Oliver Hell - Gottes Acker (German Edition)
Einsatz der SEK’ler verwischt. Das Kleid, was ertrug, war auf der linken Seite, wo die Kugel ihn getroffen hatte, blutgetränkt. Einen Schuh hatte er beim Gemenge verloren.
Lacro sagte nichts. Er lächelte nur.
„ Wo ist Demian Roberts?“, fragte Hell barsch.
„ Wenn ich geahnt hätte, Sie hier zu treffen, hätte ich mir etwas Passendes angezogen“, antwortete Lacro.
„ Reden Sie keinen Scheiß Mann! Wo ist Roberts?“
„ Wer?“
Hell hatte keine Lust auf Spielchen. Sie befanden sich nun in einer Phase der Ermittlung, in der alles auf schnelles Handeln ankam. Geduld gab es jetzt nicht mehr in seinem Vokabular.
Er verzog warnend die Augenbrauen. „Sie haben drei Menschen getötet. Wenn Sie nicht auspacken, dann kann ihnen kein Verteidiger mehr helfen. Sie gehen in den Bau. Und wenn wir sie vielleicht wegen Mordes nach Nordafrika ausliefern, dann haben sie für den Rest ihres beschissenen Lebens nichts mehr zu lachen.“
Die Worte prallten an ihm ab. „Sehen Sie, wie ich vor Angst zittere?“
Seine weißen Zähne entblößten sich. Höhnisch sah er ihn an.
Hell spürte, dass die Wut in seiner Stimme bloß Nahrung für Lacros Ego war. Er bekam eine Ahnung davon, wie sich die Verhöre hinziehen würden. Vor lauter Verachtung zog er sich zurück.
„ Bringt den Kerl zum Doktor, damit er ihn verarztet und dann sofort ins Präsidium“, ordnete er an. Hell zog Klauk zu sich.
„ Das wird noch ein hartes Stück Arbeit. Was denkst Du?“
Klauk runzelte die Stirn. „Er hat nichts zu verlieren.“
„ Demian Roberts verreckt womöglich irgendwo in einem Loch.“
„ Wir brauchen einen Plan. Und zwar schnell“, sagte Klauk.
Es hieß doch immer, Geduld sei die Tugend der guten Ermittler. Auf diese Tugend konnte jetzt keiner mehr setzen.
*
Wendt blinzelte. Er fühlte sich irgendwie befreit. Keine Observierungen mehr. Und sie hatten den Fall Gauernack so gut wie gelöst. Er war sicher, dass Gericke singen würde, wie eine Lerche.
Mitten auf der Straße stand er und seine Augen schauten in die Richtung, in der er die Joggerin vermutete. Doch dort war sie nicht mehr zu sehen. Er versuchte, sich mit den Gedanken anzufreunden, dass er sie nicht mehr sehen würde. Vielleicht die richtige Frau zum falschen Zeitpunkt?
Er zog sein Handy aus der Tasche und wählte die Nummer von Hansen.
„ Hallo, Wendt hier. Sie können mich ab sofort vom Fall Jochheim abziehen“, sagte er, als sie sich meldete.
So gut er konnte, hielt er ein Lachen zurück.
„ Warum sollte ich das tun?“, stieg Hansen auf seine Provokation ein.
„ Ganz einfach. Jochheim liegt mit einem Loch im Kopf in Berendis Arbeitszimmer, Stephan Gericke hat eine formschöne Acht umgelegt und Christina Gericke wird hoffentlich diesen Tag überleben. Obwohl, wenn ich es mir richtig überlege …“ Das Bild der verunstalteten Schönheit schoss ihm ins Gedächtnis.
Er hörte förmlich, wie es hinter Hansens Stirn arbeitete.
„ Was ist passiert?“
Wendt erläuterte ihr in Kurzform, wie sich alles zugetragen hatte. Dabei sparte er auch die Folter an Christina Gericke nicht aus.
„ Mein Gott, die arme Frau. Hoffentlich wird sie genesen. Körperlich, aber vor allem auch seelisch.“
„ Ja, das kann man nur hoffen. Die plastische Chirurgie kann heute schon vieles leisten.“
Mit einer gewissen Genugtuung dachte er an das Loch in Jochheims Auge. Niemals zuvor hatte er einen Menschen erschossen. Doch dieser Kerl hatte es nicht anders verdient. Wenn man sich damit herausreden konnte, einen Menschen erschossen zu haben.
Wendt schob den Gedanken von sich weg. Er teilte ihr stattdessen mit, dass es Holz bald wieder gut gehen würde. Sein Notarztwagen war zeitgleich mit dem abgefahren, in dem Christina Gericke um ihr Leben kämpfte. Allerdings viel langsamer, da Holz nur eine fette Gehirnerschütterung erlitten hatte. Staatsanwältin Hansen dankte ihm für seinen Einsatz und erwartete den Bericht auch erst am Montag. Er solle sich erst einmal richtig ausschlafen.
Wendt beendete das Gespräch. Er ging zum Haus von Jochheim herüber. Dort traf er Berendi in der Küche an.
„ Hier wird die KTU sicher einiges finden, was uns noch Aufschluss über die Aktivitäten des Mannes geben wird. Oben gibt es einen Raum, der ist vollgestopft mit Überwachungsequipment und Aktenordnern“, sagte er und nickte in Richtung der Decke.
Wendt hatte das Gefühl, dass er noch etwas loswerden wollte.
„ Kollege Wendt. Noch auf ein Wort.“
„ Ja?“
„
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