Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Oliver Hell - Der Mann aus Baku (Oliver Hells zweiter Fall) (German Edition)

Oliver Hell - Der Mann aus Baku (Oliver Hells zweiter Fall) (German Edition)

Titel: Oliver Hell - Der Mann aus Baku (Oliver Hells zweiter Fall) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Wagner
Vom Netzwerk:
dem Handtuch in der Hand ging er die Treppe herunter, als er den braunen Umschlag vor der Eingangstüre liegen sah. Er hörte sofort auf, sich die Haare zu trocknen. Er blieb wie angewurzelt auf der vorletzten Treppenstufe stehen.
    Um diese Uhrzeit gab es noch keine Post. Sein Instinkt sagte ihm, dass da etwas nicht stimmte.
    ‚Briefbombe‘, hämmerte es durch seinen immer noch nicht ganz wachen Verstand. Er ging weiter, ließ das Handtuch dabei auf dem Handlauf der Treppe hängen.
    Er beugte sich ü ber das braune Etwas. Wenn es jemand hier hereingeschoben hat, dann wird es nicht explodieren, wenn ich es jetzt anhebe, sagte er sich. Er stand auf, schaute durch die Milchglasscheibe nach draußen. Dann bückte er sich erneut, und zwar so tief, dass er an dem Brief schnuppern konnte. Seitdem er aufgehört hatte zu rauchen, waren seine Geruchsnerven wieder besser intakt. Stoßweise sog er den Geruch ein.
    Nichts.
    Dann begann er, das braune Papier abzutasten. Drähte konnte man ertasten.
    Nichts.
    Es schien nichts zu beinhalten. Die Spannung stieg. Wollte ihm da jemand einen Schreck einjagen? Wer sollte so etwas tun? Er verwarf die Idee. In diesem Moment bemerkte er erst, dass sein Puls auf der Überholspur war.
    Er traute sich, etwas fester zu drü cken.
    Doch. Es war etwas darin. Er fuhr die Kante entlang. Etwas Flaches, Dü nnes. Ein Brief? Wozu dann der Umschlag?
    Entgegen aller Vorsicht hob er den Umschlag auf. Er war nicht zugeklebt. Die Lasche war nur eingeklappt. Er ö ffnete es einen Spalt, schaute hinein.
    Ein Foto. In dem DIN-A4 Umschlag lag bloß ein Foto. Er bewegte das Foto hin und her. Nichts. Es lag lose darin. Er holte das Foto hervor. Der Schreck fuhr ihm in die Glieder, seine nassen Nackenhaare stellten sich auf. 
    Er erkannte sofort, was auf dem Foto zu sehen war. Er war darauf zu sehen. Aber noch jemand.
    Sein Sohn.
    Christoph.
    Jemand hatte ihn an dem Abend beobachtet und fotografiert, als er mit Christoph einen Spaziergang gemacht hatte.
    Eine Kriegserklä rung. Hell hielt eine Kriegserklärung in seinen Händen
    Agayer! Agayer war sein erster Gedanke. Wer sonst?
    Mieses Schwein dachte er. Bedrohe mich, aber bedrohe nicht meinen Sohn. Der Puls war jetzt bei zweihundert und führte ein Rennen gegen sein Adrenalin.
    Er stand noch eine Minute versteinert da. Mit dem Bild in der Hand, und starrte es an, als wolle er sich jedes Pixel einprä gen. Dann steckte er es zurück in den Umschlag.
    Sein Verstand funktioniert jetzt glasklar. Leg dich mit einem Bullen an. Leg dich mit einem Vater an. Aber leg dich nicht mit einem Bullenvater an.
    War es tatsächlich Agayer, der diese Drohung verschickt hatte, dann hatte er damit eine unsichtbare Grenze überschritten. Seine Muskeln im Nacken spannten sich an, die Zähne mahlten auf eine brutale Art aufeinander.
    Wut.
    Hell spürte eine grenzenlose Wut.
    *
    Nacheinander riefen Klauk und Wendt an. Jeder von ihnen hatte ebenfalls einen brauen Umschlag erhalten. Mit einem Foto darin. Klauk war beim Joggen abgebildet, Wendt, als er seine Wohnungstüre aufschloss.
    Als sie sich eine Stunde spä ter im Präsidium gegenübersaßen, lagen die drei Fotos zwischen ihnen auf dem Tisch. Hell beobachtete seine Kollegen. Beide waren wortkarg. Sie schienen sehr angespannt zu sein. Rosin fehlte noch. Sie hatte auch nicht angerufen. Hells Nummer hatte sie. Auch die der anderen Kollegen.
    Hell schaffte es so gerade, seine Wut vor den beiden zu verstecken. Er zwan g sich betont sachlich zu sprechen. Sein Stellvertreter stand am Fenster und starrte auf die Häuser auf der gegenüberliegenden Seite. Er räusperte sich.
    „ Soviel ich weiß, ist das das erste Mal, dass ein ganzes Team solche Drohfotos erhält, stimmt‘s?“
    „ Ja“, sagte Klauk.
    „ Eines fällt auf. Die Fotos sind alle zur gleichen Zeit aufgenommen. Es ist noch hell. Und wir wohnen alle in anderen Stadtteilen. Das kann unmöglich eine Person gewesen sein. Alleine meine ich.“
    Klauk nahm die Bilder, legte sie nebeneinand er auf den Tisch und schaute sie sich an.
    „ Stimmt. Es sind auch unterschiedliche Kameras benutzt worden. Die Schärfe ist unterschiedlich. Diese zwei sind mit einer Kompaktkamera aufgenommen, das Dritte mit einer Spiegelreflex. Man sieht hier deutlich einen Unschärfebereich in Vordergrund.“ Er malte einen Kreis mit dem Zeigefinger über dem Foto.
    „ Sei vorsichtig wegen der Abdrücke. Und bring die Umschläge auch in die KTU“, ermahnte ihn Hell. Klauk brummte nur als

Weitere Kostenlose Bücher