Oliver Hell - Gottes Acker (German Edition)
seinem Mazda MX5 die Observierung durchführen zu müssen. Spätestens nach einer Stunde hätten ihm die Beine wehgetan. Er hatte mit Rosin getauscht, fuhr deren Insignia, während Lea sich schon diebisch auf einen Tag in seinem coolen Mazda Cabrio gefreut hatte. Er parkte den Opel nicht wieder direkt gegenüber des Hauses von Jochheim, sondern gerade so weit weg, dass er das Haus noch im Blick halten konnte. Er setzte sich seine Sonnenbrille auf und rutschte im Sitz ein wenig nach vorne. Neben sich lag schussbereit seine Kamera, daneben ein Tüte mit frischen Croissants, die den Innenraum mit ihrem Duft füllten. Er konnte noch wiederstehen, sich das erste Croissant einzuverleiben. Irgendwie musste er sich ja diesen Scheißjob schmackhaft machen und wenn es mit leckerem Backwerk war.
Er schaute einer Joggerin hinterher. Laufen. Auch eine der Beschäftigungen, die er mit Sicherheit lieber ausgeführt hätte, als in dem Wagen vor dem elenden Haus von diesem Scheiß-Jochheim zu hocken. Wendt hatte seine Wut aber im Griff. So gut er konnte.
Die Joggerin lief weiter auf dem Bürgersteig, musste aber auf die Fahrbahn ausweichen, weil sich gegenüber von Jochheims Haus ein LKW einer Umzugsfirma auf dem Bürgersteig breit gemacht hatte. In den Mehrfamilienhäusern zog wohl jemand ein. Ein Mann öffnete die hinteren Türen des LKW und Wendt konnte erkennen, dass der bis an die Ladekante vollgeladen war.
Naja, wenigstens etwas Abwechslung, dachte er. Wie öde konnte dieser Job sein, wenn selbst das Beobachten eines Umzugs schon ein Highlight war? Er nahm die Kamera ans Auge und beobachtete durch das Teleobjektiv die Leute der Umzugsfirma, die schon begonnen hatten, den LKW zu entladen. Mit einem Mal senkte er die Kamera. Ungläubig. Was er da gerade gesehen hatte, konnte nicht wahr sein. Verdammt! Er kämpfte gegen seine Wut an. Am liebsten wäre er ausgestiegen und hinüber gegangen. Stattdessen nahm er sein Handy zur Hand und wählte die Nummer der Staatsanwaltschaft.
*
Hell parkte den Dienstwagen vor dem Gelände des FC Grün-Weiß Niederpleis. Er hatte sich dort mit der Person verabredet, die ihm etwas über die Rolle von Schnackenberg in dem Verein erzählen sollte. Hell sollte ihn auf dem Handy anrufen, er würde ihn dann abholen. Der Mann hieß Martin Hufenüssler. Hell stieg aus, streckte sich einmal kräftig und entschloss sich, das Jackett im Auto zu lassen. Inzwischen war es schon wieder sehr warm. Hell blinzelte in die Sonne, keine Wolke war am Himmel zu sehen. Er steckte das Handy in die Hosentasche und ging auf das Eingangstor zu. Das Tor stand offen. Zwischen zwei Gebäuden öffnete sich das Gelände. Dort lag der Platz, auf dem der Verein seine Regional-Liga-Spiele absolvierte. Ein Rasenplatz, der sehr gepflegt aussah. Hell schaute sich um. Weit und breit war niemand zu sehen. Weiter rechts sah er noch zwei weitere Trainingsplätze liegen, davor ein kleinerer Platz, der wohl als Trainingsplatz für die Jugendlichen diente. Auch die Tore dort waren kleiner. Auf beiden Plätzen gab es Kunstrasen.
Alle Achtung, dachte Hell, dass sich so ein kleiner Verein solch ein großes, gepflegtes Areal leisten konnte. Er suchte unter einer überdachten Grillstelle Schutz vor der Sonne und versuchte, Herrn Hufenüssler zu erreichen. Das Telefon klingelte. Niemand nahm ab. Zwei Minuten später versuchte er es erneut. Wieder vergebens.
Kurz bevor Hell schlechte Laune bekommen hätte, weil er umsonst hierher gefahren war, sah er eine Person, sich über den Rasenplatz nähern. Die Person winkte, Hell winkte ebenfalls.
Martin Hufenüssler war ein großer, breitschultriger Endfünfziger mit einem enormen Bierbauch. Je näher der Mann kam, desto größer erschien er ihm.
„ Martin Hufenüssler“, stellte er sich vor, als sich die beiden auf der Tartanbahn trafen, die den Fußballplatz in ihre Mitte nahm, „Sie müssen der Kommissar aus Bonn sein.“
Sein Händedruck sprach eine deutliche Sprache. Hell gab sich Mühe, nicht aufzuschreien.
„ Jawohl, Oliver Hell, guten Tag Herr Hufenüssler. Es geht um Jan Schnackenberg, der wie Sie ja sicher wissen, Opfer eines Mordes wurde“, sagte er.
„ Ja, eine schreckliche Geschichte“, sagte Hufenüssler und machte eine Geste in Richtung eines der Gebäude. Hell trottete hinter dem Riesen her und rieb sich die Hand. Natürlich so, dass der das nicht mitbekam.
„ Setzen Sie sich bitte, Herr Kommissar.“
Hell wählte einen der Stühle, die aufgereiht neben einem
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