Oliver Hell - Gottes Acker (German Edition)
kannte, hatte er gelernt, ihre Gefühle und Vorahnungen ernst zu nehmen.
„ Ja, und?“
„ Ich kann euch das alles viel besser vor Ort erklären. Ich sage nur schon mal eines vorab: Winkmüller wurde ermordet.“
Hell spürte, wie eine kalte Hand nach seinem Herzen griff.
Kapitel 8
Kalt. Starr vor Kälte. Das Wasser war eiskalt. Nur ein Stück seines Kopfes schaute daraus hervor. Der Käfig aus Bambus war eng, direkt über ihm war er bereits zu Ende. Die Hände schmerzten, von seinen Beinen spürte er nichts mehr. Er prustete, weil er ein Stück nach vorne zuckte. Wasser in der Nase. Doch das störte ihn gerade nicht.
Nicht atmen.
Die Schlange war wieder da!
Nicht bewegen. Nicht bewegen.
Bewegst Du dich, beißt sie zu, hatte der Vietkong zu ihm gesagt. Mach die Augen zu, dann siehst Du sie nicht. Doch er war unfähig, seine Muskeln zu bewegen. Seine Augen folgten dem Tier, was träge vor ihm herschwamm. Er sah ihre roten Augen. Er sah die gespaltene Zunge hervorschnellen, die tödliche Gefahr bedeutete. Spürte sie seine Angst?
Nicht bewegen! Beißt sie dich, bist Du tot!
*
Trotzdem das gesamte Team um Oliver Hell es insgeheim gespürt hatte, schlug die Nachricht der Gerichtsmedizinerin ein wie eine Bombe. Gewissheit. Und erneutes Unbehagen. Wer war der Täter? In welche Richtung sollten sie nun ermitteln? War auch Miersbach in Gefahr?
Überthür, der die Nachricht beinahe stoisch aufnahm, instruierte sofort das SEK. Es wurden zwei Beamte mehr zum Schutz des Mannes abgestellt. Man brachte ihn aus seinem Haus direkt in ein Hotelzimmer.
Noch eine zweite Aufgabe erwartete den Staatsanwalt. Auch für ihn sollte es ein langer Abend werden. Kurz nachdem er die Telefonate mit dem SEK geführt hatte, klopfte es an seine Türe.
„ Herein!“
Klauk öffnete die Türe und fuchtelte aufgeregt mit einem Zettel in der Luft herum. „Es wird heute nix mit Feierabend, tut mir leid“, sagte er und hielt für einen Moment inne.
„ Nun sagen Sie schon, Klauk, was gibt’s?“ Überthür ließ seinen Kugelschreiber vor sich auf den Tisch fallen. Einen Montblanc-Kugelschreiber, wie Klauk erkannte.
„ Ja, es geht um Demian Roberts. Wir hatten doch heute während der PK die Presse gebeten, nachzufragen, wer Roberts noch gesehen hat. Ich erhielt eben einen Anruf von einem Mann, der Roberts zu seinem Schließfach begleitete. Soweit er es gesehen hat, hielt Roberts ein kleines Päckchen in der Hand.“
Der Staatsanwalt reagierte sofort. Wo Klauk Ablehnung und Abwiegeln erwartet hatte, kamen von ihm sofort präzise Anweisungen. „Sie schleppen sofort diesen Bankangestellten zur Bank. Ich kümmere mich um den Gerichtsbeschluss. Los, worauf warten Sie noch?“ Er sprang auf. „Um welche Bank handelt es sich überhaupt?“ Schon hatte er den Telefonhörer in der Hand.
„ Die Volksbank in der Innenstadt, Oxfordstraße“, antwortete Klauk.
„ Los, holen Sie den Mann dorthin, den Rest erledige ich. Ich hole sie gleich in ihrem Büro ab. Los, los!
Klauk wusste nicht, ob er sich herumkommandiert fühlen sollte, oder die Dynamik des Mannes bewundern. Er entschloss sich für das Letztere.
*
Dr. Stephanie Beisiegel erwartete Hell, Rosin und Meinhold zusammen mit Heike Böhm. Vor ihnen auf dem Sektionstisch lag Gernot Winkmüller.
Hell hielt den Bericht über die Skopolamin-Untersuchung in der Hand und studierte ihn.
„ Wenn mich nicht alles täuscht, dann wird dieser Dreck den Opfern ins Gesicht gepustet. Was für eine arglistige Art, jemanden anzugreifen“, sagte Rosin, die einen mitleidigen Blick auf Winkmüller richtete.
„ Entweder ins Getränk mixen, das kennt man ja schon. Aber das Pusten ist echt widerlich“, antwortete Heike Böhm.
„ Wie seid ihr denn auf das Skopolamin gekommen?“, fragte Hell. Dr. Beisiegel steckte ihren Stift in ihre Brusttasche.
„ Das verdanken wir der Akribie unserer Kollegin“, antwortete Beisiegel. Heike Böhm wuchs innerlich ein wenig wegen des Lobs.
„ Ich habe ein Knochenfragment gefunden, auf dem Dr. Beisiegel ein Hämatom erkannte. Also war klar, dass der Mann geschlagen wurde, bevor er sich augenscheinlich tötete.“
„ Und das Skopolamin?“, fragte Meinhold.
„ Das war ein Schuss ins Blaue. Ich habe mir die Frage gestellt, wie jemand diesen Mann zu dem handschriftlichen Geständnis brachte. Da fiel mir das Skopolamin ein. Die Droge ist noch recht neu hier bei uns. Daher ist der Test noch keine Routine“, antwortete Beisiegel.
„ Und wie kommt ihr über
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