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Olfie Obermayer und der Ödipus

Olfie Obermayer und der Ödipus

Titel: Olfie Obermayer und der Ödipus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Nöstlinger
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sagte der Müller, »aber das hat sie in Null-komma-Josef heraus!«
    Der Müller meinte, die Mama müsse bloß bei seiner ehemaligen Frau anrufen oder bei gemeinsamen Bekannten oder -
    noch viel einfacher - bei seinem Vater oder bei einem seiner drei Brüder. Die seien ihr alle von früher gut bekannt, die würden ihr anstandslos Auskunft erteilen.
    Dann machte uns der Müller in der kleinen Kammer hinter der Stube ein Matratzenlager. Die Joschi und ich krochen unter die Decke, die der Müller auf die Matratze gelegt hatte. Angeblich hat mir die Joschi noch allerhand erzählt, angeblich lauter Lobreden auf den Müller, aber ich war so hundemüde, daß ich schon bei ihren ersten Worten ein-schlief. Ich weiß nur noch, daß ich von meinem abgelegten Motorradfreak träumte und daß auf seinem Motorrad lauter Schreibmaschinentasten waren. Rote. Aber nur kleine a, wenn ich mich recht erinnere.
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    9. Kapitel

    in dem ich die Liebe, die mir entgegengebracht wird, schamlos zum Vorteil meiner großen Liebe benutze.

    Ich erwachte, weil mir kalt war. Die Joschi lag nicht mehr neben mir. Muffig roch es um mich herum. Der muffige Geruch stieg aus der Matratze hoch. Und die Kälte kam durch das offene Kammerfenster herein. Ich blinzelte aus dem Fenster. Nebel war draußen. Aber heller Tag war schon. Gern hätte ich weitergeschlafen, doch dazu war mir zu kalt. Außerdem war ich auch irgendwie unruhig. Wo war die Joschi? Wo war der Johannes? Und wo war meine Mutter? Noch zu Hause? Oder auf dem Weg her? Oder am En-de schon hier?
    Ich rappelte mich von der Matratze hoch und stolperte aus der Kammer. In der Stube war niemand. Die Joschi war in der Küche. Sie saß am Küchentisch und trank Kaffee. Sie tunkte Brot ins Kaffeeheferl, biß vom aufgeweichten Brot ab und lächelte mir zu.
    »Der Johannes ist zur Post gefahren«, sagte sie. »Er wird Semmeln und Butter mitbringen!« Sie deutete auf den Brotwecken auf dem Tisch. »Der ist schon ziemlich hart!
    Willst du mit dem Frühstück warten, bis der Johannes wieder da ist?«
    Ich schüttelte den Kopf und setzte mich neben die Joschi.
    »Die Milch ist auch alle«, sagte die Joschi und schüttete mir aus einer roten Blechkanne Kaffee in ein Heferl. Das Heferl war aus dickem Porzellan. OPA stand in altmodischer
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    Schrift darauf. Der Kaffee schmeckte scheußlich. Lauwarm und bitter.
    Die Joschi tunkte wieder ein Stück Brot in ihren Kaffee. Sie sagte: »Ich wüßte gern, was mein Vater jetzt tut. Zur Polizei ist er sicher nicht gegangen. Aber sein Blutdruck ist garantiert auf dreihundert!«
    Ich wußte keine Antwort. Was einer wie Joschis Vater tut oder nicht, war mir nicht vorstellbar. Die Joschi schwieg, rührte mit der Brotrinde im Kaffee, seufzte und sagte dann:
    »Ewig kann ich nicht hierbleiben. Der Johannes sagt, hier redet sich alles herum. Bald wird es heißen, der Müller hat eine minderjährige Geliebte. Und dann kann es sein, daß ihn wer anzeigt deswegen. Und dann kommt alles heraus.
    Außerdem sagt der Johannes, muß ich etwas lernen ...« Die Joschi zog die Brotrinde aus dem Kaffee, steckte sie in den Mund und lutschte daran.
    »Er hat recht«, sagte ich.
    Die Joschi zuckte mit den Schultern. »Viele Leute haben nichts gelernt und leben auch«, nuschelte sie, ohne die Brotrinde aus dem Mund zu nehmen.
    »Aber die leben schlecht«, sagte ich. Ich kam mir dabei ziemlich blöd vor. So auf total angepaßt! Als ob ich ein pensionierter Oberlehrer wäre! Und wie nicht anders zu erwarten, sagte die Joschi: »Du hast leicht reden!«
    Schweigend hockten wir dann bei unseren Kaffeeheferln, bis der Johannes und der Nowak zurückkamen. Der Nowak begrüßte mich so erfreut, als ob ich ihn dick- und großgezogen hätte. Der Johannes kippte aus einer Papiertüte Semmeln und Butter und Wurst auf den Tisch. Eine Kanne mit Milch hatte er auch. Die Joschi fiel über den Nahrungs-nachschub her. Der Müller schaute auf die Uhr.
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    »Halb elf ist es schon, Kummerkinder«, sagte er. »Ich nehme an, demnächst wird die Frau Dr. Obermeier vorfahren!«
    Damit hatte der Johannes nicht recht. Es wurde Mittag, es wurde Nachmittag, die Mama erschien nicht. Ich fühlte mich deswegen auf eine zwiespältige Art nervös. Einerseits graute mir vor ihrem Eintreffen, andererseits beunruhigte mich, daß sie noch nicht da war.
    Gegen fünf Uhr fingen wir zu dritt an, Zwiebeln zu schnei-den, weil der Johannes zum Nachtmahl Gulasch kochen wollte. Wir weinten. Aber nur wegen der Zwiebeln. Der

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