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Oliver Hell - Abschuss (Oliver Hells erster Fall) (German Edition)

Oliver Hell - Abschuss (Oliver Hells erster Fall) (German Edition)

Titel: Oliver Hell - Abschuss (Oliver Hells erster Fall) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Wagner
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eine posttraumatische Belastungsstörung, Herr Hesse‘. Ich höre die Alte noch.“ Er ballte die Hand zu einer Faust und schlug sie sich gegen die Brust.
    Hesses Vater betrachtete ihn mit Sorge. „Was kann ich für dich tun?“
    „Ich weiß es nicht. Vielleicht kannst du für mich beten.“
    „Beten? Verstehe ich dich richtig? Du bist noch nicht am Ende? Du willst weiter töten, stimmt das?“
    „Nein, ich bin nicht am Ende. Es gibt da noch etwas zu erledigen.“
    „Daniel stell dich der Polizei. Es ist gut. Du hast es ihnen bewiesen, dass es diese …“, er hielt, kurz inne, „Diese Perversen gibt. Du hast ihnen gezeigt, dass man nicht ungestraft tötet. Aber was für diese Leute gilt, gilt auch für dich.“
    „Nein, es ist noch nicht zu Ende. Es ist noch nicht zu Ende.“ Das Letzte hatte Hesse gesagt, als er bereits im Begriff war zu gehen. Er drehte sich noch einmal um. „War die Polizei schon bei dir?“
    „Nein, bisher nicht.“
    „Gut so. Sie machen ihre Hausaufgaben immer verspätet.“
    „Junge, bitte, Du musst dich Ihnen stellen.“
    „Nein, bestell Ihnen einen Gruß von mir, wenn sie nach mir fragen.“ Zehn Sekunden später schlug die schwere Kirchentüre hinter ihm ins Schloss. Er schärfte sofort wieder seine Aufmerksamkeit und fuhr seine unsichtbaren Antennen aus. In der Kirche war er in Sicherheit gewesen. Jetzt befand er sich wieder im Krieg. Jenseits einer unsichtbaren weißen Linie befand er sich in einem anderen Leben.
*
    Der Bereitschaftsarzt der Bundespolizei wusch die Wunden, die Hesse Bündgen zugefügt hatte, aus. Ein Tätowierer verursachte so wenig Schmerz wie möglich und die Wunden sollte man auch nach wenigen Tagen nicht mehr spüren. Bei Hesse war es anders. Er hatte die Stiche dicht nebeneinandergesetzt. Es sollte wehtun und es sollte nicht schnell heilen. Man sollte die Spuren sehen, sie sollten sich in die Seele des Opfers graben. Jeden Tag, wenn er sich im Spiegel sah. Er verarztete den Mann mit Mullbinden auf beiden Wangen und verklebte sie mit Heftpflaster. Mehr konnte er hier nicht tun, die Kollegen im Krankenhaus würden die Behandlung weiter führen.
     
    Hell wollte die kurze Strecke zum Flughafen nutzen, um seine Gedanken zu sortieren. Er betrachtete die Bäume, die in der flirrenden Hitze an ihnen vorbeiflogen, doch er sah sie nicht. So war er erstaunt, als Klauk den Wagen vor dem Eingang des Flughafens parkte. Sie stiegen aus, Klauk rief die Nummer der Bundespolizei an, die Hell ihm gegeben hatte. Der dirigierte sie in die kleine Krankenstation der Bundespolizei. Dort fanden die beiden Polizisten Bündgen auf der Krankenliege vor. Er war bleich im Gesicht, fast so bleich wie der Verbandsmull, der wie zwei Kissen auf seinen Wangen lag.
    Als Hell den Mann in seinem Zustand dort liegen sah, hatte er das Gefühl, auf der ganzen Linie versagt zu haben. Er war der leitende Ermittler in diesem Fall und womöglich war es seine Schuld, dass alle diese Verbrechen passiert waren. Sein Sohn lag auf einer Pritsche im Präsidium und wartete auf seinen Entzug. Die Welt um ihn herum hatte eine Farbe, die nicht zu seiner Palette zu passen schien. Das Bild, was damit gemalt wurde, war unharmonisch. Doch musste er weiter funktionieren, als Vater und auch als Teamleiter. Er rappelte sich auf.
    „Ist er ansprechbar“, fragte Hell den Arzt.
    „Er hat einen Schock. Kein Wunder, beinahe wäre er von einem Flugzeug überrollt worden.“
    „Dürfen wir ein paar Fragen stellen? Nur ganz kurz?“ Hell legte dem Arzt seine Hand kurz auf die Schulter, ganz unbewusst.
    „Ja, er wird gleich nach Bonn ins Krankenhaus überführt, sobald der Krankenwagen hier ist. Machen Sie es kurz.“ Der Arzt gab den Weg frei.
    „Hallo Herr Bündgen, mein Name ist Hell. Wir kennen uns von der Beerdigung Lohses. Erinnern Sie sich?“
    Hells Stimme schien aus dem Nirwana zu ihm zu dringen. Er nickte.
    „Wie sah der Mann aus, der sie überfallen hat? Können Sie ihn beschreiben?“ Bündgen nickte. Hesses fragende Miene drehte sich vor seinem Gesicht im Kreis.
    „Groß, schwarz gekleidet, dunkles Haar, hager. Er hatte diese Armbrust.“ Er stockte und schluckte, „Ich habe Todsangst gehabt. Er wollte mich in ein Flugzeug laufen lassen. Dieses Arschloch.“
    Das Sprechen strengte ihn merklich an.
    „Ok, das reicht uns“, sagte Hell zu ihm, „Gute Besserung.“ Sie verließen den kleinen Raum und traten auf den Flur. Hell überredete Klauk einen Kaffee und ein Brötchen zu essen. Der willigte erst

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