Oliver Hell - Abschuss (Oliver Hells erster Fall) (German Edition)
länger unter Mordverdacht festhalten.“ Wendt hatte noch das Handy am Ohr, wartete darauf, dass er Informationen erhielt. Er hob die Hand. Jemand sprach. Wendt lauschte gespannt, nickte, drehte sich um, schaute die Kollegen euphorisch an. Er steckte sein Handy weg
„Na, wenn das kein Treffer ist. Zylau ist wegen schwerer räuberischer Erpressung vorbestraft. Vorher war er wegen diverser anderer Gewaltdelikte schon mehrfach inhaftiert. Unter anderem ist er als Kind schon auffällig geworden, weil er Tiere gequält hat.“
„Bingo!“ Klauk hob seinen rechten Daumen.
„Wir haben eine Adresse? Ok, Staatsanwalt, Durchsuchungsbefehl, Spusi, die ganze Truppe soll anrücken“, Hell hatte schon die Türe geöffnet, „Schickt den Flottmann nach Hause. Der hat genug.“
*
Dimitri Zeiger parkte seinen Wagen. Er nahm die Spiegelreflexkamera vom Beifahrersitz und legte sie auf seinen Schoß. Das Haus des Mannes, den er observieren sollte, lag auf der gegenüberliegenden Straßenseite. Einen schwarzen BMW solle er fahren, hatte die Frau des Mannes ihm berichtet. Ein schwarzer 5er-BMW älterer Bauart stand in der Einfahrt des Hauses. Also schien er daheim zu sein. Es sei denn, er nutzte für seine Eskapaden ein weiteres Fahrzeug. Das konnte Zeiger bisher nicht wissen. Die Frau des Mannes, Sandra Hesse, vermutete, dass er eine Geliebte hatte. Eine zappelige Ehefrau, ein untreuer Ehemann. Alles sah nach einem einfachen Fall aus. Leicht verdientes Geld.
Es war halb acht Uhr abends. Morgens hatte er den Auftrag übernommen. Nun war er schon unterwegs. Seine Auftragsbücher waren leer im Moment, also kam ihm dieser Job sehr recht. Er wartete ab, hielt die Spiegelreflex ans Auge, dreht am Zoom um den passenden Ausschnitt für einen Schuss mit dem Auto zu haben, dann legte er sie wieder in Position auf den Schoß. Im Beifahrerfußraum stand eine Tüte mit Fastfood. Verpflegung für die Nacht, die er im Drive-in gekauft hatte. Kalte Burger war er gewohnt. Lieber würde er jetzt daheimsitzen und sich die Burger mit einem kalten Bier schmecken lassen. Aber er hatte den Auftrag angenommen. Er war gespannt, wie der Lohn seiner Mühe ausfallen würde. Er fingerte sein Handy aus der Hemdtasche. Unverrichteter Dinge steckte er es sofort zurück. Denn seine Zielperson kam aus der Haustüre und ging auf den BMW zu. Er hob die Spiegelreflex an, duckte sich ein wenig, zoomte nach und schon surrte der leistungsstarke Motor los. Die Bilder landeten in der Zwischenablage der Kamera. Der BMW rollte rückwärts die Einfahrt herunter, stieß auf die Gegenfahrbahn und kam auf Zeiger zugefahren. Der drückte noch einmal ab und duckte sich blitzschnell nach rechts ab. Der schwarze BMW fuhr an ihm vorbei. Jetzt hieß es schnell zu sein. Im Zurückgleiten startete er seinen Golf, drehte auf der Straße mit einem Schwung und sah gerade noch, wie der BMW rechts abbog. Zeiger gab Gas. Aus dem Wohngebiet folgte er dem BMW bis auf die Hauptstraße. Dort hielt der BMW, weil es eine Baustelle dort gab. So ein Mist dachte Zeiger. Er entschied sich, direkt hinter dem BMW zum Stehen zu kommen. Links auf der Hauptstraße stand eine Ampel. Sollte er die Grünphase verpassen, würde er den BMW verlieren. Er durfte nicht auffallen, er musste von den Fahrern auf der Hauptstraße hineingelassen werden. Eine blöde Situation. Bei einer Observation musste man im Hintergrund bleiben. Jetzt stand er keine fünfzig Zentimeter hinter seiner Zielperson und trommelte ungeduldig mit den Fingern auf dem Lenkrad. Die Baustellenampel wurde grün, der erste Wagen fuhr los, der zweite Fahrer ließ den BMW einfädeln, der Dritte fuhr durch, der Vierte fuhr durch, der Fünfte ebenfalls. Die Ampel war jetzt schon Gelb, sie schaltete wieder auf Rot. Zeiger gab Gas, lenkte wild links ein und hing sich hinter den letzten Wagen. Geschafft. Sein Golf sah völlig normal aus, doch hatte er einiges an Geld in den unauffälligen Wagen gesteckt. Das Fahrwerk war straffer, die Bremsen verstärkt, der Motor getunt. Doch nicht auffällig getunt. Ein allzu auffälliges Fahrzeug war nichts für Detektive. Aber Leistung brauchte man schon, wenn man auf der Autobahn einem großen, PS-starken Fahrzeug folgen musste. Er hätte sich auch direkt einen GTI kaufen können, doch ein GTI war wieder auffälliger als ein normaler, silberner Golf vier. Doch konnte sein Golf es locker mit einem GTI aufnehmen, so viel Leistung hatte das Fahrzeug nach dem Tuning.
Jetzt rollte er locker hinter dem BMW
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