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Oliver Hell - Das zweite Kreuz

Oliver Hell - Das zweite Kreuz

Titel: Oliver Hell - Das zweite Kreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Wagner
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seinen Augen war etwas wie Verzweiflung zu sehen. „Ich habe nichts von einem Mord gewusst“, sagte er, „Das müssen sie mir glauben, Herr Kommissar.“
    »Herr Vandenberg, ich muss Ihnen gar nichts glauben. Daher schlage ich Ihnen vor, dass Sie sich einen guten Anwalt suchen, der Sie aus dieser Patsche heraushaut, Herr Vandenberg.“
    Er ließ den Blick sinken. „Anwalt. Ich habe noch nie einen Anwalt nötig gehabt.“
    „ Tja, irgendwann ist immer das erste Mal“, sagte Klauk und nahm seinen Ordner an sich.
     

    Auf dem Flur traf er auf Hell. „Was denken Sie?“
    „ Ich denke, er hat nichts damit zu tun. Trotzdem nehmen wir ihn vorläufig fest. Es fängt an, für uns zu laufen. Besser, wir haben einen Belastungszeugen, falls wir einer der Geiseln etwas nachweisen müssen, was er vielleicht im Laufe der Jahre verdrängt hat. Was ja durchaus vorkommen kann. Was wir jetzt allerdings wissen: Walters und Olbrichs waren beteiligt an der Sache. Lindemann ebenfalls. Olbrichs ist tot. Die anderen beiden werden folgen, wenn wir nicht langsam eine Spur finden.“ Er ging mit schnellen Schritten den Gang entlang und drehte sich beim Sprechen einige Male um. Klauk hatte Mühe ihm zu folgen.
    „ Wenn wir diesen Ingo Adelberg auftreiben könnten, könnten wir ihn als Täter ausschließen. Rosin ist davon überzeugt, dass er der Entführer ist“, sagte er.
    „ Ist sie das?“, fragte er und öffnete die Türe zu seinem Büro.
    „ Ja, dieser Felix Rath hat ihr ein paar Details zu Adelbergs Charakter erzählt. Seitdem hat sie ihn auf der Uhr. Sie kennen ja Lea. Wenn sie etwas im Blick hat, dann kann sie sehr beharrlich sein.“
     

    „ Denkst Du, das ist eine Qualität?“ Hells Jackett landete mit einem Schwung auf dem Garderobenständer. Wie wird das wohl im neuen Büro aussehen, fragte er sich und wunderte sich über seine dämlichen Gedankengänge.
     

    „ In unserem Beruf? Da ist es eine Qualität. Man muss nur bereit sein, zurückzustecken, wenn man bemerkt, dass man sich verrannt hat.“ Klauk setzte sich auf den Stuhl vor Hells Schreibtisch und streckte die Füße aus.
    „ So lange, bis man gegen die Wand läuft. Aber dann bemerkt man es früh genug. Und auch wenn man verantwortungsvolle Kollegen hat.“
    Klauk sah aus dem Fenster. Es begann bereits zu dämmern. „Wir sind verantwortungsvoll, oder?“
    „ Ja, das sind wir“, sagte Hell.
    Feste Worte.
    Feste Meinung.
    Fester Blick.
    „ Rosin würde gerne das Handy von Adelberg überwachen lassen. Es ist zwar ausgeschaltet, den Anschluss hat sie schon herausgefunden. Wir haben seine E-Mail-Adresse.“
    „ Wir haben noch nichts, was ich Gauernack verkaufen könnte. Sobald ich was Greifbares habe, bin ich auf ihrer Seite.“
    „ Das sind wir dann wohl alle“, sagte Klauk gedankenverloren, „Das sind wir dann wohl alle.“
    *
     

    Auf dem Transport im Leichensack war Karsten Olbrichs kein Gekreuzigter mehr. Um ihn transportieren zu können, musste man ihm die Arme an den Schultern ausrenken. Doch auf dem Obduktionstisch legte Stephanie Beisiegel ihn wieder so, wie man ihn am Kreuz vorgefunden hatte. Das mit Blutspritzern nur so übersäte Leichenhemd fand seinen vorläufigen Platz in einem Asservatenbeutel, der später von der KTU untersucht wurde.
    Olbrichs sah trotzdem immer noch so aus, als trüge er das Leichenhemd. Bis auf die „vierundzwanzig “ auf seinem Bauch, war die Brust, der Bauch und der Teil der Arme, der vom Leichenhemd verdeckt war, ebenfalls kalkweiß. Beisiegel machte Fotos von der Injektionsstelle. Der Blitz wurde von der glatten, glänzenden Oberfläche des Sektionstisches reflektiert. Sie fotografierte die Zahl auf dem Bauch des Opfers, dann den Kopf. Eins stand für sie bereits fest. Die Todesursache. Die Wunde, die die Injektionsnadel hinterlassen hatte, ließ keinen anderen Schluss zu. Olbrichs war bereits tot, als man ihm die Flüssigkeit injizierte.
    Also konnte man Sadismus ausschließen. Ein kleiner Trost.
     

    Es war ein Hinweis, ebenso, wie die Nummer auf dem Leib des Toten einer war. Sie fuhr das Röntgengerät über den Schädel und machte ein paar Aufnahmen von seinem Nacken. Ihre Assistentin erhielt den Auftrag, die Bilder so schnell wie möglich zu entwickeln. Beisiegel nahm die Kamera zur Hand. Sie schaltete auf Ansicht der Fotos. Auf dem großen Klappdisplay der Canon-Spiegelreflex erschienen die Bilder, die sie eben aufgenommen hatte. Der Kopf des Opfers, die Zahl auf seinem Bauch. Sie hielt inne, betätigte

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