Oliver Hell - Gottes Acker (German Edition)
Morgen zu erreichen. Er ist verschwunden“, sagte sie.
„ Sind Sie sicher? Seit wann haben Sie nichts mehr von ihm gehört?“
„ Seit gestern gegen Mittag. Er erhielt ein Päckchen, danach verließ der die Redaktion.“
„ Ein Päckchen? Von wem? Und was war der Inhalt?“ Die Erklärung für das Verschwinden des Moderators konnte eine ganz Simple sein. Aber irgendwie schien ihm das bereits ein Wunschtraum zu sein. Eine diffuse Vorahnung stieg in ihm auf.
„ Ich weiß nicht. Er hat es nicht in meiner Gegenwart geöffnet.“ Die Frau schien sich eine Mitschuld am Verschwinden des Moderators zu geben. Warum auch immer.
„ Die Größe? Man kann doch schon von der Größe auf den Inhalt schließen. Wie groß war das Päckchen?“, fragte Hell unwirsch.
„ Nicht groß. Es konnte ein Buch darin sein. Ein Buch, ja das hätte es sein können“, antwortete die Frau. Es schien, als wäre sie sich gerade erst darüber im Klaren geworden zu sein.
„ Haben Sie versucht, Herrn Roberts anzurufen?“
„ Mehrmals. Unser Redakteur und der Aufnahmeleiter sind schon außer sich. Die Freitags-Sendung ist immer die Hörerstärkste der Woche.“
Was kümmern mich die Hörer von Demian Roberts? Hell fühlte, wie das Unbehagen in ihm aufstieg. Der Mann hatte versucht, ihn bei seinen Hörern zu blamieren. Lust, sich näher mit diesem Individuum auseinanderzusetzen, verspürte er daher nicht. Doch konnte er sich das nicht aussuchen.
„ Geben Sie mir bitte die Adresse und die Telefonnummer des Mannes“, ordnete Hell an.
Sie gab die Daten durch und Hell notierte es sich. Das Gespräch war beendet.
Hell warf einen Blick auf die Notizen. Er konnte sie sogar lesen. Roberts wohnte mitten in der Stadt, in einer der schönsten Straßen von Bonn. Er rief die Bereitschaft an. Sie sollten die Wohnung in der Poppelsdorfer Allee in Augenschein nehmen. Vielleicht lag der Moderator besoffen in einer Ecke seiner Wohnung. Bei jedem anderen Anruf hätte er sich selber gekümmert. Jetzt aber nicht.
Warum? Geschah das aus Widerwillen? Weil er diesen Menschen nicht mochte? Hell wusste keine Antwort darauf. Egal. Es war jetzt so angeleiert. Erst wenn die Beamten Alarm schlagen würden, konnte man eine Personenfahndung anlaufen lassen.
Hell hoffte, dass das nicht nötig sein würde. Noch einen Fall zu bearbeiten, würde sein Team nicht stemmen können. Sie hatten genug zu tun. Die unerledigten Dinge türmten sich vor ihnen. Er dachte wieder an sein Telefonat, stand auf und ging zur Glaswand herüber, auf dem die Tatortfotos von Lars Königer hingen. Darauf notierte er mit dem Marker eine Frage: wie kam der Täter unerkannt zum Tatort und wieder zurück?
*
Bevor sie sich auf den Weg machte, um ein weiteres Gespräch mit Saskia Henrichs zu führen, arbeitete Lea Rosin die Liste der Telefonverbindungen durch. Vor einer halben Stunde war die Akte erst angekommen. Klauk hatten sie am Vortag noch nicht zur Verfügung gestanden.
Saskia Henrichs hatte gelogen. Soviel konnte sie mit Gewissheit sagen. Jedenfalls was ihre Kontakte zu Lars Königer anging. In den letzten vier Wochen tauchten seine Handynummer und auch die Firmennummer mindestens drei Mal pro Tag auf. Manchmal auch abends. Es gab auch Tage mit mehr als zehn Kontakten. Rosin war gespannt, wie sich die Frau dazu stellte.
Christina Meinhold war zusammen mit Julian Kirsch von der KTU unterwegs, um die Tatortermittler bei der Durchsuchung des Büros von Lars Königer zu unterstützen. Sobald sie etwas Brauchbares fände, würde sie Bescheid geben.
Rosin blickte aus dem Fenster. Der Tag war bisher wieder schön und sonnig. Doch tauchten im Westen die ersten Wolken auf. Sie teilte die Angst der Kollegen vor einem erneuten Regenchaos, wie am Tag zuvor. Viele hatten sich auf den Gängen des Präsidiums darüber unterhalten. Man unterhielt sich über die Schäden, die das Unwetter im Rhein-Sieg-Kreis angerichtet hatte. Die Einsatzkräfte von Feuerwehr, Polizei und THW waren teilweise überfordert gewesen. Vielfach hatten sich die Opfer schon selber helfen können. Manchmal kam aber auch die Hilfe zu spät, Keller waren schon vollgelaufen. Überall gab es Beschwerden über die Einsatzkräfte.
Die Wolken schienen aber nicht näher zu kommen. Sie traute dem Spiel trotzdem nicht. Sie ging zurück zu ihrem Schreibtisch. Ihr Misstrauen war nicht verschwunden.
Jetzt habe ich schon einmal ein Cabrio zur Verfügung und dann fängt es gleich an zu regnen. Toll! Sie beschloss sich zu beeilen. Damit
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