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Oktoberfest

Oktoberfest

Titel: Oktoberfest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scholder Christoph
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auf einem Sessel nieder, während Dr. Ivanov zur Kaffeemaschine ging und zwei Tassen füllte. Er stellte eine Tasse vor seinem Gast auf den Tisch und setzte sich ihm gegenüber auf das Sofa.
    Zunächst hörte man im Raum nur zweifaches, genussvolles Schlürfen.
    »O ja, der ist gut, der Kaffee«, lobte Röhli.
    Ivanov setzte die Tasse ab und leckte sich die Lippen. »Stimmt, gut«, seufzte er.
    »Ich bin diesmal auf der Suche nach Unterlagen über eine Einheit der Speznas-Verbände, mindestens zwanzig, eher dreißig Jahre zurück«, begann der Schweizer das Gespräch.
    »Da habe ich sehr viel. Aber es gab im Laufe der Zeit auch sehr viele unterschiedliche Stabsstellen. Die Aktenlage ist teilweise unübersichtlich. Wissen Sie vielleicht ein genaues Datum? Oder wissen Sie genau, welche Einheit Sie suchen? Natürlich können Sie’s auch wie beim letzten Mal machen und einfach ein bisschen stöbern.«
    Nein, nicht wie beim letzten Mal.
    Dr. Urs Röhli wusste ganz genau, was er suchte.
    Er war auf der Suche nach Reisenden.
    Puteschestwenniki.
    Путещественники.
    18:57 Uhr
    Achtundsiebzig Prozent der Abgeordneten des Deutschen Bundestages stimmten für die Feststellung des Spannungsfalles. Kurze Zeit später verkündete der Bundespräsident den Beschluss nach Artikel 80 a des Grundgesetzes, der somit rechtskräftig war. Zwanzig Minuten danach erklärte das NATO-Hauptquartier in Brüssel den Bündnisfall. AWACS-Flugzeuge stiegen auf.
    Der amerikanische Verteidigungsminister riet seinem Präsidenten zu einer Demonstration unverbrüchlicher Bündnistreue. Der Präsident befolgte den Ratschlag seines Verteidigungsministers.
    Wie immer.
    Die 1 st armoured Division der US-Army, stationiert in Wiesbaden, wurde in Alarmbereitschaft versetzt. Die legendären »Old Ironsides« machten sich bereit, dem Verbündeten jederzeit zu Hilfe eilen zu können.
    Die Trägerkampfgruppe der »Enterprise«, die auf Höhe New York die Ostküste der USA sicherte, erhielt Befehl zum Beidrehen. Ihr Kommandeur, Konteradmiral James Tiberius, trug den Spitznamen Steamin’ Jim zu Recht: Er zögerte keine Sekunde. Die Kommandanten der sieben Schiffe wurden angewiesen, die Hebel auf den Tisch zu legen. AK voraus. Im Dunkel unter ihnen ging das Jagd-U-Boot »Philadelphia« ebenfalls auf Höchstfahrt. Mit voller Kraft lief der mächtige Verband der US-Navy in den Nordatlantik.
    Kurs Ost-Nord-Ost.
    Richtung Europa.
    Brigadegeneral Xaver Moisadl ließ fünf Bataillone der Gebirgsjägerbrigade 23 feldmarschmäßig antreten. Scharfe Munition wurde ausgegeben, einhundert Schuss pro Mann. Der General hielt eine kurze Ansprache, die in alle betroffenen Standorte übertragen wurde. Dann ließ er die Männer in Bad Reichenhall, Bischofswiesen, Brannenburg und Mittenwald aufsitzen. Aus der Hainberg-Kaserne in Mellrichstadt setzte sich zusätzlich das Panzergrenadierbataillon 352 in Marsch. In Calw brach eine Kompanie des Kommandos Spezialkräfte auf.
    Feldjäger sperrten die Autobahnen ab.
    Die Lastwagen, Gespanne, Schützenpanzer, Dingos und Vollkettenfahrzeuge bildeten lange Konvois. An allen Fahrzeugen flatterten links und rechts große Fahnen im Fahrtwind: die weiß-blauen Rauten des Freistaates Bayern auf der einen Seite und das schwarz-gelbe Stadtwappen mit dem Münchner Kindl auf der anderen. Die Operation »Schäfflertanz« war angelaufen. General Moisadl selbst hatte den Namen ausgewählt.
    Knapp siebentausend Soldaten in voller Kampfmontur rollten auf München zu.
    Keine Übung.
    Ernstfall.

13
    D r. Roland Frühe war außer sich. Er telefonierte mit dem Innenminister und schließlich sogar mit dem Bundeskanzler persönlich. Aber er biss auf Granit. Das war doch nicht zu fassen! Jetzt ließen die Idioten in Berlin doch tatsächlich das Militär aufmarschieren. Damit vergrößerten sie ihre Chancen, Verhandlungen aufzunehmen und vielleicht die Freilassung einiger Geiseln zu erreichen, nicht gerade.
    Er musste etwas tun. Und zwar schnell.
    Bevor hier diese Uniform-Fuzzis das Kommando übernahmen. Eigentlich hatte er es nicht für möglich gehalten, dass der Bundeskanzler sich zu einem solchen Schritt entschließen würde. Und jetzt hatte der Mann auch noch die Parlamentsmehrheit hinter sich versammelt. Elf Prozent mehr als die erforderlichen zwei Drittel. Er musste etwas tun.
    Er musste etwas tun.
    Genau, das war es. Wenn du willst, dass etwas richtig gemacht wird, dann mach es selbst, dachte er. Er erhob sich aus seinem Sessel und schloss den

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