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Oktoberfest

Oktoberfest

Titel: Oktoberfest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scholder Christoph
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fotografierten, war der Bau in Wahrheit gerade mal einhundert Jahre alt. Der Architekt Georg von Hauberrisser hatte der Stadt ein Monument der deutschen Neugotik verpasst, an dem sich die Geister schieden.
    So fand auch der Ministerpräsident die Fassade eigentlich überladen, musste jedoch zugeben, dass das Bauwerk für repräsentative Zwecke bestens geeignet war. Das hatte der Kommandeur der Gebirgsjäger wohl ebenfalls erkannt.
    Auf dem Marienplatz standen überall Fahrzeuge der Bundeswehr. Zwei schwere Lastwagen, mehrere gepanzerte Truppentransporter vom Typ Fuchs sowie ein leichter Kampfpanzer vom Typ Wiesel. Soldaten trugen Kisten oder transportierten Gerätschaften auf Sackkarren durch den Haupteingang.
    Links neben dem Hauptportal wurden Sandsäcke aufgestapelt. Auf der rechten Seite war diese Arbeit bereits beendet. Die Soldaten hatten ein Maschinengewehr hinter dem so entstandenen Wall in Stellung gebracht. Daneben parkten zwei schwere Dingo-Jeeps mit Maschinengewehren auf dem Dach. Der Dingo war ein neueres Fahrzeug der Bundeswehr auf Basis des Unimog. Neben einem solchen Gefährt mutete ein amerikanischer Hummer an wie ein eleganter Kleinwagen.
    Angesichts der Waffen überkam den Ministerpräsidenten eine Beklemmung. Wie hatte es so weit kommen können? Er sandte ein Stoßgebet zum Himmel. Hoffentlich geht das gut!
    Das Auffälligste jedoch waren die Fahnen.
    Von der Brüstung des Balkons hingen nebeneinander die Bundesdienstflagge mit dem Adler, die bayerischen Landesfarben sowie die Fahne der Stadt München. In der Mitte, über dem Hauptportal, war die Standarte der Gebirgsjägerbrigade 23 angebracht worden.
    Das Tuch mit dem Edelweiß bauschte sich im Wind.
    Der Ministerpräsident sah, wie Soldaten weitere Fahnen und Flaggen aus dem Rathaus trugen. Wohl, um die Masten auf dem Marienplatz zu bestücken. Das Rathaus verfügte über ein riesiges Fahnenlager, um auf alle Anlässe mit der richtigen Beflaggung reagieren zu können.
    Der Wagen stoppte.
    Der Chef der bayerischen Staatsregierung stieg aus seiner Dienstlimousine. Er musste sich eingestehen: Das Bild des Rathauses mit der fahnengeschmückten Fassade beeindruckte ihn tief. Unwillig schüttelte er den Kopf.
    Was bildete der Kerl sich ein, hier einen solchen Zinnober zu veranstalten? Er musste diesen Moisadl unbedingt davon überzeugen, in die Staatskanzlei umzuziehen. Hoffentlich war es nicht schon zu spät, denn einige Fernsehteams verfolgten bereits das Geschehen auf dem Marienplatz.
    Und prompt kamen Journalisten auf ihn zugestürmt. Mit eiligen Schritten ging er auf das Hauptportal zu. Der Posten hinter dem Maschinengewehr salutierte.
    »Grüß Gott, Herr Ministerpräsident! Sie suchen vermutlich den General?«
    »Ja, allerdings!« Seine Stimme hatte den üblichen selbstbewussten Klang.
    »Der Stab richtet sich gerade im großen Saal ein. Der General dürfte sich im großen Besprechungszimmer befinden.« Der Soldat deutete auf die hohen Fenster auf der rechten Seite, hinter denen der genannte Raum lag.
    »Danke, ich kenne mich hier aus. Ich finde den Weg.«
    Hinter ihm wurde den Medienvertretern der Weg verstellt. »Militärischer Sicherheitsbereich! Kein Durchgang!«, riefen schwerbewaffnete Posten den Reportern entgegen. Die Journalisten hielten sofort an. Kein einziges Wort des Protestes war zu hören.
    Die Fernsehmeute war er schon mal los. Das war schnell gegangen.
    Auf den Gängen und in den Räumen des Rathauses herrschte wuselige Betriebsamkeit. Aber er konnte keine Anzeichen von Hektik entdecken. Alle Soldaten schienen genau zu wissen, wohin sie wollten oder was sie zu tun hatten.
    Als er die Tür des großen Sitzungssaals erreichte, kam ihm ein Offizier entgegen. Wie alle Soldaten trug er nicht die graue Uniform, die bei offiziellen Anlässen üblich war, sondern den Feldanzug. In einem Holster an seinem rechten Bein steckte eine Pistole.
    »Herr Ministerpräsident! Der Posten am Eingang hat uns Bescheid gegeben, dass Sie kommen«, begrüßte ihn der Mann, salutierte und gab ihm dann kurz die Hand. »Ich bin Oberst Buchwieser, der Chef des Stabes von General Moisadl«, stellte der Offizier sich vor. »Bitte sehr!«, fügte er hinzu und bat den Ministerpräsidenten mit einer Geste einzutreten.
    In dem großen Raum war die Einrichtung verändert worden. Mehrere zusammengeschobene Tische standen in der Mitte des Saales. Darauf lag ein großformatiger Stadtplan ausgebreitet.
    Entlang der Wände waren weitere Tische aufgestellt. Auf ihnen

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