Oliver Hell - Der Mann aus Baku (Oliver Hells zweiter Fall) (German Edition)
Das denke ich nicht“, sagte er, klopfte auf seine linke Brustseite, wo sich seine Waffe befand.
Mamedov stand auf. Badak war von der schnellen Bewegung ü berrascht und machte Anstalten zu seiner Waffe zu greifen. Mamedov hielt die Hände vor seinen Körper.
„ Ganz ruhig. Ich hole einen Schlüssel. Für eine leerstehende Lagerhalle. Mehr kann ich im Moment nicht für dich tun. Wenn Du mich erschießen willst, nur zu. Aber dann hilft dir niemand mehr.“
Mamedov verschwand aus dem Zimmer. Ein paar Augenblicke spä ter kam er wieder zurück und legte einen Schlüssel vor Badak auf den Tisch.
„ Der gehört zu der kleinen Lagerhalle. Direkt neben der Halle, in der die Näherinnen arbeiten.“
Ba dak sah ihn an.
„ War Agayer schon einmal dort?“
„ Nein, bisher noch nicht.“
„ Und wenn er die Halle sehen will?“
„ Warum sollte er? Er weiß nicht, dass sie auch von uns genutzt wird. Bleib ruhig. Man versteckt sich am besten dort, wo einen keiner vermutet.“
In Badaks Augen konnte er sehen, dass er keineswegs ü berzeugend gewesen war. Er betrachtete ihn. Irgendwie fassungslos.
„ Na gut. Halt mir den Kerl vom Leib. Das wirst Du doch schaffen, oder?“
Mamedov hatte das dringende Bedü rfnis sein Gegenüber zu würgen. Doch behielt er sich in der Gewalt.
„ Sicher“, stieß er zischend hervor.
„ Gut“, sagte Badak und stand auf.
„ Ich denke, du willst nicht dem Fahnder begegnen, der draußen wartet, und nimmst wieder den Lieferanteneingang.“
„ Du weißt, dass der da steht?“
„ Badak, auch wenn Du mich für einen Trottel hältst, ich bin schon seit einigen Jahren im Geschäft.“ Mamedov ließ sich auf sein Sofa fallen.
Badak grinste ein schiefes Grinsen. Eine halbe Minute spä ter war er wieder durch den Garten der Nachbarn hindurch. Als er auf die Straße trat, sah er den Zivilfahnder mit nach hinten gelegtem Kopf in seinem Fahrzeug sitzen. Er schlief.
*
Kapitel 11
Oliver Hell fand sich noch immer nicht in seinem neuen Schlafzimmer zurecht. Nachdem sein Sohn dort einen Kanister mit Benzin ausgeleert hatte, wurde das komplette Zimmer renoviert, neu tapeziert und gestrichen. Es wurde ebenfalls ein neuer, heller Teppichboden verlegt. Hell wollte dort kein kaltes Laminat mehr haben.
E r hatte neue Möbel gekauft. Zusammen mit seiner Exfrau. Ebenso ein neues Bett. Seine Exfrau wollte ihm ein Wasserbett aufschwatzen. Doch er hatte auf einem normalen Bett bestanden. Die Matratze war teuer gewesen. Eine Latexmatratze. Das Bettgestell hatte dafür ein schlichtes Design. Ich liege auf der Matratze, hatte er gesagt, nicht auf dem Gestell. Seine Ex hatte das Gesicht verzogen. Dann hatte sie ihn beleidigt gefragt, warum er sie dann überhaupt mitnähme, wenn er ihren Rat nicht annehmen würde.
Eine W oche lang hatte er wieder im Präsidium geschlafen, wie schon im Sommer. Zuhause war alles mit flatternden Folien abgeklebt, die Treppe und der Flur mit Malervlies verkleidet. Dann war er abends nach Hause gekommen, und hatte alles fertig gestellt vorgefunden. Der Schlüssel lag wie abgesprochen auf der Kommode im Flur. Er war hinaufgestiegen, und hatte erwartungsvoll die Türe geöffnet. Er wusste selber nicht, was er erwartet hatte. Es war ein Schlafzimmer gewesen. Es war auch wieder ein Schlafzimmer.
Alles roch neu.
Hell war trotzdem enttä uscht.
Das Zimmer war perfekt. Mö bel und Tapeten harmonierten mit dem Teppichboden. Er hatte durch den neuen Kleiderschrank mehr Platz für seine Anzüge. Die Matratze war sehr bequem, wie er nach der ersten Nacht herausgefunden hatte.
Er wusste, was es war. Keine Perfektion konnte ihn darü ber hinwegtrösten. Es war sein Schlafzimmer. Alleine. Kein Doppelbett. Niemand lag nachts neben ihm. Zu sehr hätte er sich gewünscht, wieder zusammen mit einer Partnerin zusammenzuleben. Doch dafür musste er endlich einmal beginnen, Dr. Leck über seine Absichten zu informieren. Vorher durfte er auch nicht auf eine Änderung hoffen. Wenn überhaupt.
Hell erwachte an diesem Morgen aus einer unruhigen Nacht. Es gab Nä chte, wo man einfach keine Position fand, in der man einschlafen konnte. So eine Nacht hatte er hinter sich. Gerne wäre er liegengeblieben, doch der Wecker hatte kein Erbarmen.
Dreimal drü ckte er das Signal weg, dann stand er auf. Er stellte sich vor den neuen, großen Spiegel, rubbelte sich seine Haare in eine annehmbare Position. Dann ging er hinüber ins Bad und ließ sich eine Menge kaltes Wasser über den Nacken laufen. Mit
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