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Oliver Hell - Das zweite Kreuz

Oliver Hell - Das zweite Kreuz

Titel: Oliver Hell - Das zweite Kreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Wagner
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Was denken Sie, Herr Doktor. Wurde ihm das Genick gebrochen?“, fragte Hell.
    „ Einen Genickbruch würde ich nicht ausschließen. Ob er post mortem erfolgte oder die Todesursache war, kann ich erst später definitiv bestätigen“, antwortete der Mediziner und rief dann laut für alle hörbar: „Der Mann von der KTU. Hat er seine Fotos gemacht? Wenn nicht, soll er sich herbeimachen. Ich muss arbeiten.“
     

    Von hinten antwortete Seib kleinlaut: „Ich bin ja schon wieder da.“ Immer noch bleich wie die Wand, drängte er sich zwischen Hell und einem Sarg hindurch. Die Kamera baumelte noch um seinen Hals. „Ich mag solche Tatorte nicht“, flüsterte er Hell zu.
    Der biss sich auf die Lippe und zischte, „Ich auch nicht, Seib, ich auch nicht.“
     

    Weitere Techniker der KTU untersuchten den Raum, in dem die Toten aufgebahrt wurden. Einer von ihnen kam aufgeregt in den Raum gehastet. Er blieb an der Türe stehen.
    „ Herr Kommissar Hell, das müssen Sie sehen. Kommen Sie bitte mit.“ Er wedelte aufgeregt mit der Hand in der Luft.
    Hell nahm Franziska beim Arm.
    Der Aufbahrungsraum hatte etwas von einem Saal der Gerichtsmedizin, nur viel kleiner. In der Mitte standen zwei metallene Tische, auf denen die Toten gewaschen wurden. Am Kopf einer der Tische stand eine Apparatur.
     

    Daneben hockte Wendt und betrachtete das Gerät eingehend.
    „ Hallo Chef, hier das ist eine Maschine, mit der man eine Einbalsamierungsflüssigkeit in einen Toten injizieren kann“, sagte er, und nach einer gewichtigen Pause fügte er hinzu, „Sie wurde benutzt.“
    Hell dachte sofort an die unnatürliche Blässe des Toten.
    „ Das erklärt einiges“, sagte Hell.
    „ Aber wo ist das Blut“, fragte Wendt.
    „ Das kann ich dir zeigen, wenn Du mitkommst. Aber bereite dich auf was vor.“
    Wendt folgte seinem Chef. Als er an Franziska Leck vorbeikam, zog er fragend eine Augenbraue nach unten. Sie verzog ihr Gesicht zu einer mitleidigen Grimasse. Selbst wenn sie den Tatort so nüchtern analysieren konnte, hieß es nicht, dass ihr der Anblick nicht gehörig an die Nieren gegangen wäre. Sie folgte den beiden Männern, zog es aber vor, draußen vor der Türe zu warten.
    Wieder die Prozedur mit den Überziehern. Hell wartete auf seinen Kollegen.
    Wendt machte einen Schritt rückwärts, als er den Ausstellungsraum mit der inszenierten Leiche von Olbrichs betrat. Sofort erkannte er, um wen es sich handelte. Nach einigen langen Sekunden konnte er sein Grauen in Worte fassen.
    „ Oh Gott Chef, jetzt verstehe ich, was Sie meinten.“
    „ Ich gehe davon aus, dass der Täter das Blut hier verspritzte, um den Eindruck eines Psychokillers zu imitieren. Das heißt, nicht ich bin auf diese Idee gekommen, es war vielmehr Dr. Leck. Klingt es für dich seltsam?“
    Wendt überwand seinen Grusel und trat an die gespenstische Szenerie heran. Die Neugier des Ermittlers überwand den Ekel.
    „ Seltsam? Nein. Es sind keine üblichen Spritzmuster zu erkennen. Das Blut ist überall“, sagte er, „Daher könnte sie Recht haben. Aber das schließt nicht aus, dass der Typ einen Knall hat. Warum hängt er Olbrichs in seinem eigenen Institut an ein Kreuz?“
    „ Dr. Leck hält es für eine Bestrafung“, sagte Hell und lehnte sich an einen der Särge.
    „ Bestrafung?“
    Hell musste in sich hineingrinsen, weil er sich daran erinnerte, dass er das ebenso nachgeplappert hatte.
    „ Was mich interessiert ist etwas anderes. Dieser Draht hier ist S-Draht, wie ihn die Bundeswehr benutzt, oder er wird auch in Gefängnissen eingesetzt. Das Zeug ist ekelhaft, weil er ziemliche fiese Wunden hinterlässt. Man versucht sich zu befreien, aber wird immer mehr von dem Draht gefesselt. Wenn man den benutzt, dann nicht ohne sich zu verletzen. Es sei denn, man trägt eine Rüstung! Beim Verlegen trägt man Spezialhandschuhe, die beinahe bis an die Ellenbogen reichen.“
    Hell zog die Augenbrauen zusammen.
    „ Hmh, Du denkst, unter den ganzen Blutspritzern könnte auch Blut des Täters sein?“
    Wendt nickte. Hell fand, das sei eine hervorragende Idee.
    „ Herr Plasshöhler, Kollege Seib. Bitte überprüft, ob es sich bei dem Blut nur um das des Opfers handelt oder ob auch fremde Blutspuren dabei sind. Das ist sehr wichtig. Untersucht vor allem den S-Draht, mit dem das Opfer gefesselt ist. Danke!“
    „ Das kann Stunden dauern, bei der Menge Blut“, maulte der Gerichtsmediziner.
    „ Ich wusste gar nicht, dass Sie eine Vierzigstunden-Woche haben, Herr Doktor“,

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