Oliver Hell - Gottes Acker (German Edition)
das kann ich. Ich habe eine gute Menschenkenntnis, Herr Kommissar“, sagte sie. Ihr Blick bekam etwas Keckes. Klauk gewann immer mehr das Gefühl, dass sie begann, mit ihm zu flirten.
„ Und was sagt ihre Menschenkenntnis über mich aus?“, fragte er unverhohlen. Er setzte seinen Hundeblick auf. So nannte Christina Meinhold es immer, wenn er sie so anschaute.
Kein Zögern, kein scheuer Blick. Sie stieg auf den Flirt ein. „Sie sind auch ein schüchterner, nein das trifft es nicht, ein zurückhaltender Typ, kein Aufreißer. So etwas mögen Frauen. Sie sind sicher ein guter Zuhörer, stimmt’s?“
Wäre sein Gegenüber keine Verdächtige in einem Mordfall gewesen, hätte sich Klauk gerne auf dieses Spiel eingelassen. Doch jetzt musste er langsam seine Falle zuschnappen lassen.
„ Ja, da haben Sie Recht, Frau Laws. Ich höre gerne Menschen zu. Das stimmt. Am liebsten höre ich Menschen zu, die mich faszinieren. Vor allem aber mag ich es, wenn Menschen mir die Wahrheit erzählen“, sagte er säuselnd um dann in einen völlig anderen Tonfall zu wechseln, „Frau Laws, mein Chef hat mir eben die Nachricht zukommen lassen, dass Jan Schnackenberg und Sie sich nicht erst seit ein paar Monaten kennen, sondern schon viel länger. Was sagen Sie dazu?“ Er schob seinen Körper nach vorne und legte seine Arme auf den Tisch. Sie wich erschrocken zurück. Ihre Miene wurde steinern.
„ Wer sagt das?“, stieß sie hervor.
„ Ein sehr guter Freund hat das ausgesagt.“
„ Der lügt. Ich kenne Jan seit zwei Monaten. Nicht länger. Der Zeuge muss eine andere Frau meinen. Er verwechselt mich.“
Sie warf ihren Kopf kampfeslustig nach hinten. Die Augen aber verrieten Unsicherheit. Klauk blieb völlig ruhig. Der Hieb hatte gesessen. Damit hatte sie nicht gerechnet.
„ Frau Laws, es ist für uns kein Problem ihr Leben in den letzten anderthalb Jahren bis in den kleinsten Winkel auszuleuchten und ihr jetziges Leben auf den Kopf zu stellen. Ihre Freunde zu befragen, ihren Arbeitgeber, ihren Ehemann. Wir haben damit kein Problem. Und Sie?“
„ Das werden Sie nicht wagen. Ich habe ihrem Chef schon gesagt, dass ich meinen Anwalt einschalte …“, sagte sie, doch Klauk unterbrach sie.
„ Sie können mir jetzt so viel drohen, wie sie wollen. Wir haben sogar die Möglichkeit, sie so lange in Beugehaft zu nehmen, bis Sie aussagen. Das wollen sie sicher nicht.“
Sein Ton wurde kühl und bestimmt. Nicht umsonst war er der Ermittler mit den besten Quoten bei Verhören. Sein Babyface verlieh ihm eine Unschuld, ja beinahe Hilflosigkeit, die manche versuchten, auszunutzen. Doch Klauk war alles andere als hilflos. Er konnte knallhart sein. Das bemerkte auch jetzt Lydia Laws, die versucht hatte, den Ermittler um den Finger, zu wickeln.
Sie starrte Klauk fassungslos an. „Das wagen Sie nicht.“
„ Wissen Sie, Frau Laws. Ich habe keine Lust mehr auf ihre Spielchen. Sie mögen Männer, wie den bedauernswerten Schnackenberg becircen können, doch bei mir beißen Sie auf Granit. Entweder antworten Sie mir jetzt und äußern sich zu den Behauptungen des Freundes von Jan Schnackenberg oder sie finden sich in sehr naher Zukunft in unseren Präsidium wieder.“ Er schaute beinahe gelangweilt auf sein Handy.
Sie ließ die Arme sinken, sackte in ihrem Stuhl zusammen. Lydia Laws war klug genug zu erkennen, dass ihr Spiel beendet war. Klauk wartete.
„ Ich kenne Jan schon länger. Schon zwei Jahre. Wir haben uns damals im Maritim kennengelernt. Daher hatten wir uns auch dort wieder verabredet. Als ein Zeichen, es noch einmal zu versuchen.“
„ Wie meinen Sie das?“
„ Jan hatte damals eine Beziehung mit ihm davon abhängig gemacht, dass ich meinem Mann reinen Wein einschenke. Das habe ich nicht getan, daher stellte er den Kontakt ein. Bis vor zwei Monaten, da hat er sich wieder bei mir gemeldet.“
Klauk machte sich Notizen auf seinem Smart-Phone.
„ Und Sie sind sicher, dass ihr Mann davon keine Kenntnis hatte?“
„ Nein, da bin ich mir sicher. Er hat keine Ahnung“, antwortete sie und es klang ein wenig Bedauern mit. Ob sie ihren Mann bedauerte, weil sie eine umtriebige Fremdgängerin war, oder weil ihr ihre Situation plötzlich klar wurde. Wenn der Kommissar ihr keinen Glauben schenkte, dann würde ihr Lügengebäude der letzten Jahre mit einem lauten Knall zusammenkrachen.
„ Es tut mir Leid Frau Laws, ich kann es Ihnen leider nicht ersparen, dass wir uns in ihrem Umfeld umhören. Es geht um einen Mord und da hört
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