Oktoberfest
Gefährte nicht.
*
Zwei Wochen später standen sie zu dritt am Flughafen. Rombergs Plan war aufgegangen. Das Wetter spielte mit. Es war kalt und windig. Der Schneeregen bedeckte die Straßen mit grauem Matsch.
Er winkte Werner und Amelie hinterher, als diese durch die Zollabfertigung gingen und sich zu ihrem Flugzeug begaben. Ein wirklich schönes Paar, dachte er. Dann ging er zur Besucherplattform, um den Start zu beobachten.
Als das Langstreckenflugzeug beschleunigte und schließlich in den winterlichen Himmel abhob, summte er leise den Anfang einer Arie aus dem Oratorium Die Schöpfung von Haydn.
Auf starkem Fittiche
schwinget sich der Adler stolz
und teilet die Luft
im schnellsten Fluge
zur Sonne hin.
Ein tiefes Gefühl der Befriedigung ließ Romberg lächeln, während er dem Flugzeug nachsah, das sich schnell entfernte.
Der Zufall wollte es, dass genau in dem Moment, in dem das Flugzeug von der Startbahn abhob, um München hinter sich zu lassen, vier Containerlastzüge die Stadtgrenze passierten.
In den langen Hochseecontainern befanden sich laut der Frachtpapiere Bananen.
Angelandet in Bremerhaven.
*
Die Lastzüge fuhren zu der in den Papieren angegebenen Lieferadresse. Sie lag in einem Industriegebiet in einem Münchner Vorort. Sie bogen durch das offen stehende Rolltor auf das Gelände einer Import-Export-Firma ein.
Das Areal hatte gut die Größe eines Fußballfeldes. Es wurde von einem drei Meter hohen Wellblechzaun vollständig umschlossen. Die vordere Hälfte bildete ein großer asphaltierter Platz. Drei Kleinbusse standen auf dem Gelände. Dahinter erhob sich eine Werkshalle.
Die Halle war riesig. Allein das Tor war fünfunddreißig Meter breit und zehn Meter hoch. Es stand ebenfalls offen. Männer in blauer Arbeitskleidung erschienen und winkten die erste Zugmaschine hinein.
Die Fahrer der Lastzüge wunderten sich. Nach einem Südfrüchtehändler sah das nicht aus. Aber sie wurden offensichtlich erwartet, also waren sie an der richtigen Adresse.
Der erste Containerzug fuhr durch das Tor. Der Fahrer hielt in der Mitte des Raumes an. Als er aus seiner Kabine stieg, kam ihm einer der Männer in Blau entgegen.
»Grüß Gott!«, sagte der Mann. »Sie wollen sicher eine Unterschrift und einen Stempel. Das sollen Sie bekommen. Schön, dass Sie so pünktlich sind. Kommen Sie mit.« Der Mann wandte sich ab und ging zu einem kleinen Büro an der Seitenwand. Seine Schritte auf dem Betonboden hallten. Von den Wänden kam ein Echo zurück.
Das gewaltige Gebäude wirkte seltsam leer. Nirgendwo konnte der Fahrer Obst entdecken. Auch keine Kühlräume. Das war wirklich merkwürdig.
Von innen waren die Ausmaße der Halle noch beeindruckender. Ihre Breite betrug ungefähr fünfzig Meter, und sie erstreckte sich sechzig Meter in die Tiefe. Das Dach ruhte auf schweren T-Trägern aus Stahl. Ein Kran setzte sich an Schienen unter der Decke in Bewegung.
Die Männer in den blauen Arbeitsanzügen kletterten über Leitern auf das Dach des ersten Containers. Der Kran stoppte über dem Container. Vier massive Ketten hingen von ihm herab. Die Männer brachten die Ketten an den Ecken des Containers an und verschraubten die schweren Karabinerhaken.
Auf den Fahrer machte die Halle den Eindruck, als würde sie sonst nicht benutzt werden.
Dieser Eindruck trog nicht.
Aber das würde sich ab heute ändern.
In dem kleinen Büro übergab der Fahrer dem Mann die Frachtpapiere. Seinen Durchschlag erhielt er unterschrieben und gestempelt zurück. Währenddessen sprachen sie über das Wetter. Dann griff der Mann in seine Hosentasche und zählte vier 50-Euro-Scheine auf den Tisch.
»Das ist für Sie und Ihre Männer. Meine Leute werden nicht lange brauchen, die Container abzuladen.«
»Oh, vielen Dank.« Der Fahrer nahm die Geldscheine und steckte sie ein.
Als sie aus dem Büro traten, erfüllte das Brummen des Krans die Luft. Der erste Container schwebte bereits durch den Raum. Der Weg des Krans beschrieb eine Parabel und setzte den Container in der hinteren rechten Ecke ab.
Der Fahrer sah einige Maschinen an der Wand stehen. Die meisten waren abgedeckt, aber bei einer war die Plane ein wenig zu kurz. Es handelte sich um eine Stahlfräsmaschine, das erkannte der Fahrer sofort. Eine solche Maschine gehörte eher zu einem metallverarbeitenden Betrieb als zu einem Südfrüchteimporteur.
Er ging zu seiner Zugmaschine zurück und fuhr rückwärts den leeren Anhänger aus der Halle. Während er wendete, rollte der
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