Oktoberfest
vier Tage her. Der Mann hatte in der Waffenmeisterei gearbeitet, weshalb eine komplette Bestandsprüfung vorgenommen worden war.
Das Ergebnis war niederschmetternd.
In den Beständen fehlten große Mengen an Infanteriewaffen. Allein einhundert Maschinenpistolen vom Typ H&K MP 5. Laservisiere. Sechs Präzisionsschützengewehre H&K PSG 1. Tragbare Luftabwehrraketen. Panzerfäuste. Sogar Anti-Infanterie-Minen. Die ganze Palette. Doch damit nicht genug. Weitere Nachforschungen hatten ergeben, dass auch viele technische Geräte verschwunden waren. Modernste digitale Funkgeräte. Überwachungselektronik. Chiffriergeräte. Minikameras. Bewegungssensoren. Störsender. Geräte aus dem Bereich der Radartechnik. Ortungsgeräte. Richtmikrofone. Funkzünder. Lichtschranken. Ein komplettes Sortiment der neuesten NATO-Technik.
Eine Katastrophe.
Die Maschine ging in den Sinkflug und setzte zur Landung an. Ein Rütteln lief durch das Flugzeug. Als der Minister ihm versichert hatte, die Truppen vor Ort würden für seine Sicherheit sorgen, hatte Härter sich bewaffnet. Er trug seine Glock 17 im Fallholster unter der linken Achsel. Er wollte nicht darauf angewiesen sein, von jemand anderem geschützt zu werden.
Er war sich selbst immer der beste Schutz gewesen.
Nach der Landung wurde er in einem nur schwach beleuchteten Bereich des Flugfeldes von zwei MAD-Offizieren erwartet. Nach einer kurzen militärischen Begrüßung brachten sie ihn zu einem Schützenpanzer, der sie zum KFOR-Hauptquartier transportieren sollte. Auch in dem Panzer war es kalt. Er wurde während der Fahrt über die neuesten Ergebnisse der Ermittlungen informiert. Die Leute hier konnten ihm jedoch nichts sagen, was er nicht schon gewusst hätte.
Vom Umfang her war der Diebstahl nicht einmalig. Bei der Bundeswehr waren bereits komplette Panzer aus Stützpunkten spurlos verschwunden. Was ihn jedoch zutiefst beunruhigte, waren die Qualität und die Zusammenstellung der fehlenden Ausrüstung.
Seine Mitarbeiter hatten die Liste der Geräte analysiert. Sein Adjutant, ein junger Kapitänleutnant, hatte versucht, ihn zu beruhigen: »Um diese Technologie benutzen zu können, muss man ausgebildet sein. Nur absolute Spezialisten können mit diesen Sachen etwas anfangen. Für die Bedienung braucht man jahrelange, hochspezialisierte Ausbildung und Übung. Für Fanatiker oder Freischärler sind die Apparate nutzlos.«
Diese Argumente konnten den Kapitän jedoch nicht überzeugen.
Ganz im Gegenteil.
Sie trafen genau den Punkt, der Kapitän Härter Sorgen bereitete.
Große Sorgen.
*
Die Überraschung zum Jahreswechsel gelang Karl Romberg hervorragend. Werner, Amelie und er waren gemeinsam auf den Silvesterball von Josef Hirschmoser eingeladen. Es gab ein Menü aus bayerischen Traditionsgerichten, von einem berühmten Sternekoch in die Exklusivität erhoben.
Getrüffelter Leberkäse an einem Schaum von süßem Senf. Gratin vom Breznknödel.
Nachdem sie um Mitternacht miteinander angestoßen hatten, zog Romberg den Umschlag mit den Reiseunterlagen aus der Tasche.
»Damit das neue Jahr für euch gleich gut anfängt.« Mit diesen Worten überreichte er ihnen das Geschenk.
Werner und Amelie steckten die Köpfe zusammen und öffneten den Umschlag. Als sie zu verstehen begannen, was diese Unterlagen bedeuteten, bekamen ihre Gesichter einen ungläubigen Ausdruck.
»Das können wir nicht annehmen. Zumindest die Hälfte des Geldes werde ich dir zurückgeben«, sagte Werner mit fester Stimme zu Karl.
Der wischte das Angebot mit einer schnellen Geste beiseite. »So weit kommt’s noch. Nix da.«
»Zwei Wochen. Mauritius.« Amelies Stimme hatte einen andächtigen Klang. Sie flüsterte fast. »Das ist ja unglaublich. Und Flüge erster Klasse.« Sie stockte. Stürmisch fiel sie ihm um den Hals. »Vielen, vielen Dank! Oh, Mann, Karl, das ist ja ein echter Hammer.« Er bekam einen dicken Kuss auf die Wange gedrückt, woraufhin sein Gesicht vor Freude strahlte. Dann wandte Amelie sich wieder ihrem Geliebten zu. »Mein Gott! Das ist unglaublich, oder?«
»Ja, aber es ist wahr, mein Engel.«
Werner Vogel hob sein Glas. Er hatte das Gefühl, einen Trinkspruch zum Besten geben zu müssen.
»Wohl dem, der solche Freunde hat.«
Sie stießen an.
Werner und Amelie verabschiedeten sich um halb drei. Karl Romberg allerdings beschloss, sich aus reiner Selbstgefälligkeit so richtig zu betrinken.
»Bringen Sie mal eine Flasche Wodka an den Tisch!«
Wenn er viel trank, kam sein
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