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Oliver Hell - Gottes Acker (German Edition)

Oliver Hell - Gottes Acker (German Edition)

Titel: Oliver Hell - Gottes Acker (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Wagner
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voluminösen Tisch standen, an dem sicher die Vereinsbesprechungen stattfanden. Es gab sogar ein gebogenes Mikrofon, was aus dem Tisch herauslugte. Dort an der Stirnseite des Tisches saß aller Voraussicht nach der Vorstand. Dort ließ sich auch jetzt Hufenüssler nieder. Hell, der sich bereits am anderen Ende gesetzt hatte, stand dort wieder auf und nahm sich einen Stuhl, der näher an seinem Gastgeber stand.
    „ Verzeihung, dann muss ich nicht so schreien“, sagte er.
    „ Darf ich Ihnen etwas zu trinken anbieten, ein kleines geistiges Getränk vielleicht?“, fragte Hufenüssler, der sich nun an einem Wandschrank zu schaffen machte.
    „ Nein, bitte keinen Alkohol. Ein Wasser würde ich aber gerne nehmen.“
    Hufenüssler zwinkerte ihm zu. „Sie sind ja im Dienst. Ich habe schon Wochenende.“ Er nahm sich ein Bier aus dem Kühlschrank, der in dem Wandschrank versteckt war. Vor Hell stellte er eine gekühlte Flasche Sprudel und ein Glas ab. „Bitte sehr.“
    „ Vielen Dank. Was können Sie mir denn über Jan Schnackenberg erzählen, Herr Hufenüssler? Welche Aufgabe hatte er in ihrem Verein?“
    Der Riese schenkte sich sein Bier ein. Aber er beantwortete Hells Frage nicht. Der wollte schon nachfragen, als er die Tränen in den Augen des Mannes sah.
    „ Ich kannte den Jan schon, als er noch so ein kleiner Steppke war“, antwortete er schließlich langsam und hielt seine Hand auf Höhe seiner Schulter neben sich. Damit zeigte er die Körpergröße des Kindes an. Hells Schätzung nach war damit ein etwa zehnjähriger gemeint.
    „ Damals spielte er in der D-Jugend, ich habe ihn immer beobachtet, weil ich dachte, aus dem wird mal ein Profi. Naja, das wurde er nicht. Trotzdem habe ich ihn immer gemocht, den Jan.“ Er sprach langsam und betonte vor allem den Namen des Jungen.
    „ Und die anderen Mitglieder?“
    Hufenüssler nickte wortlos. Sein Blick wanderte an die Decke. Als wäre dort ein ferner, ein besserer Horizont voller leuchtender Farben. Er versuchte seine Tränen zu verbergen. Für Hell war es nicht einfach, diesen markigen Kerl mit den Tränen in den Augen, weiter zu vernehmen.
    „ Wenn Sie möchten, dann komme ich zu einem anderen Zeitpunkt vorbei, Herr Hufenüssler.“
    „ Nein. Es ist nur … ich habe keine eigenen Kinder, wissen Sie. Der Jan, der war wie ein Sohn für mich. Und wenn …“, sagte er und schaute erneut an die Decke, „Wenn der dann stirbt, unter solchen Umständen stirbt, dann glaubt man nicht mehr an die Gerechtigkeit Gottes. Verstehen Sie, Herr Kommissar?“
    Sein Blick drang Hell bis in die Seele. Er konnte diesen Verlust gut nachvollziehen. Hell selber hatte lange genug um die Liebe und die Zuneigung seines Sohnes kämpfen müssen und er hatte ebenfalls Angst um ihn gehabt, als er wegen seiner Drogensucht immer wieder auf die schiefe Bahn, zu geraten drohte. Viele hatten die Sucht mit dem Tod bezahlt. Als Kommissar ist man vielleicht noch näher am Elend der Junkies, als ein normaler Bürger.
    „ Ja, ich verstehe Sie sehr gut. Wirklich.“ Hells Worte waren uneingeschränkt die Wahrheit. Der Riese riss sich zusammen.
    „ Sie wollen sicher wissen, was Jan im Verein getan hat? Das kann ich Ihnen gerne sagen. Er war seit zwei Jahren der Kassenwart des Vereins und die Kasse hat seitdem auf Heller und Pfennig gestimmt. Ganz im Gegenteil zu vorher, sage ich Ihnen. Er war eben ein Banker, durch und durch.“
    „ Hatte er Feinde?“
    Hufenüssler runzelte die Stirn. Er brauchte eigentlich nichts mehr zu sagen, sein Blick sagte bereits alles.
    „ Feinde? Der Jan? Nein, niemals. Der doch nicht. Den haben alle gemocht. Alle.“
    „ Wenn Sie ihn so gut kannten, wer könnte ihrer Meinung nach denn ein Motiv gehabt haben, ihn umzubringen?“
    Er schüttelte vehement den Kopf. „Nein, beim besten Willen nicht.“
    „ Gut, Herr Hufenüssler, eine Frage habe ich noch. Hatte Herr Schnackenberg eine feste Beziehung?“
    „ Eine feste Beziehung? Wer hat denn heute noch eine feste Beziehung? Die Frauen wollen doch alle nur versorgt sein. Liebe? Glauben Sie noch an die Liebe in der heutigen Zeit?“ Er schob seine Unterarme auf dem Tisch nach vorne und kam Hell dadurch sehr nah. Der wich aber nicht zurück.
    Eine gute Frage, Wert einmal intensiv darüber nachzudenken. Glaubte er noch an die Liebe? Er liebte Franziska. Also sollte er die Frage mit einem ‚Ja‘ beantworten können. Aber hatte der Mann, der ihm gegenübersaß, nicht auch Recht? War das Wort Liebe nicht mehr nur eine

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