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Oliver Hell - Gottes Acker (German Edition)

Oliver Hell - Gottes Acker (German Edition)

Titel: Oliver Hell - Gottes Acker (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Wagner
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beschrieb ihm den Weg zum Büro des Mannes.
    Der große Aufzug fuhr langsam bis in die sechste Etage. Die Bremse griff mit einem sanften Ruck zu. Die Türen öffneten sich. Klauk ging nach rechts den weißgestrichenen Flur entlang und blieb vor dem Büro am Ende des Ganges stehen.
    Harald Meister stand auf dem Schild neben der hellblauen Türe. Klauk klopfte. Er wunderte sich noch über die Farbwahl, als jemand die Türe aufriss.
    „ Harald Meister. Kommen Sie doch herein. Das ist ja fürchterlich. Hingerichtet im Radio. Wie fürchterlich!“
    Fürchterlich. Dieselbe Wortwahl wie bei der Rezeptionistin. Gleich sagt er noch ‚entsetzlich‘, dachte Klauk.
    Klauk hielt ihm die Hand hin. Der Mann zog ihn förmlich ins Büro hinein. Ehe er sich versah, saß er in einem üppig gepolsterten Ledersessel. Sein Gegenüber war blond, blass, Mitte Dreißig, ein Bankergesicht. Unverbindlich. Feiner Anzug, eine dicke Uhr lugte unter den gestärkten Hemdsärmeln hervor. Er trug ein Hemd mit Manschettenknöpfen.
    „ Ja, das ist es wohl“, sagte Klauk. Er wollte Meister eine Frage stellen, doch kam der ihm zuvor.
    „ Haben Sie schon eine Spur? Die Stimme. Jemand muss doch diese Stimme kennen?“, sagte er und setzte sich in seinem Sessel zurecht. Seine Hände formten eine Raute, so wie man es von der Bundeskanzlerin Angela Merkel kannte. Sollte das nicht unterschwellig Dominanz demonstrieren?
    „ Wir arbeiten daran. Aber ich möchte Ihnen zuerst ein Paar Fragen stellen, Herr Meister. Die erste ist: woran hat Jan Schnackenberg gearbeitet? Die zweite ist: gab es in der letzten Zeit Streit mit einem unzufriedenen Kunden?“
    Meister musterte Klauk eine Weile. Klauk suchte nach der Arroganz, mit der manche Banker auf andere Menschen herabsahen, weil sie nicht mit Geld jonglierten. Beleidigende Herablassung und unverschämte Selbstgefälligkeit; damit bemühten sich einige Banker dem Bild in der Öffentlichkeit zu entsprechen, was sich seitdem Ausbruch der Finanzkreise beinahe jeder über sie machte.
    Doch solch einen Blick konnte er nicht ausmachen. Da war etwas anderes.
    „ Streit mit einem Kunden? Nein. Mit unseren Kunden gibt es keinen Streit. Wir gewähren Kredite für große Firmen. Da gibt es keinen Streit. Das beantwortet auch direkt ihre erste Frage nach seinen Aufgaben bei uns. Herr Schnackenberg war unser Bester.“ Er zwinkerte zweimal kurz, nachdem er den Satz beendet hatte.
    Klauks Schwulenradar meldete sich. Nicht dass er etwas gegen Homosexuelle gehabt hätte. Einige seiner Freunde waren Homosexuelle. Nein, er wunderte sich bloß, dass sein Radar nicht sofort angeschlagen hatte.
    „ Herr Meister, wir müssen den Arbeitsplatz von Jan Schnackenberg überprüfen. Es kann sein …“ Weiter kam er nicht, weil Meister ihn unterbrach. Bestimmt, aber freundlich.
    „ Ich fürchte, dass wird nicht möglich sein, Herr Klauk. Wie ich Ihnen bereits sagte, arbeiten wir mit großen Firmen zusammen. Deren finanzielle Befindlichkeiten dürfen nicht Ziel einer polizeilichen Untersuchung werden. Das werden Sie sicher verstehen.“
    Das Zwinkern. Diesmal verriet es Klauk seine Nervosität.
    „ Und ich fürchte, dass wir darauf keine Rücksicht nehmen können. Es geht hier um Mord.“
    Das Gesicht des Bankers versteinerte sich.
    „ Das werden Sie dann mit unseren Anwälten ausdiskutieren müssen.“
    „ Wenn das so ist. Die Staatsanwaltschaft Bonn wird darüber informiert. Noch eine letzte Frage. Hatte Jan Schnackenberg sexuellen Kontakt zu einer Mitarbeiterin ihrer Bank?“
    Harald Meister fuhr hoch. „Wir spionieren unseren Mitarbeitern nicht nach. Das kann ich Ihnen nicht beantworten“, sagte er pikiert. Sogar mehr als pikiert. Sein linkes Augenlid zuckte. Mehrmals.
    Was sollte dieser Mini-Gefühlsausbruch? Klauk war sicher, dass er mehr über das Intimleben seines Angestellten wusste, als er bereit war, preiszugeben.
    „ Vielen Dank, Herr Meister für ihre Zeit. Wir sehen uns sicher noch. Und ihre Anwälte wollen doch sicher auch, dass der feige Mord an Jan Schnackenberg aufgeklärt wird? Alles, was unsere Kriminaltechniker herausfinden, bleibt streng geheim. Keine Sorge.“ Er stand auf.
    Harald Meister hatte seine Fassung wiedergefunden und reichte ihm die Hand.
    Klauk achtete diesmal auf den Händedruck. Er war alles andere als fest. In den Augen des Mannes sah er mehr Fragezeichen, als bei einer Lateinarbeit in der sechsten Klasse eines Gymnasiums.
    Als er wieder draußen vor dem Bankgebäude und in der Bonner

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