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Oliver Hell - Gottes Acker (German Edition)

Oliver Hell - Gottes Acker (German Edition)

Titel: Oliver Hell - Gottes Acker (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Wagner
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wieder bei seinem Frauchen war. Er kam sich völlig abgenabelt vor, von allem auf dieser Welt. Doch dann bekam er eine SMS von einem Freund, der mit ihm um die Häuser ziehen wollte. Wenigstens einer kümmerte sich schon um ihn, wenn schon alle Kollegen ihn vergessen hatten. Er war missgelaunt, fühlte sich übergangen und abgemeldet.
    *
    Jeder in der Runde hatte schon vergnüglichere Videos gesehen, als das, was den Mord an Lars Königer zeigte. Auf dem großen Flat-Screen in der KTU hatte das ganze etwas schrecklich Voyeuristisches. Wieder ging alles ganz schnell. Wie der Verdacht es bereits vermuten ließ, hatte Königer nicht den Hauch einer Chance besessen. Was das Video allerdings verriet, war die Perspektive, die der Täter im Vergleich zu dem hünenhaften Königer hatte. Der Täter war viel kleiner. Er musste sich sogar nach vorne recken, um den tödlichen Streich auszuführen. Der Täter hatte auf Königer gelauert. Das Video zeigte Königer bereits, wie er sich dem Wäldchen näherte.
    Königers suchende Augen.
    Er findet den Golfball unter einem Baumstamm.
    Sein ärgerlicher Ausdruck.
    Er fuchtelt mit seinem Golfschläger.
    Sein erstaunter Blick, Unglauben.
    Der tödliche Streich. Das Blut.
    Königer fällt wie eine Eiche. Mehr Blut.
    Das entsetzliche, gurgelnde Geräusch, das seine Kehle erzeugt.
    Die Kamera, die seine letzten Zuckungen aufsaugt. Zoom. Sie bleibt auf dem Gesicht des Sterbenden. Seine Hände, die noch versuchen, das Blut aufzuhalten, sie fallen nach dem letzten Atemzug zur Seite. Der Blick wird starr. Königer ist tot.
    In der Hand hält der Mörder den Golfball. Eine junge Frau kommt auf das Wäldchen zu. Lächelnd schien sie etwas zu rufen. Zoom. Unschärfe. Die Kamera fuhr hoch. Wieder die Bäume. Blauer Himmel. Schnitt.
    Video-Ende.
    „ Wie gut, dass er uns erspart, wie er grinst bei dem Mord“, sagte Meinhold. Das Video hatte allen eine Gänsehaut verpasst.
    Ekel machte Menschen unachtsam. Ebenso der Anblick sterbender Menschen. Nur ganz Abgeklärte konnten daran Freude empfinden. Oder Perverse.
    „ Man könnte beinahe meinen, dass der Killer Königer in diesen Wald locken wollte. Wenn der den Schlag nicht nach rechts, sondern nach links verzogen hätte, der ganze Plan wäre nicht aufgegangen“, sagte Rosin. Damit hatte sie Recht.
    „ Er hätte es erneut versucht. So ein Golfplatz ist lang“, sagte Julian Kirsch, dessen Augen rot und übermüdet aussahen.
    „ Ja, aber die Nummer mit dem Blasrohr hätte er kein zweites Mal abziehen können. Ohne aufzufallen. Apropos Blasrohr. Haben wir das eigentlich bei Winkmüller gefunden?“
    „ Es war nicht in der Truhe im Keller, wenn Du das meinst. Aber wir haben das ganze Haus noch nicht untersucht. Im Moment ist es auch für uns mehr als grenzwertig. Wir können auch nur arbeiten. Gauernack, Schnackenberg, Königer, Winkmüller. Dazu die Büros und Privathäuser. Das ist zu viel für unsere Truppe.“
    „ Euch macht keiner einen Vorwurf, Julian. Ganz im Gegenteil, ohne euch würden wir arg dumm aussehen“, antwortete Hell und klopfte dem Techniker auf die Schulter. Dessen müde Augen antworteten dankbar.
    Dabei schaute Hell weiter auf das Ende des Videos. Standbild. Bäume. War auch das eine Botschaft? Weil er Ihnen den Blick auf die letzte Qual des Opfers verwehrte?
    Er fragte Meinhold, was sie darüber dachte.
    „ Sie meinen, diese letzte Intimität gönnt er uns nicht?“, fragte sie zurück.
    „ Ja, so ein Psycho-Ding. Irgendwas, was er nur für sich behalten will. Würde das ins Profil passen?“ Hell ruderte hilflos mit den Armen.
    „ Ja, es würde schon passen. Jemand, der so berauscht mordet und die Öffentlichkeit braucht, auf den könnte das alles zutreffen. Ich habe auch zu dem verschwundenen Blasrohr eine Theorie, die zu seiner Persönlichkeitsstruktur passen könnte: er traut uns nicht zu, dass wir das mit dem Blasrohr herausgefunden haben. Daher hat er es nicht für nötig gefunden, es bei Winkmüller zu platzieren. Das nur nebenbei. Aber ich muss zugeben, dass ich mich erst noch einmal neu sortieren muss. Wir wissen jetzt, wer die Morde nicht ausgeführt hat. Wir wissen auch, dass der Killer ebenso Demian Roberts in der Gewalt hat. Wir müssen uns jetzt ganz arg konzentrieren, damit wir wenigsten dessen Leben noch retten können.“
    Das klang logisch, was sie da sagte. Und alle wussten, sie hatte verdammt Recht.
    *
    Es war auch um halb zehn abends noch drückend. Die Hitze lag wie eine Glocke über Bonn. Zwar hatte

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