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Oliver Twist

Oliver Twist

Titel: Oliver Twist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Dickens
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noch?« fragte Blathers.
    »Glauben? Ich –? Jetzt – noch?« stotterte Giles und blickte den Detektiv verständnislos an.
    »Ob Sie immer noch glauben, daß es derselbe Junge ist, Sie Schafskopf?« rief Blathers ungeduldig.
    »Ich weiß es nicht. Ich weiß es wirklich nicht«, jammerte Giles verzweifelt. »Beschwören könnt ich es nicht.«
    »Und was denken Sie jetzt?« fragte Mr. Blathers.
    »Ich weiß doch nicht, was ich denken soll«, klagte der arme Giles. »Ich glaube nicht, daß es der Junge ist; das heißt: ich bin ganz sicher, daß er es nicht ist. Er kann es gar nicht gewesen sein.«
    »Hat der Mann vielleicht zuviel getrunken, Sir?« fragte Blathers, zum Doktor gewendet.
    »Er ist ein Mordsochs«, brummte Duff und kehrte Giles verächtlich den Rücken.
    Doktor Losberne hatte inzwischen seinem kleinen Patienten den Puls gefühlt und wandte sich an die Detektive mit der Bitte, falls sie irgend noch Zweifel an der Angelegenheithätten, möchten sie sich in die Stube nebenan verfügen, wo sie Mr. Brittles finden würden.
    Aber auch Mr. Brittles’ Verhör ergab nichts Nennenswertes. Er entschuldigte sich beständig damit, daß er nur das gesagt habe, was er von Mr. Giles gehört. Schließlich ließen die Detektive, ohne sich weiter um Oliver zu kümmern, den Konstabler im Haus zurück und begaben sich, mit dem Versprechen, am nächsten Tag wiederzukommen, nach London zurück.
    Am nächsten Tag hieß es, die Polizei hätte zwei Männer mit einem Jungen unter verdächtigen Anhaltspunkten aufgegriffen und nach Kingstown ins Gefängnis gebracht. Die Folge davon war, daß die Firma Blathers & Duff ihre Tätigkeit nach Kingstown verlegte. Die Verdachtsmomente beschränkten sich jedoch auch da schließlich nur auf den einfachen Umstand, daß drei Leute gemeinsam in einem Heuschober übernachtet hatten. Daraufhin verließ die Firma Blathers & Duff so klug wie vorher auch Kingstown.
    In der Zwischenzeit wuchs und gedieh Oliver dank der Fürsorge Mrs. Maylies und Miss Roses, die dabei von Mr. Losberne aufs Wärmste unterstützt wurden.

ZWEIUNDDREISSIGSTES KAPITEL
    Handelt von dem glücklichen Leben, das Oliver bei seinen gütigen Freunden zu führen begann
     
    Anfangs hatte Oliver nicht wenig zu leiden. Zu den Schmerzen seiner Wunde kam noch ein heftiges Fieber als Folge der Kälte und Nässe, der er in jener Nacht ausgesetzt gewesen. Viele Wochen mußte er im Bett liegen, aber allmählich genas er und war imstande, wenn es die Gelegenheit ergab, mit schlichten, aber tiefgefühlten Worten auszudrücken,wie sehr ihm die Liebe und Güte seiner Wohltäterinnen zu Herzen ging, und wie inbrünstig er hoffe, ihnen seine Dankbarkeit bald durch die Tat zu beweisen, wenn er erst wieder zu Kräften gelangt und wieder gesund sein würde. Er wolle ihnen, soweit dies ihm als Kind möglich sei, beweisen, welche Liebe er zu ihnen empfände, wo sie ihn doch von Elend und Tod gerettet hätten.
    »Armes Kind«, sagte Miss Rose, als Oliver eines Tages mit bleichen Lippen ihr Worte des Dankes zu stammeln versuchte. »Du wirst schon Gelegenheit finden, uns erkenntlich zu sein, wenn du willst. Wir gehen aufs Land, und meine Tante hat vor, dich mitzunehmen. Die Ruhe des Landes, die reine Luft und die Freuden und die Schönheit des Frühlings werden dich bald ganz gesund machen, und wir wollen dir hundert kleine Geschäfte auftragen, wenn du nur erst die Mühe dafür auf dich nehmen kannst.«
    »Die Mühe!« sagte Oliver. »Ach, wenn ich nur immer für Sie arbeiten und Ihnen Freude machen könnte, – vielleicht, indem ich Ihnen Ihre Blumen begösse, – Ihre Vögel fütterte, oder den ganzen Tag für Sie hin und her laufen könnte! Wie froh wäre ich, wenn ich es nur erst imstande wäre.«
    »Du wirst mir damit mehr Freude bereiten, als ich dir sagen kann«, erwiderte die junge Dame. »Ich bin jetzt schon so unsäglich froh, daran zu denken, daß meine liebe, gute Tante ein Werkzeug in der Hand der Vorsehung gewesen ist, ein Kind aus so einer entsetzlichen Lage errettet zu haben, wie du sie uns beschrieben hast. Wie erst wird sie sich freuen, zu hören, daß ihr kleiner Schützling dankbar und liebevoll gegen sie ist; und das macht mich weit glücklicher, als du dir vorstellen kannst. Verstehst du mich, Oliver?« fragte sie, des Kindes nachdenkliches Gesicht betrachtend.
    »O ja! ja, ich verstehe Sie sehr gut, aber es fiel mir nur ein, daß ich jetzt undankbar wäre.«
    »Gegen wen denn?«
    »Gegen den gütigen alten Herrn und die gute

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