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Oktoberfest

Oktoberfest

Titel: Oktoberfest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scholder Christoph
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an. Seine Lungen brannten von der komprimierten Atemluft aus der Flasche auf seinem Rücken.
    Endlich hatte er das Zelt erreicht. Mit einem wuchtigen Hieb trieb er die rasiermesserscharfe Klinge seiner Machete von oben nach unten durch die Zeltplane.
    Ein Schnitt von zwei Metern Höhe entstand.
    Ein weiterer Beamter war neben ihm eingetroffen. Sein Buschmesser fuhr in der Horizontalen durch den dicken Kunststoff. Als seine Klinge Aschners Schnitt kreuzte, klappte die Plane auf und gab den Blick auf das Innere des Zeltes frei.
    Die Apokalypse.
    Aschners Atem stockte angesichts des Grauens, das sich seinen Augen bot.
    Armageddon.
    Die zweitausend Besucher der Fischer-Liesl waren auf biologische Organismen reduziert. Ihre Körper kämpften gegen einen biochemischen Prozess an, dessen Verlauf unabänderlich und unumkehrbar war.
    Jeder einzelne Muskel verkrampfte sich bis zum Zerreißen.
    Leiber wanden sich.
    Ihr, die ihr hier eintretet, lasset alle Hoffnung fahren, durchfuhr es Aschners Gehirn.
    Kinder, Frauen und Männer versuchten aufzustehen, zu laufen, die Türen zu erreichen. Doch binnen Minuten verloren sie jede Kontrolle über ihre Körperfunktionen. Der Inhalt ihrer zusammengepressten Mägen brach aus den Mündern hervor. Die Nachfolgenden stolperten über die Leiber derer, die den Kampf bereits verloren hatten.
    Die Kraft der vollständig kontrahierten Muskulatur bog manchem den Rücken so weit durch, dass nur noch Kopf und Fersen den Boden berührten.
    Der Tod fuhr reiche Ernte ein.
    Schließlich erreichten die SEK-Beamten mit den Schläuchen die Öffnungen in der Zeltwand. Die Schlauchenden wurden ins Innere des Zeltes gestoßen. Mit kräftigen Schlägen trieben Beamte Heringe in den Boden, um die Schläuche zu fixieren. Als der sechste Hering im Boden versunken war, gab Aschner den Befehl, die Lüftung einzuschalten.
    Die gewaltigen Kompressoren brüllten los, und die entfesselte Kraft der Maschinen ließ den Boden beben.
    Nur wenige Meter entfernt stand Alois Kroneder am Fenster seines Büros und sah nach draußen. Auf seinem Schreibtisch kippten klappernd die Fotos seiner Frau und der beiden gemeinsamen Kinder um.
    Überrascht stellte Alois Kroneder fest, dass er betete.
    *
    Härter weigerte sich, seine Glock abzugeben. Er war vor der Tür des Sitzungsraumes neben dem Kanzlerbüro angekommen. Die Personenschützer des Regierungschefs verstellten ihm den Weg. Nach einigen Minuten fruchtloser Diskussion rief einer der Leibwächter den Verteidigungsminister heraus.
    »Herr Minister, die Vorschriften verlangen, dass niemand bewaffnet diesen Raum betritt. Bitte sagen Sie Ihrem Mitarbeiter, Herrn …« Der Beamte der Sicherungsgruppe hob fragend die Stimme. Die Frage nach dem Namen des unbekannten Besuchers blieb unbeantwortet in der Luft hängen. »… dass er uns seine Waffe übergeben soll. Auch im Interesse Ihrer eigenen Sicherheit, Herr Minister.«
    Der Verteidigungsminister winkte ab. »Ich fühle mich in der Gegenwart dieses Herrn völlig sicher. Umso mehr, wenn er bewaffnet ist.«
    Er wandte sich zur Tür, öffnete sie und bat Härter mit einer Geste, einzutreten.
    Härter ließ die Reisetasche an der Tür stehen. Er musterte die versammelten Herren der Reihe nach. Schließlich trafen sich die Blicke des Kapitäns mit denen des Kanzlers. Härter salutierte.
    »Herr Bundeskanzler, meine Herren, bitte entschuldigen Sie, dass ich nicht früher hier sein konnte. Wir haben leider keine schnelleren Hubschrauber. Sparmaßnahmen beim Verteidigungshaushalt. Sie wissen das ja.«
    Der Außenminister ließ ein entrüstetes Schnauben hören. Der Innenminister hob an, etwas zu sagen, überlegte es sich dann jedoch anders und schwieg.
    Alle folgten dem Kapitän mit ihren Blicken, als er an den runden Konferenztisch trat. Härter öffnete seine Aktentasche und entnahm ihr einige Papiere, die er vor sich auf den Tisch legte. Mit einer wortlosen Geste bot ihm der Verteidigungsminister einen Sitzplatz an.
    Härter legte seinen Mantel ab und nahm am Tisch Platz.
    Der Verteidigungsminister räusperte sich.
    »Herr Bundeskanzler, verehrte Kollegen, der Name dieses Mannes ist bis auf weiteres Poseidon. Sie brauchen seine wahre Identität nicht zu kennen.«
    »Meinen Sie nicht, dass Sie es jetzt etwas übertreiben?«, fragte der Innenminister bissig.
    »Es reicht ein etwas zu langer Blick, eine winzige Geste des Wiedererkennens auf einem Botschaftsempfang oder Ähnlichem, und dieser Mann ist enttarnt. Von einer Nennung des

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