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Oktoberfest

Oktoberfest

Titel: Oktoberfest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scholder Christoph
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hätte es niemand gewagt, so mit ihm zu sprechen.
    »O ja, ganz ausgezeichnet. Vielen Dank«, antwortete er betont höflich. Es war ohnehin recht schwierig, ihn zu provozieren. Abgesehen davon war er viel zu aufgeregt, um sich zu ärgern. Er nahm Platz. Die Stühle waren bequem, das musste man dem Lokal schon mal zugestehen.
    »Möchten Monsieur vielleicht einen kleinen Aperitif?«, fragte der Kellner.
    »Sehr gern. Bringen Sie mir bitte ein Pils und einen doppelten Lagavulin.«
    Der Kellner blickte ihn wegen der ungewöhnlichen Bestellung verblüfft an. Vogel freute sich. Die blöden Bemerkungen würde der Mann sich für den Rest des Abends verkneifen.
    »Bringe ich Ihnen sofort.« Der Kellner verschwand.
    Er sah sich um. Das Lokal war in hellen, freundlichen Pastelltönen gehalten und zu gut zwei Dritteln besetzt. Auf allen freien Tischen standen Reservierungskärtchen. Die leise Streichermusik im Hintergrund mischte sich mit dem Gemurmel der Gäste.
    Am Nachbartisch wurde das Essen serviert. Der Duft war sehr vielversprechend. Es war wohl doch die richtige Entscheidung gewesen, dieses Lokal auszusuchen.
    Der Kellner brachte die Getränke und reichte Vogel die Speisekarte. Noch bevor er die Karte aufschlug, langte er nach dem Whisky und prostete sich im Geiste selbst zu. Der wunderbar torfige Geschmack des Islay Malt ließ ihn wohlig seufzen. Die Anstrengungen, die das Oktoberfest mit sich gebracht hatte, hatten auch ihr Gutes. Eigentlich verdankte er die Bekanntschaft mit Amelie ja seiner Arbeit für Hirschmoser.
    Vielen Dank, du fette Sau, dachte er bei sich, als er den zweiten Schluck auf Josef Hirschmoser trank.
    Die scharfe Flüssigkeit brannte in seiner Kehle. Er nahm einen tiefen Zug aus dem Bierglas. Er fühlte, wie der Alkohol seine wundertätige Wirkung begann. Er seufzte ein zweites Mal. Dann lockerte er seine verspannten Schultern.
    Wird schon schiefgehen, dachte er und schlug die Speisekarte auf.
    Als Amelie das Lokal betrat, reckten die Männer die Hälse.
    Sie sah atemberaubend aus.
    Amelie war siebenundzwanzig Jahre alt. Ihr volles schwarzes Haar war kinnlang geschnitten und seitlich gescheitelt. Das betonte die Attraktivität ihres langen, schlanken Halses. Ihr vornehmer blasser Teint ließ ihre makellose Haut erscheinen, als wäre sie von feinstem Porzellan.
    Die schlanke, sportliche Figur kam in dem knielangen, engen Kleid, das den Blick auf ihre wohlgeformten Beine freigab, hervorragend zu Geltung. Der schwarze Stoff bildete einen reizvollen Kontrast zu ihrer hellen Haut. Ein einzelner Brillant, der an einer dünnen Goldkette hing, funkelte in ihrem Dekolleté.
    Ihre Augen glitten suchend durch das Lokal. Als sie Werner Vogel fanden, hatte der sich bereits erhoben. Sie kam mit einem strahlenden Lächeln auf ihn zu. Die Blicke der anderen Männer im Lokal folgten ihr verhohlen.
    »Hallo, Amelie«, begann er etwas linkisch.
    Das Grün ihrer Augen war umwerfend. Leuchtende Edelsteine, dachte er.
    Sein Mund war plötzlich trocken.
    »Werner!« Amelie beugte sich etwas nach vorne und hauchte ihm einen Kuss auf die Wange. »Ich freue mich, dass wir uns schon so bald wiedersehen.«
    Werner half Amelie aus ihrem Mantel. Der Kellner erschien wie gerufen. Er musterte Amelie mit einem anerkennenden Blick. Dann grinste er Werner verschwörerisch an.
    »Soll ich den Mantel von Mademoiselle zur Garderobe bringen?« Vogel warf ihm einen dankbaren Blick zu. Der Kellner war in seiner Achtung wieder gestiegen. »Und möchten Mademoiselle vielleicht ein Glas Prosecco als Aperitif?«
    Amelie nickte.
    Dann nahmen sie Platz.
    Während sie die Speisekarte studierten, sprachen sie über Belanglosigkeiten. Wie man von Hirschmosers Fest nach Hause gekommen war und wie das Wetter sich entwickelte.
    Der Prosecco wurde an den Tisch gebracht.
    Sie prosteten sich zu.
    Werner entspannte sich zusehends.
    Er wählte als Vorspeise eine Hummerterrine in Trüffelsahne. Als Hauptgericht bestellte er Waller im Safransud mit Marktgemüsen. Nach dem Studium der Weinkarte entschied er sich für eine Flasche schweren weißen Meursault.
    Amelies Wahl fiel auf ein Langustinencarpaccio, gefolgt von Filet vom gegrillten Zander auf einem Champagner-Limonenschaum.
    Amelie gefiel das Lokal. Sehr geschmackvoll. Und die Speisekarte ließ einiges erwarten. Werner hatte wohl geahnt, dass sie gerne Fisch aß. »Bei uns zu Hause gab es oft frischen Fisch. Als ich klein war, mochte ich allerdings nur Fischstäbchen. Ich glaube, da sind alle Kinder

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