Oliver Hell - Abschuss (Oliver Hells erster Fall) (German Edition)
es gab jemanden, der aus all diesen Perversitäten Bücher, Broschüren und kleine Hefte herstellte. Vermutlich zum Mitnehmen und Herzeigen unter Gleichgesinnten.
„Mir ist schlecht“, sagte er und stand auf. Sein Kollege Kirsch blickte auf. „Ich muss mir einen Kaffee holen.“
„Bring mir einem mit, 2-mal Zucker ohne Milch.“
„Wie immer?“
„Wie immer!“
Seib stand auf und ging über den hell erleuchteten Flur zum Kaffeeautomaten. Was haben wir hier nur für Menschen vor uns, fragte er sich. Er war so in Gedanken, dass er sich total erschrak und zusammenfuhr, als er angesprochen wurde.
„Hallo Dennis, was machen die Bücher?“ Neben ihm stand sein Chef Wrobel.
„Mensch Tim, bitte schleich dich nicht so an. Ich bin momentan ein wenig verstört.“
Wrobel schaute aus seinen Augenringen besorgt. „Die Bücher“, fragte er.
Dennis Seib antwortete mit einem Nicken. „Es gibt einen Fotografen, der die ganze Sache ablichtet. Da bin ich mir sicher. Die Bilder haben unterschiedliche Standorte, der Fotograf zieht quasi mit und wenn man sie aneinander legt, dann hat man eine filmartige Sequenz. Ich werde sie einzeln aufnehmen und zu einem Film zusammensetzen. Vielleicht hilft uns das weiter. Tim, ich könnte kotzen. Das sind richtig Perverse. Erkennen kann man aber niemanden in dieser Sequenz.“
„Haltet durch“, sagte Wrobel, „Ich weiß, der Fall hat eine völlig neue Dimension.“ Er schlug seinem Mitarbeiter auf die Schulter und verschwand den Gang entlang. Seib trank seinen Kaffee. Der Plastik Becher in seiner Hand zitterte. Er spielte seit Jahren Darts und seine Hände zitterten nie. Heute taten sie es. Er warf ein paar Münzen in den Automaten und ging mit dem Kaffee zurück zu seinem Kollegen.
*
Klauk öffnete die Türe zum Verhörzimmer. Sofort hob Flottmann den Kopf. „Was soll ich hier? Ich bin krank. Ich werde sie verklagen. Warum bin ich hier?“ Er wand sich zwischen dem auf dem Boden befestigten Mobiliar. Er war zu fett. Sein Bauch klemmte fest und lag fast auf dem Verhörtisch. Trotzig schaute er dem Polizisten entgegen.
„Bleiben Sie ruhig“, stieß ihm Klauk entgegen. Er legte seine Mappe ungeöffnet auf den Tisch. Darin befanden sich lediglich ein paar Tatortfotos von der Fundstelle Lohses.
„Wo waren Sie vorgestern Nacht, Herr Flottmann?“, fragte er.
„Wann meinen Sie? Ich war zuhause.“
„Kann das jemand bezeugen?“ Flottmann kratzte sich mit der rechten Hand am Ohr. „Nein“, sagte er kleinlaut.
„Also kann Ihnen niemand ein Alibi geben.“ Flottmann riss die Augen auf.
„Alibi? Wofür brauche ich denn ein Alibi?“
„Ein Alibi braucht man, wenn man unter Mordverdacht steht. Erzähle ich Ihnen damit ein Geheimnis?“ Klauk stützte sich auf den Tisch und sah dem Mann genau in die Augen.
„Mordverdacht?“ Flottmanns Stimme brach. „Ich habe doch Lohse nicht umgebracht. Nein, das würde ich doch nie tun.“
„Nein, sie schauen sich nur Bilder an, auf denen Tiere getötet werden. Und Sie wollen mir erzählen, dass Sie niemandem etwas zu Leide tun können. Wen wollen Sie verarschen, Flottmann?“ Er schlug mit beiden Fäusten auf den Tisch, auf dem er noch eben provokant gelehnt hatte.
Der wich erschrocken zurück. „Sie haben ihren Kollegen ermordet, weil er sie anschwärzen wollte. Bei der Polizei.“
„Nein, das hätte der nie getan. Der war kein Verräter.“ Er schüttelte bestätigend den Kopf.
„Nein, er war kein Verräter, sagen Sie. Woher wollen Sie das wissen? Haben sie Angst davor, verraten zu werden?“ Klauk setzte sich mit einer schnellen Bewegung auf den Stuhl. Flottmann war verwirrt, seine Halsschlagader pochte sichtbar. „Nein.“
„Nein was?“
„Ich bin kein Mörder“, stieß er hervor.
„Also Sie sind kein Mörder, aber Lohse war ein Verräter. Gut. Darum ist er jetzt tot und sie sitzen hier unter Mordverdacht!“
„Lohse war kein Verräter“, maulte Flottmann.
„Also sind sie alle völlig unschuldig, wenn ich Sie richtig verstehe? Wer hat dann ihren Freund ermordet, wenn es keiner war, der Angst vor Verrat hatte?“ Klauk dehnte seine Sätze maßlos und mit ironischem Unterton. Eine Weile entstand Stille. Flottmann überlegte angestrengt.
„Ich weiß es doch nicht.“
Klauk stand wieder auf. „Was wissen Sie nicht?“
„Wer ihn umbrachte. Es kann keiner von uns sein.“ Er sackte innerlich bei dem Gedanken zusammen, dass wirklich jemand aus seiner Zoophilenszene ein Mörder sein sollte.
„Wieso
Weitere Kostenlose Bücher