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Oktoberfest

Oktoberfest

Titel: Oktoberfest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scholder Christoph
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Treppe. Dann durch die schwere Brandschutztür. Er hatte die Scharniere gestern geölt. Danach acht Meter Hotelflur, auf dem sich aber aller Wahrscheinlichkeit nach niemand befand. Er hatte an alles gedacht. Auf dem Treppenabsatz wechselte er in vollem Lauf die Richtung. Er musste zur dritten Tür auf der linken …
    In diesem Moment verloren seine profillosen Sohlen in einer Pfütze seifigen Wassers den Halt.
    Der eigene Schwung riss Viktor Slacek die Beine nach links unter dem Körper weg. Der Sturz erfolgte so schnell und heftig, dass selbst seine trainierten Reflexe nicht mehr reagieren konnten. Mit ungeheurer Wucht krachte er auf die Stufen der Treppe vor ihm. Die Stahlkante der siebten Stufe zertrümmerte zwei seiner Halswirbel vollständig.
    So starb Viktor Slacek, wie er selbst getötet hatte:
    Unbemerkt.
    Lautlos.
    Gewaltsam.
    18:17 Uhr
    Unter den unbestechlichen Augen der AWACS-Systeme war die Yakovlev nach ihrem Start in München zunächst auf direktem Weg zur Adria geflogen. Das Flugzeug war der östlichen Küstenlinie gefolgt und hatte die Geschwindigkeit gedrosselt. Über dem Mittelmeer hatten die Täter auf West gedreht und waren dann auf Nordwestkurs gegangen.
    Momentan flog die Maschine durch spanischen Luftraum auf die südeuropäische Atlantikküste zu. Mehrfach hatte die Yakovlev Flughöhe und -geschwindigkeit geändert.
    Brigadegeneral Xaver Moisadl runzelte missmutig die Stirn.
    Was hatte das zu bedeuten? Waren sich die Täter uneins über die Richtung ihrer Flucht? Hatten sie sich wegen der Aufteilung der Beute in die Haare bekommen? Wäre ja nix Ungewöhnliches bei marodierendem Gesindel.
    Die Stimme von Oberst Buchwieser riss Moisadl aus seinen Gedanken.
    »Sie wollten mich sprechen, General?«
    »Hören Sie zu, Buchwieser. Ich werde zur Theresienwiese fahren. Ich brauche Freiwillige. Hundert. Besser noch hundertfünfzig. Wenn die Täter in einem weiteren Zelt Nervengas freisetzen, werde ich nicht danebenstehen und zusehen. Sondern ich gehe mit Freiwilligen in das Zelt und helfe den Leuten. Ich habe mit dem Stabsarzt gesprochen und mit den Sanis draußen. Wenn wir alles, was wir an Atropin haben, zur Theresienwiese schaffen, dann können wir sehr vielen Menschen das Leben retten.«
    Moisadl hielt kurz inne und ließ seinen Blick durch den Sitzungssaal des Rathauses schweifen. »Geben Sie den Aufruf an die Truppe weiter! Und vergessen Sie nicht, den Männern klarzumachen, dass der Einsatz riskant ist. Die Freiwilligen sollen sich mit ihrer Gummisau beim Bataillonsgefechtsstand der Grennis melden.«
    »Verstanden, Herr General.« Die inoffizielle Bezeichnung für die ABC-Schutzanzüge ließ Oberst Buchwieser grinsen.
    »Ich breche jetzt auf. Sie bleiben hier in der Operationszentrale, Buchwieser. Sie übernehmen ab jetzt die Leitung der OPZ ›Schäfflertanz‹.« Der General schlug seinem Stabschef freundschaftlich auf den Rücken. Dann schulterte er seine Gummisau.
    »Zu Befehl, Herr General.« Buchwieser salutierte, noch immer grinsend.
    *
    Okavango-Delta, Botswana, Afrika
    Der Landrover Defender des Hotels setzte Karl Romberg am Flughafen der Stadt Maun ab. Der Fahrer lud Rombergs Gepäck aus.
    »Ich verstehe Sie nicht, Herr Romberg. Wir haben doch bereits telefonisch versucht, eine Reiseroute für Sie herauszufinden. Von hier aus kommen Sie heute höchstens noch bis nach Johannesburg. Dort sitzen Sie über Nacht fest. Es geht erst morgen ein Flieger nach Europa. Sind Sie sicher, dass Sie nicht lieber morgen abfliegen wollen? Sie könnten sich im Hotel ausruhen und würden gut ausgeschlafen starten.«
    Karl Romberg schüttelte den Kopf.
    »Nein, ich muss versuchen, noch heute von hier wegzukommen. Manchmal ergibt sich kurzfristig etwas. Oder ich frage nach einem Lufttaxi. Vielleicht habe ich ja Glück.«
    Und Karl Romberg hatte Glück.
    Das Glück begegnete ihm in Person von Angelo Invitto. Angelo Invitto arbeitete seit drei Jahren als Pilot für die Vereinten Nationen. Nach der Geburt seines ersten Kindes hatte er seine Karriere bei der italienischen Luftwaffe beendet und bei der UNO angeheuert.
    Seine Familie bedeutete Angelo Invitto alles.
    Deshalb flog er keine Militärmaschinen mehr, sondern Transportflugzeuge für das Flüchtlingshilfswerk und die Weltgesundheitsorganisation. Vor neun Stunden war er hier gelandet und hatte im Auftrag der WHO Aids-Medikamente abgeliefert. Er hatte sieben Stunden geschlafen und etwas gegessen. In einer halben Stunde würde er zum Rückflug nach

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