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Oktoberfest

Oktoberfest

Titel: Oktoberfest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scholder Christoph
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trennte den Lötkolben von der Stromversorgung und schloss den Sender an. Der Major betätigte einen Schalter.
    Nichts geschah.
    »Verdammt noch mal.«
    Der Major blickte wieder angestrengt auf die Innereien des Funkgerätes. Gefechtslärm wehte zu ihnen herein. Der Major versetzte einem Bauteil einen kräftigen Hieb mit der Faust.
    Lämpchen flammten auf. Die Beleuchtung der Frequenzskala erhellte sich. Aus dem Lautsprecher war Rauschen zu hören. Und schließlich ein Rufzeichen.
    »Hier spricht Alpha 3. Alpha 3 für Schwarzer Stern. Wie ist Ihre Position? Wie ist Ihr Status? Schwarzer Stern, kommen!« Nach einer kurzen Pause wurde der Funkruf wiederholt.
    Der Major richtete sich auf und verzog den Mund zu einem Lächeln. »Na also! Sind Sie Schwarzer Stern?«
    Blochin nickte. Er hielt das Mikrofon bereits in der Hand.
    »Hier ist Schwarzer Stern für Alpha 3.«
    *
    Dreißig Minuten später füllte das knatternde Schlagen von Rotoren die Luft. Kampfhubschrauber der Mil-Reihe näherten sich rasch.
    Fauchend fuhren die schweren Luft-Boden-Raketen aus den Werfern.
    Lodernde Detonationen ließen den Boden beben.
    Haus um Haus versank in Schutt und Asche.
    »Drache über Funk. Der Gegner zieht sich zurück«, rief der Mann an dem kleinen Funkgerät über den Lärm hinweg. Iljuschins Codename lautete »Drache«.
    In Blochins Gesicht regte sich kein Muskel. Er sprach mit ruhiger Stimme: »Sagen Sie dem Drachen, er soll sie verfolgen. Sagen Sie ihm, er soll sie abschlachten. Keine Gefangenen. Sagen Sie ihm, ich will vom Weinen ihrer Mütter und Witwen in den Schlaf gesungen werden. Ich werde diese Mistkerle lehren, was es heißt, sich mit Speznas anzulegen.«
    Major Okidadse sah Blochin an. Die unbeteiligte Kälte, die sich in dessen Augen spiegelte, trieb dem erfahrenen Fernmeldeoffizier einen Schauer über den Rücken.
    Heller Fels.
    »Ich hätte Sie im Kampf in Zukunft gerne in meiner Nähe, Major. Ich habe den Eindruck, Sie bringen mir Glück.«
    »Das beruht auf Gegenseitigkeit. Es wäre mir eine Ehre, unter Ihnen zu dienen, Polkownik Blochin.«
    Die beiden Männer reichten sich die Hand.
    Langsam brach die Dämmerung herein.
    Im flackernden Feuerschein der brennenden Häuser sahen ihre Schatten an den Wänden aus wie tanzende Teufel.
    *
    In dieser Nacht träumte Karl Romberg wieder seinen Traum. Sein Gefährte war zurückgekehrt.
    Er steht allein in sternloser Nacht.
    Seine Glieder sind taub. Er ist hungrig und friert. Er kann sich kaum auf den Beinen halten.
    Schwarze Milch der Frühe wir trinken sie abends/wir trinken sie mittags und morgens wir trinken sie nachts/wir trinken und trinken …
    Ein Zug kommt näher. Laute Rufe. Das Bellen der Hunde. Wie nahe sind sie schon?
    Es regnet. Er muss diesen Abhang hoch. Der Boden ist glitschig. Seine Füße rutschen aus.
    Er keucht vor Anstrengung. Wasser läuft ihm in die Augen. Mit festem Tritt marschieren die Stiefel. Es sind Hunderte. Es ist so kalt. Seine Augen brennen.
    Wir schaufeln ein Grab in den Lüften da liegt man nicht eng/Ein Mann wohnt im Haus der spielt mit den Schlangen der schreibt …
    Er steht allein in sternloser Nacht.
    Dann legt sich die Hand auf seine Schulter.
    Romberg schreckte schweißgebadet hoch.
    Sein Gefährte war wieder gegangen.

4
    D er Eindruck, der am ersten Abend entstanden war, täuschte nicht. Zwischen Werner Vogel und Amelie Karman hatte es gefunkt. Und zwar ganz gehörig.
    Sie schienen füreinander geschaffen zu sein. Der Herbst kam und ging. Der Winter stand vor der Tür. Aber während es kälter wurde, die Tage kürzer und der Himmel grauer, erlebten Amelie und Werner einen wunderbaren Frühling.
    Jede freie Minute verbrachten sie miteinander. Sie genossen gemeinsam das Leben in München. Sie gingen ins Theater und besuchten die Oper. Sie sahen sich viele Filme in den Kinos an. Sie speisten oft gemeinsam in schönen Lokalen. Wenn sie dann nach ihren Unternehmungen nach Hause kamen, ließen sie sich von ihrer Leidenschaft überwältigen. Amelie war ihm alles, was ein Mann sich nur wünschen konnte. Werner war noch nie in seinem Leben so glücklich gewesen.
    Manchmal ertappte sich Karl Romberg dabei, dass ihm Vogels entrücktes Dauergrinsen auf die Nerven ging. Aber eigentlich freute er sich sehr für ihn.
    Es war schön, zu sehen, wie die beiden ihr Glück genossen. Zwar bot Werner Vogel ihm immer an, mitzukommen, wenn sie etwas unternahmen. Doch er wusste, dass er nur gestört hätte. Vielmehr überlegte Romberg, wie er den beiden

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