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Olfie Obermayer und der Ödipus

Olfie Obermayer und der Ödipus

Titel: Olfie Obermayer und der Ödipus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Nöstlinger
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Wasserhahn.
    »Du Wiffzack«, sagte der Axel anerkennend zur Joschi.
    »Du bist ein Mensch mit Sinn für das Reale!« »Komische Freunde hast du«, sagte die Joschi zu mir.
    »Ich wollt ja nicht hergehen, du wolltest ja«, sagte ich. Ich schaute die Joschi aufmerksam an. Sie schien mir ganz normal, gar nicht drogenbeeinflußt. Diesen Zustand wollte ich aufrechterhalten. »Komm, gehn wir weg«, sagte ich.
    »Da wird ja nichts mehr.«
    »Wir sollten ihm helfen, soviel in Ordnung zu bringen wie möglich, glaubst nicht?« fragte die Joschi.
    Ich überblickte das Stück Garten vor der Terrasse. Es schaute schrecklich aus. Der Boden war ein einziger Matschfleck. Um den Swimmingpool herum waren tiefe Wasserlachen. In einer saß, mit schwankendem Oberkörper und quittengelbem Gesicht, die Marion. Der Egon und der Gustl krochen auf allen vieren gerade vom Pool weg. Und der Oskar mit dem Gartenschlauch und seine Gegner waren jetzt ein kreischender, sich balgender Haufen am Zaun zum Nachbargarten, zwischen den blühenden Spalierbäumen.
    Der Gartenschlauch ringelte sich im vermatschten Gras.
    Wasser rann keines mehr heraus.
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    Der Jo kam zu uns zurück. Er war den Tränen nahe. »Was soll ich denn tun?« fragte er und biß an den Nägeln seiner rechten Hand herum.
    »Rauswerfen!« sagte die Joschi. Sie rief zum Wohnzimmerfenster hin, wo der Florian, der Harri, die Erbswurstsuppe und die vier Tänzer standen und interessiert die Hälse nach dem kämpfenden Menschenknäuel reckten:
    »Schaut nicht so blöd! Kommt raus! Helft uns!«
    Zögernd stiegen der Harri und der Florian aus dem Fenster.
    Und der eine Tänzer folgte ihnen. Die Joschi zeigte zu den Fightern: »Wir werfen sie raus«, sagte sie.
    »Wie denn?« Der Harri glotzte zu den Spalierbäumen hin.
    Er eignet sich nicht für Schlachten. Das weiß ich seit dem Kindergarten. Sooft er in einen Kampf reingekommen ist, ist er gerannt wie ein Weltklassesprinter.
    Der eine Tänzer knöpfte die Hose auf und ließ sie fallen.
    »Die ist nämlich mein bestes Stück«, sagte er. »Die laß ich mir nicht versauen.« Er stieg aus der Hose und legte sie auf den Gartentisch.
    »Dann ran an den gordischen Knoten«, sagte der Florian. Er wollte von der Terrasse springen, wir wollten hinter ihm her, doch da rief der Jo: »Oh, verdammt und verbieselt!« Er schaute zur Gartentür hin. Ein großer alter Herr und eine kleine alte Dame schritten im Eiltempo auf das Haus zu.
    »Meine Großeltern«, sagte der Jo.
    Die schreitenden Großeltern schauten bitterböse.
    »Was tu ich denn jetzt?« Der Jo wimmerte richtig.
    Keiner von uns wußte eine Antwort.
    Zuerst sah es so aus, als wollten die bitterbösen Großeltern direkt auf die Terrasse zu, doch knapp bevor sie bei uns waren, änderten sie die Richtung, der Großvater packte ei-
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    nen Stecken, der am Boden lag, und stürmte zu den Spalierbäumen hin. Die Großmutter wieselte hinter ihm her.
    »Aufhören, sofort aufhören«, brüllte der Großvater und schwang den Stecken.
    »So etwas habe ich ja noch nie erlebt«, kreischte die Groß-
    mutter. Sie überholte den Großvater hurtig, fast wäre sie dabei auf dem gatschigen, matschigen Boden ausgerutscht.
    Sie schnappte sich den Gartenschlauch, packte ihn gut einen Meter hinter der Spritzdüse und schwang ihn wie eine Reitpeitsche.
    »Auseinander!« kreischte sie und ließ die Garten-schlauchpeitsche sausen. Wer vom Schlag getroffen wurde, war von meinem Standplatz aus nicht zu erkennen, jedenfalls hörte das Gerangel auf, der Kampfknäuel entwirrte sich, vier Knaben und drei Mädchen, alle total verdreckt und verschmiert, saßen oder lagen bei den Spalierbäumen herum und starrten mauloffen die Jo-Vorvorderen an. Die Anette rappelte sich als erste hoch, putzte Dreck von den Beinen und sagte:
    »Aber bitte, wir haben doch nur Spaß gemacht!«
    »Raus! Sofort alle raus! Verlaßt das Grundstück!« brüllte der Großvater.
    »Wer in zwei Minuten noch zu sehen ist, wird der Polizei ausgeliefert«, kreischte die Großmutter und wa-chelte drohend mit ihrem Peitschenschlauch. Sowohl am linken als auch am rechten Nachbarzaun standen jetzt komplette Familien und nickten wohlgefällig.
    »Sollen wir bei dir bleiben oder gehen?« fragte ich zögernd den Jo.
    »Geht besser«, murmelte der Jo, ohne die Finger, an deren Nägeln er herumbiß, aus dem Mund zu nehmen.
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    »Sollen wir dir nicht beistehen?« fragte die Joschi.
    »Mir kann keiner beistehen!« Der Jo biß jetzt nicht mehr Nägel,

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