Oliver Hell - Gottes Acker (German Edition)
sah sie an seinen Augen. Er wurde sicherer, weil er sich ihr überlegen vorkam. Er hatte sie in der PK getäuscht, jetzt stand er vor ihr. Er hatte ein Level erreicht, dass ihn als ihr überlegen ausmalte.
Sollte er doch. Pinsel sein Ego weiter. Meinhold überlegte krampfhaft.
„ Sie sind so still geworden, Frau Kommissarin“, sagte er. Meinhold schaute ihn an und versuchte, so etwas wie Bewunderung in ihren Blick zu legen. Dabei kreisten ihre Gedanken die ganze Zeit nur darum, den Mann für eine Sekunde in die Türe zu bugsieren, in der Hoffnung, dass der Scharfschütze auf zack war und sofort erkannte, dass die Blondine nicht sie war.
„ Sie sind ein gewiefter Kerl. Ich hätte gedacht, sie seien nur ein perfider Killer, aber sie sind auch noch schlau obendrein. Sie schulden mir noch eine Antwort.“
Lacro überlegte kurz. Musste er wirklich nachdenken?
„ Wenn ich schon bei Ihnen Seelenstriptease machen muss, dann dürfen Sie sich auch beteiligen“, sagte er. Meinhold verstand nicht, was er meinte.
„ Soll ich mich für sie ausziehen?“, fragte sie provokant. Lacro musterte sie.
„ Nette Vorstellung, aber ich brauchte noch nie für dieses Vergnügen eine Waffe.“
Meinhold stieg sofort auf diesen Wink ein.
„ Was ist denn ihr größtes Vergnügen? Menschen ermorden?“ Sie kam einen Schritt auf ihn zu.
Er wich einen Schritt zurück.
„ Wieso haben Sie bei der Pressekonferenz gelogen? Wussten Sie es nicht besser?“, fragte er.
„ Nein, wir haben alles gewusst. Ihre Beteiligung an den Verbrechen. Ihre nicht aufgeklärten Morde in Nordafrika. Ihre Waffe, die Sie noch einbehalten haben, um uns von der richtigen Spur abzulenken. Wir haben sogar den Kirschkern gefunden.“
„ Was meinen Sie?“, fragte er mit Unschuldsmine.
„ Das Blasrohr.“
Lacro grinste.
Hat es Ihnen Spaß gemacht, die drei Männer zu töten?“
Nicht zur Türe schauen, dachte sie. Doch auch ohne den Blick von ihm zu lassen, erkannte sie, dass er noch immer durch die Wand geschützt stand. Es fehlte ein knapper Meter.
„ Nein, ich führe nur meine Aufträge aus“, sagte er. Sein Blick flackerte.
„ Ihre marokkanischen Auftraggeber haben ihnen befohlen, dass Sie Schnackenberg und Königer ebenfalls töten? Reden Sie keinen Scheiß, das ist ihre Masche. Drei Morde, einen davon als Selbstmord, aus Reue für die vorhergehenden Morde, getarnt.“
„ Ich gehe davon aus, dass der Auftrag wirtschaftlich motiviert war“, antwortete er. Seine noch jungenhaften Züge spiegelten sein Unbehagen.
„ Ach, so wie in der Westsahara? Wissen Sie eigentlich, dass diese Menschen sich gegen ein völkerrechtliches Unrecht gewandt haben? Gegen die Unterdrückung ihres Volkes durch den marokkanischen Nachbarn? Gegen die Ausbeutung? Widerstand! So etwas Positives bleibt bei Ihnen unterbetont. Da regiert nur der schnöde Mammon. Sie sind ein Killer! Nein, keine Frau würde sich mit Ihnen freiwillig einlassen!“
Sie kam erneut einen Schritt auf ihn zu. Er schluckte.
„ Erzählen Sie doch keinen Unsinn. Außerdem kenne ich mich in meinem Leben besser aus als Sie.“
Meinhold hatte ihn auf einem Weg, der ihr sehr gut passte.
„ Ihr Leben? Auf ihr Leben können Sie stolz sein. Sicher. Als Mörder kann man immer mit seinem Leben angeben. Hier, mein letzter Mord. Schaut mal alle her! Den habe ich mit einem Schuss erledigt! So etwas macht Eindruck. Selbst bei Frauen! Reden Sie doch keinen Scheiß, Mann. Sie sind ein einsamer Mensch. Keiner kennt Sie wirklich. Sie sind ein Chamäleon. Keiner kennt Sie und keiner will Sie auch kennen. Sie können einem nur leidtun.“
Ihre Körpersprache wurde aggressiv. Sie spürte, wie er innerlich auf dem Rückzug war. Ihre Augen sprühten Feuer. Meinhold kannte sich selber nicht wieder. Vor ihr stand ein mehrfacher Mörder. Sie wollte sich gar nicht vorstellen, was er mit ihr machen würde, wenn er wütend genug war. Dennoch funkelte sie ihn weiter kämpferisch an.
Lacro war in der Defensive. Seine Stimme wurde dünner, als er sagte: „Es gibt Menschen, die leben nach anderen Wertvorstellungen. Und dazu zähle ich auch …“
Meinhold fiel ihm ins Wort. „Quatsch! Sie besitzen überhaupt keine Wertvorstellungen! Sie besitzen keinen Funken Moral. Ihre Person ist das beste Beispiel für einen amoralischen Menschen. Erklären Sie mir doch mal die Wertvorstellung, die Mord als Maxime aufstellt. Los! Machen Sie!“
Wütend warf sie ihm ihren Zeigefinger entgegen. Lacro reagierte. Sie trieb
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