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Olfie Obermayer und der Ödipus

Olfie Obermayer und der Ödipus

Titel: Olfie Obermayer und der Ödipus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Nöstlinger
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drehte den Schlüssel im Schloß. Ich drückte die Joschi aufs Sofa, blieb neben ihr stehen und streichelte ihre schwarze Stoppelfrisur.
    »Taschentuch, bitte«, sagte die Joschi.
    Da ich keines bei mir hatte, gab ich ihr einen Seidenschal von der Mama, der über einer Sessellehne hing. Die Joschi wollte den Schal nicht versauen. Sie schneuzte sich in die hohle Hand und wischte diese an einem Hosenbein ab.
    Dann streckte sie sich auf dem Sofa aus, schloß die Augen und berichtete mir, was sich bei ihr seit Samstagabend zu-getragen hatte:
    Erstens war vom Bruder die Mitteilung gekommen, daß er sich in Florenz beim Sprung über eine Mauer einen Knö-
    chel verstaucht habe und daß er mit dem Knöchel, dem verstauchten, nicht Auto fahren könne. Daß er daher noch eine Woche bei seinem italienischen Freund bleiben werde, um den Knöchel zu kurieren. Essig und Öl also für die nächsten zehn Tage mit einer Entschuldigung!
    Zweitens hatte die Entschuldigung vom Bruder ohnehin keinen Sinn mehr, weil - laut Freundin der Joschi - am
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    Samstag ein eingeschriebener Brief der Schulleitung an Joschis Eltern abgegangen war, in dem sich die Direktion der Schule nach dem Verbleib der Schülerin Johanna Ed-linger erkundigte.
    Drittens hätte es nicht einmal etwas genutzt, den Briefträger vor dem Haus abzufangen und ihm, was bei eingeschriebe-nen Briefen gar nicht so leicht gewesen wäre, den Brief abzuluchsen, weil die Mutter der Anna, dieser Streberin aus Joschis Klasse, - wieder laut Joschis Freundin - erklärt ha-be, sie werde Joschis Mutter über ihre Muxeneder-Beobachtung informieren. Das sei solidarische Eltern-pflicht!
    Und viertens hatte Joschis Mutter am Sonntag angekündigt, sie werde am Montagvormittag den neuen Teppich kaufen.
    Dazu brauchte sie das Geld, das sie in einer blauen Dose angespart hatte. Von diesem Geld hatte die Joschi aber im Laufe der letzten zwei Wochen tagtäglich etwas wegge-nommen. Ihr karges Taschengeld hatte bei weitem nicht gereicht, die Muxeneder-Rechnungen zu bezahlen!
    Fünftens waren Joschis Eltern schon ungeheuer darüber empört, daß der Bruder, statt eifrig zu studieren und zwei fällige Prüfungen zu machen, verstauchten Beines in Italien herumsaß. Sie waren übelster Laune.
    »Ich kann nicht mehr nach Hause gehen«, sagte die Joschi.
    »Wirklich nicht. Jetzt muß der Brief von der Schule schon da sein. Und die Mutter von der Anna hat sicher auch angerufen und gesagt, daß sie mich im Muxeneder gesehen hat.
    Und die Mama hat ihr Teppichgeld gezählt und gemerkt, daß fast tausend Schilling fehlen! Sie bringen mich um!«
    Ich versuchte die Joschi zu beruhigen. Vielleicht, sagte ich, habe die Anna-Mutter ihre Mutter gar nicht erreicht. Und
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    der Brief von der Schule, der sei wahrscheinlich erst heute abgeschickt worden, weil die Schulwarte am Samstag nur mit halber Kraft arbeiten und die Postämter am Samstag um zehn Uhr schon schließen. Und den Gelddiebstahl, meinte ich, den müsse sie einfach stur ableugnen. Schließlich könnte ja auch der Bruder, bevor er nach Italien gefahren war, das Geld genommen haben. Oder die Putzfrau. Oder sonst ein Besuch.
    »Du hast ja keine Ahnung, du kennst ja meinen Vater nicht«, sagte die Joschi. Sie setzte sich auf und zog ihren Pullover aus. Sie drehte mir den nackten Rücken zu. Quer über das rechte Schulterblatt lief eine brandrote, unregelmäßige Zickzacknarbe.
    »So schaut das aus, wenn er wütend wird«, sagte sie. »Bloß wegen einem Mathe-Fünfer war das! Mit einem hölzernen Kleiderbügel hat er auf mich eingedroschen und mich dabei in die Glasscheibe von der Küchentür reingetrieben. Drei-
    ßig Glassplitter hat mir mein Bruder herausgezogen.« Die Joschi zog den Pullover wieder über. »Ein paar sind erst viel später herausgeeitert, weil sie mich nicht einmal zum Arzt haben gehen lassen, damit der keine Anzeige macht.
    Ich war ja überall voll blauer Flecken und so!«
    Die Joschi legte sich wieder hin. »Ich kann nicht mehr nach Haus, wirklich nicht«, sagte sie ganz leise. »Das überleb ich nicht. Ehrlich. Wenn er auf mich losgeht, ich schwör es dir, da wird meine Angst so groß, ich kann dir gar nicht schildern, wie das ist.« Die Joschi drehte sich von mir weg, zur Wand. »Einmal«, fuhr sie monoton und noch leiser fort,
    »wie er auf mich los ist wie ein Wahnsinniger, da wollt ich zum Fenster raus. Und ich war's auch, wenn mich meine

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    Mutter nicht festgehalten hätte. Garantiert war ich raus.
    Obwohl wir

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