffte

Titel: Oksa Pollock. Die Unverhoffte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Plichota
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auszubrechen.
    Erfüllt von all diesen widerstreitenden Gefühlen und am Ende ihrer Kräfte warf sie sich aufs Bett.
    Als sie wieder aufblickte und den Plemplem vor sich sah, zuckte sie unwillkürlich zusammen. Das kleine Geschöpf blieb brav abwartend neben ihrem Bett stehen. Seine Arme hingen locker am wohlgenährten Körper herunter.
    »Die Angst möge aus Eurem Geist weichen, Enkelin meiner Huldvollen«, sagte er mit piepsiger Stimme. »Die Dienerschaft der Huldvollen hatte nicht die Absicht, Furcht auszulösen.«
    Oksa setzte sich auf und starrte den Plemplem an.
    »Ich … ich habe keine Angst«, stammelte sie. »Ich bin nur ein bisschen überrascht. Was kann ich für dich tun?«
    Oksa war beeindruckt, mit welcher Heftigkeit der Plemplem den Kopf schüttelte.
    »Die Worte, deren Austausch die Bewohner dieses Hauses vorgenommen haben, sind dem Plemplem der Huldvollen zu seinen Ohren gekommen. Der Enkelin meiner Huldvollen ist die Verbrennung ihres mit Wut gespickten Herzens widerfahren. Da hat die Magie die Überflutung erlebt, und kein Rette-sich-wer-kann vermochte den Bau von Dämmen zu bewerkstelligen und die aus dieser Wut geborene Energie zu bändigen.«
    »Ich habe einen großen Fehler begangen, nicht wahr?«
    »Fehler sind von Menschlichkeit erfüllt, und die Enkelin meiner Huldvollen hat nun die Kenntnis, dass sie im Inneren ihres Herzens mehrere Abteile unterschiedlicher Art birgt. Sie wird ihre Lebensführung künftig nach dieser Zusammenstellung aus Da-Draußen und Da-Drinnen richten müssen. Fehler können keine Reparatur erleben, nichtsdestotrotz muss ihnen die Anerkennung widerfahren: Die Enkelin meiner Huldvollen hat nicht mehr das Unwissen der Wickelkinder, sie macht ihre Einführung in das kraftvolle Alter der Jugend, wo den Taten die Bezahlung des Preises widerfährt.«
    »Kurz und gut: Ich muss Verantwortung übernehmen«, sagte Oksa.
    »Die Enkelin meiner Huldvollen hat den erleuchteten Empfang der Worte des Plemplems getätigt.«
    Damit überließ das kleine Geschöpf Oksa ihren Gedanken. Es verbeugte sich förmlich, ging rückwärts zur Zimmertür und verschwand.

Kategorie topsecret
    D
a er selbst so mitgenommen war, ließ Pavel Pollock eine gute Stunde verstreichen, ehe er zu seiner Tochter ging, um sie zu trösten. Er setzte sich auf die Bettkante und strich ihr sanft über den Kopf.
    »Entschuldige, Papa. Es tut mir leid.«
    »Schon in Ordnung.«
    »Hoffentlich hat der Kakaobecher Baba nicht verletzt.«
    »Ach, ihr steckten nur ein paar Porzellansplitter im Gesicht, als ich sie zuletzt gesehen habe. Sie hatte eine gewisse Ähnlichkeit mit einem Stachelschwein …«
    »Hör auf, Papa, das ist nicht witzig!«, antwortete Oksa, musste sich aber das Lachen verkneifen.
    Pavel war erleichtert, dass sie wieder ansprechbar war. Er strich ihr liebevoll übers Haar. Dann blieben beide eine Weile stumm, bis Oksa das Schweigen brach.
    »Ihr werdet euch scheiden lassen, oder?«, fragte sie und blickte starr auf die gegenüberliegende Wand.
    »Uns scheiden lassen? Natürlich nicht, Oksa!«, rief ihr Vater. »Davon kann keine Rede sein. Mach dir keine Sorgen um deine Mutter. Es war ein schwerer Schock für sie, aber sie lässt sich nicht so leicht unterkriegen. Darauf vertraue ich. Und vor allem liebt sie dich, das steht außer Frage. Alles wird wieder gut, du wirst sehen.«
    »Glaubst du?«, fragte Oksa und sah zu ihm auf.
    »Ich bin sicher. Und jetzt möchte ich mich in unser aller Namen bei dir dafür entschuldigen, dass wir dich so hängen gelassen haben. Es wird nicht mehr passieren, das schwöre ich dir hoch und heilig«, sagte er und hob übertrieben feierlich die Hand zum Schwur. »Aber bevor du morgen wieder zur Schule gehst, musst du mir versprechen, dass du deine Gaben auf keinen Fall in der Öffentlichkeit anwendest. In dir steckt eine große Macht, die du nicht im Geringsten einschätzen kannst. Ich kann mir vorstellen, dass du in Versuchung gerätst, sie zu nutzen, doch das würde dich nur in Gefahr bringen.«
    »Ich glaube, das habe ich inzwischen verstanden«, sagte Oksa leise.
    »Ich werde dir ein Beispiel erzählen, das dir die Risiken für jeden Einzelnen von uns klarmachen dürfte. Erinnerst du dich noch an Tugdual?«
    »Ja«, sagte sie und biss sich beim Gedanken an ihre Begegnung mit ihm auf die Lippen. »Es ist dieser abgefahrene Junge, der bei Baba war und den ganzen Abend kein Wort gesagt hat.«
    »Genau«, antwortete ihr Vater. »Es ist der Enkel von Naftali und Brune,

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