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Oliver Hell - Gottes Acker (German Edition)

Oliver Hell - Gottes Acker (German Edition)

Titel: Oliver Hell - Gottes Acker (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Wagner
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intensiven Kontakt. Auch privat.“ Rosin wollte gar nicht weiter nachfragen, weil Hell auf sie einen völlig aufgewühlten Eindruck machte. Daher begnügte sie sich mit seiner Antwort.
    „ In Ordnung. Wenn sie sich weigert zu kooperieren, dann schicken wir ihr die KTU auf den Hals. Immerhin hat sie uns, was ihre Beziehung zu Königer angeht, belogen. Mal schauen, was da sonst noch alles zutage kommt.“
    Er wollte sich gerade zum Gehen wenden, als sein Telefon piepte. Ein auf sein Handy weitergeleitetes Gespräch, was auf seinem Dienstanschluss angekommen war. Er nahm das Gespräch an.
    Rosin beobachtete ihren Chef.
    Er antwortete einsilbig, dann verzog er sein Gesicht. „Verdammte Scheiße, jetzt haben wir ein Problem“, sagte er, nachdem er das Gespräch beendet hatte. Hell sah jetzt wirklich besorgt aus. Nicht mehr nur wütend.
    „ Was ist?“
    „ Dieser Klatsch-Reporter Demian Roberts ist verschwunden. Seine Wohnung ist verwüstet, es sieht nach einem Kampf aus. Man hat Blutspritzer gefunden. Er wurde wohl entführt, das sagte jedenfalls die Bereitschaft, die augenblicklich in seiner Wohnung ist.“
    Rosin sah die fahrigen Bewegungen, mit denen Hell seine Worte untermalte. Das kannte sie an ihm nicht. Hell zeigte Schwäche. Aber in der jetzigen Situation würde jeder Ermittler weiche Knie bekommen. Hell verhielt sich menschlich, was ihn ihr nur noch sympathischer machte. Er rieb sich mit seinem Zeigefinger unter der Nase entlang. Einem Impuls folgend, hätte sie ihn am Liebsten in den Arm genommen, um ihm zu zeigen, dass sie bedingungslos zu ihm stand. Doch sie ließ diese Vertraulichkeit. Immerhin standen sie immer noch vor der Türe des Staatsanwaltes.
    „ Was hat Priorität? Soll ich Henrichs befragen, oder fahren wir zusammen in die Wohnung von Roberts?“, fragte sie stattdessen.
    „ Ich benachrichtige Wrobel. Mal schauen, ob er so schnell Leute bereitstellen kann. Nein, fahr Du zu Henrichs. Ich kümmere mich um Roberts.“
     
     

    Als ein paar Sekunden später die Türe aufgerissen wurde, waren Hell und Rosin schon im Aufzug verschwunden. Mit einem Summen schloss sich die Aufzugstüre. Mit zornigem Gesicht warf der Staatsanwalt die Türe wieder zu. Er hatte mit Brigitta Hansen telefoniert, um ihr die Verfehlung von Oliver Hell brühwarm zu berichten. Dabei hatte er die Stimmen auf dem Flur gehört, doch während des Telefongespräches konnte er nicht nachsehen, mit wem sich Hell unterhielt.
    Er hätte Hell gerne die Botschaft von Brigitta Hansen direkt ins Gesicht geschleudert. Doch nun blieb ihm nichts anderes übrig, als ihm eine Mail zu schreiben, in der er seine Ermittlungsarbeit und vor allem seine Berichte als dilettantisch kritisierte. Und er würde von Hell eine schriftliche Stellungnahme verlangen. Hansen hatte das so abgesegnet. Wobei er es mit der Wahrheit ein wenig zu seinen Gunsten gedreht hatte. Er würde sich nicht scheuen, sogar den Innensenator einzuschalten.
    Er ließ sich nicht von einem Provinzkriminalen so über den Mund fahren. Hell sollte für seinen unverschämten Ton büßen.
    *
    In Indien gab es Jogis, die konnten einen ganzen Tag auf einer Stelle sitzen, ohne sich zu bewegen. Demian Roberts hatte schon sein Leben lang eine tiefe Bewunderung für diese Art der Selbstbeherrschung gehabt. Er selber hatte nur den einen oder anderen Joga-Kurs belegt. Doch keiner der Trainer dort hätte ihm auch nur im Ansatz eine Lösung für seine derzeitige Lage vermitteln können. Er wusste nicht, wie spät es war. Er hatte keine Ahnung, ob draußen Nacht oder Tag war. Seinem Gefühl zufolge hatte er eine Nacht hinter sich gebracht. Eine Höllennacht. Anders konnte er das nicht beschreiben. Sein ganzer Körper schmerzte, nein, sein Körper war Schmerz. Purer Schmerz.
    Er hatte sich eine Strategie ausgedacht, um zu überleben. Er zählte immer bis einhundert, dann bewegte er sich und wurde durch das grelle Licht wieder ein wenig wacher. Zuerst hatte er mitgezählt, wie oft er diese Prozedur durchlebt hatte. Bei einhundertachtzig Mal hatte er dann aufgehört zu zählen. Als junger Reporter hatte er Berichte gelesen über amerikanische Soldaten, die während des Vietnam-Krieges von dem Vietkong gefoltert worden waren. Sie saßen in kleinen, engen Käfigen im moderigen Wasser. Es gab tödlich giftige Schlangen, die sich ihnen unbemerkt nähern konnten. Schlaf bedeutete den Tod. Wenn sie ihren Kopf fallen ließen, ertranken sie. Das Wasser stand ihnen bis zum Kinn. Schlaf bedeutete Tod.
    Was

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