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Oliver Hell - Das zweite Kreuz

Oliver Hell - Das zweite Kreuz

Titel: Oliver Hell - Das zweite Kreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Wagner
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dritt auf dem Weg in die Klinik, wenn es sich nicht um einen wichtigen Ermittlungsschritt handeln würde?
    Sie rechnete aus, dass sie circa zehn Minuten benötigen würden, bis sie auf dem Venusberg angekommen waren. Wenn der Verkehr es zuließ. Dann sicher noch einmal eine Viertelstunde, um jemanden zu erreichen, der etwas zum Zustand von Emilie Walters sagen konnte. Hoffentlich würde sie dann noch leben. Hoffentlich.
    *
    Es war ein milder Nachmittag. Man konnte spüren, wie die Menschen die Wärme genossen. Im Keller des Entführers war es immer gleichbleibend temperiert. Es war dunkel. Außer den durch die Knebel gepressten Unterhaltungen bestand kein Kontakt zwischen ihnen.
    Karsten Olbrich war verzweifelt. Seit Tagen war er gefesselt. Seit Tagen nichts getrunken, seit Tagen nichts gegessen. Was schlimmer war, er vermochte es nicht zu sagen. Die Ungewissheit nagte an ihm. Was würde mit ihnen passieren? Der Entführer ließ sich nicht mehr blicken. Seitdem er die Fotos von allen dreien gemacht hatte, blieb er verschwunden. Seitdem der Entführer die Fotos von ihnen gemacht hatte, hing er mit gefesselten Händen an einem Heizungsrohr. Seine Füße schmerzten nicht mehr, sie waren wie taub. Die Handgelenke schmerzten ebenfalls kaum noch. Die Handschellen hatten tiefe Striemen hinterlassen. Er fing an zu schreien, doch niemand hörte ihn. Nur die beiden Menschen, die sich auch in der Gewalt dieses Mannes befanden, vernahmen das, was ein Schrei sein sollte. Für sie klang es wie ein letztes Wehklagen vor einer Verzweiflungstat. In diesem Zustand fasste Olbrichs einen Plan. Er stemmte sich mit den Füßen gegen die Wand und spannte seine Muskeln an. Gleichzeitig zog er mit beiden Armen an den Handschellen. Ein ekelhafter Schmerz durchfuhr seine Handgelenke. Er war bereit, sich weh zu tun. Sehr weh zu tun sogar. Wenn er nur endlich die Möglichkeit hatte, diesen Fesseln zu entkommen. Er zog mit aller Kraft. Ein erstickter Schrei. Doch es passiert nichts außer diesem widerlichen Schmerz. Die Handschellen waren zu eng. Seine Hände passten nicht hindurch.
    Er ließ locker. So wurde das nichts. Du musst es anders machen, sagte er sich. Olbrichs überlegte kurz und entschied sich. Mit einem entsetzlichen Knacken kugelte er das Daumengelenk an seiner linken Hand aus. Er schrie wie am Spieß, spürte, wie er ohnmächtig wurde. Langsam sackte er an dem Heizungsrohr herunter. Sein Kopf prallte gegen die Wand.
    *
    Seit knapp einer Stunde saß Hell in seinem Büro. Der Nachmittag kroch zäh und dröge dahin. Wendt informierte ihn bereits vor Stunden darüber, dass sie in der Klinik auf dem Venusberg waren, um sich mit Sven-Ferdinand Walters zu treffen. Und um sich über den Zustand von Emilie Walters zu informieren. Seitdem hatte er nichts mehr gehört. Dr. Beisiegel war auch nicht zu erreichen.
    Hell wandte sich seinem Computer zu. Das Ultimatum lief ab, sie hatten nichts Neues vorzuweisen. Das Wochenende bremste sie ein. Keiner im Team hatte etwas Neues vorzuweisen. Hell war genervt. Er wäre dankbar gewesen, wenn jemand eine neue Idee auf den Tisch gelegt hätte. Oder nur die Spur einer Idee.
    Sein Handy unterbrach ihn in seinen trüben Gedanken. Es war nur eine SMS, das erkannte er an dem Ton, der die eingehenden Kurzmitteilungen ankündigte. Er las die SMS.
    Sorry Papa, habe die Tore im Keller gesehen. Du wolltest mit mir spielen, stimmt’s? Wir machen das, versprochen. Chris
    Hell zwang sich ein Lächeln ab. Die Nachricht munterte ihn ein wenig auf. Er antwortete kurz, legte das Handy auf den Tisch.
     

    Er hatte nichts erreicht. Ingo Adelberg war in keinem Camp gemeldet, er beteiligte sich an keiner Ausgrabung. Keines der Telefonate, die er an dem Nachmittag geführt hatte, ergab einen klitzekleinen Hinweis. In seiner ehemaligen Wohnung war er ebenfalls nicht. Zivilbeamte hatten auf seine Anweisung hin die weiter wegwohnenden Nachbarn erneut befragt. Er hatte extra zivile Beamte angefragt, damit niemand aufgescheucht wurde. Dort war er seit Tagen nicht gesehen worden. Er war schlichtweg verschwunden.
    Seine Mutter blieb bei der Aussage, den Aufenthaltsort ihres Sohnes nicht zu kennen. So lange, wie es keinen begründeten Verdacht gegen ihn gab, konnte man den Mann nicht zur Fahndung ausschreiben. Es gab kein Gesetz dagegen, verschwunden zu sein. Und es zu bleiben.
    *
    „ Es wäre vielleicht einfacher gewesen, wenn ich ihr letztens besser zugehört hätte. Ich war zu ungeduldig“, sagte Sven-Ferdinand Walters. Wendts

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