Oliver Hell - Gottes Acker (German Edition)
das Hämatom und das Skopolamin auf Mord?“
„ Das war auch wieder die Kollegin“, sagte die Gerichtsmedizinerin und machte eine Handbewegung hin zu Heike Böhm, „Ich überlasse ihr gerne die Erklärung.“
Beisiegel und Böhm wechselten einen Blick, dann trat Böhm an den Sektionstisch heran. „Es war eigentlich Zufall. Ich habe die Hände des Opfers fotografiert, weil Doktor Beisiegel sie sichern wollte. Die Tüten und so, sie wissen ja, wie da geht“, sagte sie eifrig, „Dabei fiel mir auf, dass es an der Hand des Toten eine Stelle ohne Blutspritzer gab. Ich habe mir das dann genauer angeschaut. Erst hielt ich es für mein Versehen. Ich dachte, ich hätte beim Entfernen der Waffe das Blut weggewischt. Doch das war es nicht.“
Sie hob die Hand Winkmüllers an. Alle beobachteten sie gespannt. „Hier, sehen Sie? Man kann erkennen, dass jemand die Hand des Mannes hielt, als er abdrückte. Ich meine … sehen Sie? Die freie Stelle hat genau die Form einer Hand.“
Hell schaute genau hin. Er erkannte sofort, was die Tatortermittlerin ihnen zeigen wollte.
„ Ich kann es noch deutlicher machen“, sagte Böhm und bat die Beamten, sich näher an den Tisch zu stellen. Sie schaltete die große Lampe aus, die über dem Toten hing.
„ Ich habe erst überlegt, den Handrücken mit Ninhydrin zu bepinseln. Im Schweiß sind Aminosäuren vorhanden, diese reagieren mit Ninhydrin und somit können Handabdrücke sichtbar gemacht werden. Doch kann ich die Hand ja nicht auf 80-100° Celsius erhitzen. Es sei denn … ich hätte sie abgetrennt“, sagte sie und schluckte, „Aber dann kam mir die Idee mit dem Schweineblut. Zugegeben, etwas ungewöhnlich, aber man sieht so die Form der Hand noch viel besser.“
Sie erklärte den staunenden Ermittlern, dass sie tatsächlich zusammen mit einem Kollegen die Szene nachgestellt hatte. Der Kollege hielt die Waffe, während Heike Böhm wiederum seine Hand umfasste. Dann brachten sie ein Beutelchen mit Schweineblut zum Platzen, um die Blutspritzer zu imitieren. Das Ganze hatten sie fotografiert.
Sie hielt eine vergrößerte Fotografie neben die Schusshand von Winkmüller. In der Tat leuchtete eine freie Stelle auf dem Handrücken Winkmüllers auf. Ebenso wie auf dem Foto. Mit Phantasie sah man die Form einer Hand. Dort jedenfalls befanden sich keine Blutspritzer.
Meinhold schob ihre Unterlippe vor und nickte zustimmend. „Klasse.“
Sogar unter der orangen Brille konnte man den Stolz in Heike Böhms Augen sehen.
„ Fingerabdrücke?“, fragte Hell.
Böhm verstand sofort, dass er Abdrücke auf der Haut des Toten meinen musste. Sie verzog den Mund. „Leider nicht. Also hätte auch das Ninhydrin nichts gebracht.“
„ Dann trug er Handschuhe. Egal. Trotzdem, eine hervorragende Arbeit. Die allerdings unsere übelsten Vermutungen bestätigt. Wir können jetzt von vorne anfangen mit der Ermittlung“, sagte Hell mit einer Mischung aus Bewunderung für die Arbeit der beiden Frauen und einer großen Portion Niedergeschlagenheit.
„ Hat sich eigentlich etwas mit dieser SD-Karte ergeben? Der aus dem Golfball?“
Böhm schüttelte den Kopf, sagte, dass die Karte bei einem Spezialisten sei, der bislang noch alles geknackt hatte. Auch dieser Satz half Hell nicht aus seinen negativen Gedanken.
*
Sie trafen den Banker vor dem Seiteneingang an der Oxfordstraße. Überthür hatte sich in Windeseile einen richterlichen Beschluss geholt. Klauk und der Staatsanwalt traten ein. Sie begleitete ein Spezialist, der das Schließfach von Demian Roberts innerhalb von zehn Sekunden würde öffnen können.
„ Mir ist ja nicht wohl bei der Sache. Aber auch mein Chef hat mir bestätigt, dass sie mit diesem Papier dort das Fach öffnen dürfen“, sagte der Banker, der sich ihnen als Peter Hansen vorgestellt hatte. Er machte eine Handbewegung in Richtung der richterlichen Anordnung, die er auf den Tresen gelegt hatte.
„ Sie können völlig beruhigt sein. Wir tun nichts, was außerhalb der Legalität wäre. Wenn Sie uns jetzt bitte zu Demian Roberts Schließfach begleiten“, bat Überthür ihn mit dem Ton eines Alphatiers. Es klang in dessen Ohren wie ein Befehl. Sofort setzte sich Hansen in Bewegung.
Die Schließfächer lagen im Kellergeschoss. Hansen zog einen Schlüssel aus der Hosentasche und öffnete eine Gittertüre und kurz drauf standen die vier Männer vor dem Raum in dem sich die Schließfächer befanden. Zweimal zuckten die Neonröhren, dann war es darin taghell.
„
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