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Oliver Hell - Gottes Acker (German Edition)

Oliver Hell - Gottes Acker (German Edition)

Titel: Oliver Hell - Gottes Acker (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Wagner
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Verhalten dieser beiden Männer komisch vor. Für Tunten waren sie beide zu männlich. Und als bloße Freunde zog man nicht zusammen. Er hätte das jedenfalls nie getan. Von der geteilten Gemeinsamkeit einer Wohngemeinschaft hatte er nie viel gehalten. Er brauchte seinen eigenen Bereich. Gemeinsamkeit bedeutete Überwachung. Und überwacht zu werden, konnte er nicht ertragen. Was ihn schließlich auch zu dem gemacht hatte, was er war. Er überwachte andere. Nicht nur das, er erledigte auch Aufträge. Spezielle Aufträge. Er hatte gelernt, dass die ureigene Sprache der Angst für alle verständlich war. Und diese Angst hatte er ausgenutzt. Ausdruckslos und oft sprachlos. Das Grauen hatte seine eigene Sprache. Und es lauerte hinter seinem Lächeln und seiner Freundlichkeit.
    Die Augen hatte er immer noch auf das Fenster gegenüber gerichtet. Die Männer löschten das Licht im Obergeschoss. Dafür wurde es unten hell. Die Haustüre ging auf, der Ruhige trat heraus. Der Bewegungsmelder schaltete die kleinen Lämpchen im Boden neben den Bodenplatten an. Das Licht im Haus erlosch, der andere Mann schloss die Türe hinter sich, ging ein paar Schritte und warf sich dann seine Jacke über die Schulter.
    Das Mondlicht. Eine Reflexion. Jochheim sah etwas, was ihn augenblicklich zum Handeln zwang.
    Eine Sekunde stand Jochheim noch unbeweglich an der Wand, dann rannte er mit schnellen Schritten die Treppe herunter.
    *
    Wendt stöhnte auf und blinzelte. Dunkelheit. Unschärfe. Irgendetwas schnitt ihm in die Handgelenke. Er zog daran. Ein metallisches Klirren ertönte. Die Schultern schmerzten ebenfalls, weil seine Arme in einer unnatürlichen Haltung nach hinten weggestreckt waren. Er zog sich nach hinten, um eine etwas bequemere Stellung zu bekommen. Dann fing er an zu grübeln. Zweifelsohne lag er auf einem Bett. Und er war splitterfasernackt. Das fühlte er. Seine nackten Pobacken lagen auf einer weichen Decke. Was war passiert? Wo war Christina Gericke? Wie war er auf dieses Bett gekommen? Verdammt!
    Wendt erinnerte sich an nichts, was nach dem Besuch im ‚Sandy Beach‘ passiert war. Christina Gericke war aufgetaucht, hatte von ihrer Angst berichtet. Ferré war sturzbetrunken. Er lallte nur noch. Der Weg zum Auto. Was dann?
    Danach war alles in gnädiges Unwissen getaucht. Nichts.
    Schwarzblende.
    Nichts mehr.
    Wo war er bloß?
    Wie war er auf dieses Bett gekommen?
    Wütend rappelte er an den Bettpfosten, ließ es aber sofort wieder, weil ihm der Schmerz in die Glieder fuhr.
    Verdammt! Hatte Christina ihn mit irgendeinem Scheiß aus den Pantinen gehauen? Wie hätte sie das tun können? Sollte er sich so in der Frau getäuscht haben? Er versuchte, sich zu orientieren. Die Fenster waren geschlossen, Gardinen hingen davor. Die Luft war verbraucht, es roch nach Zigaretten und Kochdunst. Rauchte Christina Gericke? Er versuchte, sich daran zu erinnern. Nein, die Frau duftete gut. Doch schien sie ihm ein Ammenmärchen verkauft zu haben.
    Du Idiot!
    Wo sollte er sich anders befinden, als in ihrer Wohnung? Langsam hatten sich seine Augen an die Dunkelheit gewöhnt. Er erkannte einen Schreibtisch, auf dem Bücher ordentlich gestapelt lagen. Im Hintergrund ein Bücherregal, in dem kaum eine Lücke sichtbar war. Stimmt, sie studierte. Irgendeinen Sozialquatsch. Alles weitere in dem Raum war belanglos, ein Stuhl, eine Couch, ein Tisch. Alles ordentlich, aber nichts davon verriet einen Hauch von Luxus.
    Seine Gedanken fanden wieder zurück zu den letzten Erinnerungen. War er zu leichtsinnig oder leichtgläubig gewesen, als er der Frau vertraute? Warum hätte er ihr nicht glauben sollen? Sie hatte ihn vor dem Flammentod gerettet. Und im Inneren spürte er, wie er sich zu ihr hingezogen fühlte. Nicht sexuell, eher meinte er, ihre innere Hilflosigkeit gespürt zu haben.
    War es das? Hatte sie seine Gefühle geteilt und es nicht anders zu lösen gewusst, als auf diese Art? Deine Gedanken laufen im Leerlauf, dachte er und in der nächsten Sekunde brach die Hölle über das Zimmer herein. Er hörte ein Splittern von Holz, dann das Getrappel von Einsatzstiefeln auf einem Dielenboden. Die Stiefel gehörten zu schwarzgekleideten Männern, die mit Sturmgewehren und Maschinenpistolen die Wohnung stürmten. Rufe gellten durch das Dunkel, die roten Laser schnitten durch das Zimmer und fanden alle nur ein Ziel. Seine Person. Seine nackte Brust.
    „ Zielperson ausgemacht“, schallte es durch das Zimmer, eine Taschenlampe blendete plötzlich sein

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