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Oliver Hell - Gottes Acker (German Edition)

Oliver Hell - Gottes Acker (German Edition)

Titel: Oliver Hell - Gottes Acker (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Wagner
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beruhigen müssen. Sie selber hatte noch vor dem Fernseher gesessen. Bis der Hund angefangen hatte, zu bellen. Sie bildete sich ein, vorher einen Knall oder einen Krach auf der Straße gehört zu haben. Sie konnte die Zeit ziemlich genau bestätigen. Es soll halb ein Uhr in der Nacht gewesen sein.
    „ Kannst Du etwas zum Todeszeitpunkt sagen?“, fragte er.
    Sie blickte auf den Wecker neben dem Bett. Dann griff sie kurz zur Kontrolle unter das linke Bein und hob es an. Der gesamte Körper bewegte sich.
    „ Nicht länger als zwölf Stunden. Die Totenstarre ist voll ausgeprägt. Genaueres sage ich dir nach der Obduktion, Oliver.“
    Hell rechnete kurz nach. Das deckte sich mit der Aussage der Dame mit dem Hund. Also hatte seine Idee, sich noch weiter umzuhören, einen Erfolg gebracht.
    „ Die KTU muss sich die Waffe genau anschauen“, sagte Hell und trat einen Schritt ins Zimmer hinein.
    „ Das ist eine Smith&Wesson. Das steht jedenfalls auf der Waffe“, abtwortete sie.
    Hell nickte. Wenn er es richtig erkannt hatte, war es ein Modell 1076 für 10mm-Patronen. Die Kollegen vom FBI haben diese Waffe früher standardmäßig getragen. Bis sie von einem neueren Modell abgelöst wurde.
    „ Danke. Der Mann ist sozusagen unser Lottogewinn.“
    „ Wieso?“
    „ Wir fanden einen Abschiedsbrief, in dem er die Morde an Schnackenberg und Königer gestanden hat.“
    Sie hielt inne und richtete sich überrascht auf. „Ist das eine gesicherte Erkenntnis?“
    Er schüttelte den Kopf. „In diesen Fällen ist gar nichts gesichert. Und ich merke, dass ich langsam die Übersicht verliere.“
    Beisiegel schaute ihn skeptisch an. „Das ist nicht dein Ernst?“
    Hell berichtete ihr in Kurzform über den Streit mit Überthür am gestrigen Tag und über das Gespräch mit ihm und Staatsanwältin Hansen. Dabei fühlte er sich erneut so, als müsse er seine Flügel ausbreiten und mit ein paar starken Schlägen eine Höhe erreichen, aus der das alles weniger tragisch wirkte. Die Bodenhaftung blieb, es galten auch für ihn weiter die Gesetze der Schwerkraft. Dennoch war er froh, ein paar Worte mit seiner Freundin Beisiegel zu wechseln.
    „ Deshalb hat es auch nie nach einer Verbindung zwischen den beiden Mordfällen ausgesehen“, wechselte sie geschickt wieder das Thema, „Wobei es sie gab, aber keiner hätte sie sich so ausdenken können.“
    „ Ja, da hast Du zweifelsfrei Recht“, antwortete Hell und ging das erste Mal näher an die Wand heran. Er griff nach einer Taschenlampe aus Beisiegels Koffer und begann, die Wand abzuleuchten. Er kniete sich neben das Bett und hielt die Taschenlampe so, dass der Leuchtkegel den möglichen Schusswinkel imitierte. Ein heller Punkt auf der Wand markierte den Bereich, den er daraufhin genauer untersuchte.
    Tatsächlich. Dort steckte das Projektil. „Ich hab’s“, murmelte er vor sich hin.
    „ Was?“, fragte Beisiegel, die dabei war, sich einen Techniker der KTU zu suchen. Sie war vorerst fertig und nun konnten die Kollegen mit ihren Untersuchungen beginnen.
    „ Ich habe das Projektil gefunden“, antwortete Hell.
    Beisiegel rief durch das Treppenhaus. Jemand aus dem Untergeschoss antwortete. „Ich komme gleich hoch.“ Hell erkannte die Stimme von Heike Böhm.
    „ Hoffentlich ist sie durch das Eindringen in die Wand nicht allzu verformt“, befürchtete Beisiegel.
    Hell antwortete nicht, sondern überlegte weiter. „Du denkst, wir hätten weiter nach einer Verbindung zwischen den Fällen suchen sollen?“
    „ Zwischen Schnackenberg und Königer?“
    „ Ja.“
    „ Nein, aus welchem Grund hättet ihr darauf kommen sollen? Jetzt könnt ihr nach den Gemeinsamkeiten suchen.“
    Hell lehnte sich zurück und verschränkte die Hände im Nacken. Gemeinsamkeiten. Ja, die galt es nun zu finden. Mit einem Mal überfiel ihn eine ungeheure Müdigkeit. Mit ihr zusammen kam auch die Hilflosigkeit wieder zurück. Er öffnete das Fenster und atmete ein paar Mal tief durch.
    Als Heike Böhm den Raum betrat, bemühte er sich, keinen angeschlagenen Eindruck zu hinterlassen.
    „ Hallo Frau Böhm, wenn Sie bitte zuerst die Kugel aus der Wand fischen würden“, sagte er und zeigte mit dem Finger auf die Stelle.
    „ In Ordnung“, sagte die junge Ermittlerin. Sie war froh, dass sie nicht mehr lange nach dem Projektil in dem fürchterlichen Gemisch an der Wand suchen musste. Sie stellte den Koffer ab und holte sich eine kleine Zange heraus.
    Hell beobachtete sie, wie sie die Kugel aus der Wand pulte.

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