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Oliver Hell - Das zweite Kreuz

Oliver Hell - Das zweite Kreuz

Titel: Oliver Hell - Das zweite Kreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Wagner
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die Vergrößerungstaste.
    Da war etwas. Sie schaltete die Laborbeleuchtung aus und nahm eine kleine Lampe zur Hand, der ein orangefarbener Filter vorgesetzt war. Damit brachte man unter anderem Körperflüssigkeiten, wie Sperma auf Bettlaken zum Aufleuchten. Sie hatte Recht. Ihr Auge hatte sie nicht betrogen. Oberhalb der „ vierundzwanzig “ stand noch etwas geschrieben. Viel kleiner. Mit bloßem Auge nicht zu erkennen. Erst die Reflektion des Blitzlichtes hatte es zum Teil sichtbar gemacht.
    Zahlen.
    Eine Koordinate.
    Plötzlich hatte sie es eilig.
    *
    N50° 41‘ 38‘‘ E07° 08‘ 13‘‘
    Als Dr. Beisiegel bei Hell anrief, waren Rosin und Klauk in ihrem Büro. Hell steckte sich den Zettel in die Hemdtasche, stürmte herüber und riss die Türe auf.
    „ Wir haben eine neue Koordinate. Dr. Beisiegel hat sie auf dem Körper von Karsten Olbrichs gefunden“, sagte er in einem Tonfall, der seine innere Anspannung nicht verbarg.
    „ Auf den Körper? Ein Ultimatum und eine Koordinate. So ein Mist, die haben wir aber leidlich spät gefunden“, sagte Klauk.
    „ Sie war, wie die „ vierundzwanzig“, ebenfalls unter dem Totenhemd verborgen“, erklärte Hell.
    „ Das war sein Plan. Wir sollten sie spät finden“, resümierte Rosin nüchtern, „Er spielt auf Zeit.“
    Der Gesichtsausdruck der beiden Kollegen verriet Zustimmung.
     

    „ Wurde sie auch mit Blut geschrieben?“, fragte Klauk.
     

    „ Nein. Dr. Beisiegel fand sie nur durch Zufall. Womit sie geschrieben wurde, kann sie noch nicht mit Bestimmtheit sagen. Sie wurde erst bei orangefarbenem Licht sichtbar. Der Abstrich ist unterwegs in die KTU.“
     
    „ Wie sind die Koordinaten?“, fragte Klauk und sprang auf seinen Bürostuhl.
    Hell zog den Zettel aus der Hemdtasche hervor und nannte ihm die Angaben.
    *
    Dr. Beisiegel hatte Lunte gerochen. Sie untersuchte den kompletten Körper jetzt mit dem orangefarbenen Licht.
    Jeden Quadratzentimeter nahm sie unter die Lupe. Nachdem sie alles akribisch abgeleuchtet und nichts weiter gefunden hatte, zog sie den Plastikschutz von der linken Hand des Toten. Sie bog den Arm so herum, dass er auf dem Sektionstisch zu liegen kam. Darauf säuberte sie mit einem Spatel die Fingernägel. Darunter stand eine kleine Laborschale, um eventuell etwas aufzufangen, was sich noch unter den Fingernägeln des Toten befand.
     

    Die Doktorin hatte keine große Hoffnung, dort etwas zu finden.
    Olbrichs schien vorher auf dem metallenen Tisch in dem Beerdigungsinstitut gewaschen worden zu sein. Das hatten jedenfalls Hell und auch Wendt unabhängig voneinander berichtet.
    Das Daumengelenk der linken Hand war ausgerenkt. Das Gelenk schimmerte blau. Das muss höllisch wehgetan haben, dachte Beisiegel und stellte die Laborschale beiseite.
    Sie streifte kurz drauf den Beutel von der rechten Hand herunter. Sie nahm den Spatel und fing mit dem Daumen an. Dabei fiel ihr auf, dass die Hand Verletzungen aufwies, die von Schlägen herrühren mussten. Schlägen, die Olbrichs ausgeteilt hatte. Er hat sich gewehrt, schoss es ihr durch den Kopf. Erst die Fingernägel.
    Dann die Verletzungen.
    Wie schon bei der linken Hand führte die Untersuchung nichts zu Tage.
    Da waren aber die Verletzungen!
    Aufgeregt nahm sie eine Lupe in die Hand und sah sich die Verletzungen genauer an. Es sah so aus, als hätte Olbrichs gegen etwas sehr Hartes geschlagen. Die Haut und das Fleisch über den Fingerknöcheln waren zerfetzt. Bis auf die Knochen.
    Mein Gott, er hat sich gegen seinen Tod gewehrt. Mit allen Kräften. Sie betrachtete die Wunden genauer. Jeden Fingerknöchel einzeln. Die Haut des Zeigefingers hing seitlich zum Daumen hin herunter. Der Mittelfinger war am Schlimmsten betroffen. Die Haut war aufgeplatzt. Weiß schien der Knöchel darunter hervor. Auf der Haut oberhalb des Knöchels des Ringfingers sah man einen Abdruck. Olbrichs hatte etwas getroffen.
    Etwas Hartes. Rundes.
    Was konnte das gewesen sein? Ihr fiel nichts ein. Vielleicht hatte er sein Gegenüber verfehlt und statt des Entführers etwas Anderes getroffen. Was auch immer. Sie nahm sich den letzten Finger vor. Sie hob den kleinen Finger hoch. Er war am obersten Knochen gebrochen. Der Knöchel des kleinen Fingers wies ebenfalls einen runden Abdruck auf. Also hatte er mehrmals den gleichen Gegenstand getroffen, dachte sie. Warum schlägt man zweimal auf den gleichen Gegenstand? Wer verfehlt zweimal sein Gegenüber?
    Sie erschrak. Ihr Herz klopfte.
    Was, wenn er sein Gegenüber gar

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