Oliver Hell - Abschuss (Oliver Hells erster Fall) (German Edition)
hatte. Zylau grunzte im Flur und rappelte sich auf. Er trat in die Küche. Sofort hielt ihm Flottmann das Messer entgegen. „Meinst du, damit machst du mir Angst?“ Er rieb sich den Schädel. „Leg den Scheiß weg.“ Flottmann schüttelte energisch den Kopf. Diesen kleinen Vorteil würde er nicht aufgeben.
„Nein.“
„Wie du meinst.“
Flottmann musterte ihn genau. Er traute dem Mann nicht über den Weg. Zu oft hatte er seine Brutalität erleben können. Zylau war ein Psychopath, der sich am Leiden der Tiere, die er tötete, ergötzte.
„Was ist mit Lohse passiert? Wer hat ihn auf dem Gewissen? Du sicher nicht, du Weichei. Wer kann so was tun? Wie ist er gekillt worden, weißt du das?“
„Mit einem Jagdpfeil“, stieß Flottmann hervor.
„Jagdpfeil? Wer von uns nutzt so eine Waffe? Keiner, den ich kenne, oder?“ Zylau überlegte.
Flottmann schüttelte bestätigend den Kopf. „Wir haben keinen, der so eine Waffe benutzt. Nicht dass ich es wüsste.“
„Ist doch alles Scheiße, irgendwer hat es getan. Wer außer unserer Gruppe kennt denn unsere Gruppe? Es muss einer von uns gewesen sein.“ Er trat in die Küche. Sofort hob Flottmann sein Messer wieder drohend hoch.
„Mensch, ich sag doch, leg das Ding weg, sonst tust du dir noch weh.“ Flottmann ließ das Messer sinken. „Keiner würde Lohse töten. Er war doch sehr beliebt.“
Zylau machte den Kühlschrank auf und sofort wieder zu. Leere gähnte ihm entgegen. „Haben dir die Bullen noch weitere Details verraten?“
„Nein.“
„Hast du denen was über unsere Gruppe verraten?“
„Nein.“
„Ich glaube dir kein Wort, du Arschloch. Die Bullen wären nie ohne ein Vögelchen, was singt, auf mich gekommen. Sind sie aber nun.“
Flottmann dachte nach. „Sie haben auch Lohses Sachen konfisziert. Vielleicht ist da dein Name aufgetaucht.“
Zylau schaute ihn an. „Dieser kleine Arsch, ich hätte ihm damals direkt eins aufs Maul hauen sollen, als er ich so aufgespielt hat in der Werkshalle. Aber da war ja sein großer ‚Gönner‘ anwesend, da hatte er ‘ne große Klappe.“
„Da war ich nicht dabei“, warf Flottmann ein.
„Weiß ich, das musst du mir nicht sagen.“
Flottmann wusste nichts von einem großen ‚Gönner‘, wie ihn Zylau jetzt nannte. Er wusste, dass es einige gab, die während ihrer Treffen Masken trugen, weil sie nicht erkannt werden wollte. Wer sich dahinter verbarg, wusste er nicht und wollte er auch nicht wissen.
„Aber ich weiß, wer es ist. Den schnappe ich mir.“
Zylau wandte sich wortlos um. Sekunden später knallte die Haustüre zu. Flottmann sackte ich sich zusammen. Die ganze Welt um ihn herum hatte sich rasend schnell verändert und er kam nicht hinterher.
Dimitri Zeiger war dem BMW wieder bis vor die Haustüre gefolgt. Hesse, sein Beschattungsobjekt stieg aus dem Auto und verschwand in seiner Wohnung. Es war nichts, aber auch nichts passiert, was darauf schließen ließ, dass der Mann eine Affäre hatte. Vom Wald aus waren sie nach Bonn gefahren. In der Vorstadt hatte er den Wagen abgestellt und eine bestimmte Haustüre beobachtet. Dort ging dann ein sehr dicker Mann hinein, ein paar Minuten später stürzte ein weiterer Mann aus dem Haus. Ein kräftig gebauter Mann, der sich Katzengewand bewegte und schon bald in der Dunkelheit verschwand. Hesse startete daraufhin sofort den BMW und fuhr heim. Das tat jetzt auch Dimitri Zeiger. Unterwegs diktierte er noch ein paar Sätze in sein I-Phone.
Hell kam nach dem fehlgeschlagenen Einsatz bei Zylau nach Hause. Der hatte sich der Festnahme durch Flucht entzogen. Zu dieser Panne hatte er sich schon einige sehr gezielt gesetzte Spitzen von Staatsanwalt Gauernack angehört. Um Viertel vor zehn verließ er das Präsidium. Seine Anspannung konnte sich jeden Moment in einem Ausbruch von Gereiztheit äußern. Die wenigen Kilometer heim spulte er wie in Trance herunter.
Schnell parkte er seinen Wagen unter dem Carport vor seinem Reihenhaus. Das Piep Geräusch seiner Fernbedienung hörte er bereits nicht mehr. Er stürmte die wenigen Stufen hinauf. Der Fall fing an, ihm an die Nerven zu gehen. Der Fehlschlag bei der Durchsuchung der Wohnung Zylau passte genau ins Bild. Zylau konnte sich einfach durch ein Fenster absetzen. Jetzt lief die Fahndung nach ihm. Wir haben einen flüchtigen Mordverdächtigen hatte ihm Gauernack vorgeworfen. Schaffen Sie den Mann heran, sagte er ihm noch. Als wäre das nicht klar. Als müsste Gauernack ihm seine Arbeit
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